In diesem MeetUp entwickelten wir gemeinsam einen Algorithmus – das kann jede(r)! – und überlegten uns, wie wir ihn „missbrauchen“ könnten und was uns vor Missbrauch schützen würde. Wir diskutierten beispielhaft an CHEMISTREE, wie Transparenz und Datenhoheit bei algorithmenbasierten Lösungen realistisch durchsetzbar sind – und ob ein spezifisch weiblicher Blick auf das Thema anders ist.

„Jede von uns nutzt im Alltag viele Algorithmen“

herCAREER: Es schrecken mit Sicherheit viele Frauen vor dem Thema zurück. Wie nehmen Sie Ihnen diese Angst bzw. Scheu?

Steininger: Da gibt es wirklich gar nichts zum Erschrecken. Jede von uns nutzt im Alltag viele Algorithmen und entwickelt auch ständig welche. Nur schreiben wir diese nicht in Programmiersprache auf, sondern haben sie im Kopf.
Die Definition von Algorithmus ist nämlich laut Wikipedia einfach: „Eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems.“ Eigentlich ist ein Algorithmus im besten Fall kodifizierter gesunder Menschenverstand. Zumindest sollte jeder Algorithmus da seinen Ausgangspunkt haben.

Ein Beispiel: Wenn Sie eine vielbefahrene Straße überqueren, nutzen Sie einen Algorithmus im Kopf, der vereinfacht ungefähr so funktioniert:

  • Versuche, eine Fußgängerampel zu finden.
  • Überquere die Straße nur, wenn die Ampel grün ist.
  • Schaue, bevor du gehst, auch bei grüner Ampel immer links und rechts, ob ein Spinner daherkommt.
  • Wenn du keine Ampel findest, versuche eine Unterführung zu finden usw.

Diesen Algorithmus haben wir bei der Verkehrserziehung als Kinder gelernt und wenden ihn ständig an.

herCAREER: Was ist der erste Schritt beim Entwickeln eines Algorithmus?

Steininger: Die erste Frage ist: Welches Problem will ich eigentlich ganz genau lösen?
Die Herausforderung ist dann, möglichst ohne Vorannahmen und Verzerrungen Handlungsvorschriften zu entwickeln. Und daran scheitern sehr viele. Entweder bewusst, weil sie mit dem Algorithmus manipulieren möchten – oder unbewusst, weil im Entwicklungsteam zu wenig Diversität, zu wenig unterschiedliche Perspektiven sind. Zurück zum Beispiel mit der Ampel: Wenn ich blind bin, hilft es mir für die Überquerung wenig, wenn die Ampel grün ist.

herCAREER: Wie kann das Erstellen eines Algorithmus lösungsorientiertes Arbeiten unterstützen?

Steininger: Wenn das Problem klar identifiziert ist, ist ein Algorithmus ja gerade der Lösungsweg bzw. die Kaskade an möglichen Lösungen. Algorithmen selbst zu entwickeln und auch niederzuschreiben hilft, klar zu denken, den Horizont für neue Lösungen zu öffnen und unterschiedliche Abhängigkeiten und Perspektiven einzubeziehen.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Gründung
  • Women in Tech

herCAREER: Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?

Über die Person

Rosmarie Steininger, Gründerin und Geschäftsführerin von CHEMISTREE, findet es großartig, Beziehungen zu bewirken, und zwar mithilfe von Algorithmen. Nach einem BWL-Studium mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik entwickelte sie acht Jahre in der BMW Group Algorithmen für Logistiksysteme und leitete internationale Projekte. Während ihrer sechs Jahre in der Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG entwarf und leitete sie gemeinnützige Projekte, deren Erfolg auf besonders guten Beziehungen der Teilnehmer untereinander basierten. Beide Facetten brachte sie 2017 bei der Gründung von CHEMISTREE zusammen. Sie hat zwei Töchter und ist Mit-Initiatorin von female.vision.

Dieses MeetUp wurde präsentiert von female.vision und war Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2019, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.