In einer Zeit, in der das Streben nach Nachhaltigkeit und sinnhaftem Konsum unabdingbar geworden ist, steigt die Verantwortung und der Anspruch, sich als Marke zu einem „Moral Leader“ zu entwickeln. Dabei liegt das Augenmerk nicht nur auf dem Produkt selbst, sondern es geht auch darum, wie man sich – wortwörtlich – zukunftsfähig verpackt! Wir geben Tipps und Tricks zur optimalen Vorbereitung des Themas und bieten Einblicke in die komplexe Welt der (nachhaltigen) Verpackung.
„Ein Moral Leader sollte die Bereitschaft mitbringen, sich für seine Werte und Prinzipien tatkräftig einzusetzen. “
herCAREER: Was macht einen „Moral Leader“ Ihrer Meinung nach besonders aus? Was muss dieser mitbringen?
Haberkorn: Ein Moral Leader sollte die Bereitschaft mitbringen, sich für seine Werte und Prinzipien tatkräftig einzusetzen. Gerade beim Thema „Sustainability“ reicht es nicht mehr nur zu reden, sondern es muss proaktiv etwas getan werden. Man muss für neue Wege offen und bereit sein, sie zu gehen.
Konkret heißt dies, dass nachhaltigere Materialien als Standard eingesetzt werden sowie effizientere und schonendere Produktionsabläufe geschaffen werden müssen, in der auch Abfallprodukte im Sinne einer Circular Economy Wiederverwertung finden. Das erfordert sowohl bei den Marken als auch bei den Lieferanten ein Umdenken und vor allem ein Invest, der von monetärer und struktureller Natur ist.
Fakt ist: Die Industrie muss endlich aufwachen und dafür benötigen wir Vorbilder und Pioniere, die sich entschlossen für unseren Planeten einsetzen – kreativ und flexibel!
herCAREER: Nachhaltige Verpackung – wo fange ich an, wenn ich in diese komplexe Welt einsteigen möchte?
Haberkorn: Es ist gut zu wissen, dass man auf die Frage „Ist das nachhaltig?“ keine Ja-/Nein-Antwort erwarten kann. Denn jedes Projekt, jedes Produkt hat andere Eigenschaften und Anforderungen und muss somit individuell betrachtet werden. Es gibt demnach eine Vielzahl an Faktoren, die beim Thema Nachhaltigkeit eine Rolle spielen und diese verteilen sich über die komplette Wertschöpfungskette. Es empfiehlt sich mit den richtigen Fragen einzusteigen, also:
Aus welchem Material wird mein Package hergestellt?
Und wie viel Material wird eingesetzt?
Und auch hinter dem Erscheinungsbild der Verpackung stecken wichtige Faktoren, die ihren ökologischen Fußabdruck mitbestimmen:
Wie und wo verteilen sich die Produktionsstätten?
Wie werden die Ressourcen abgebaut?
Mit welchem Energieeinsatz wird das Packagingmaterial hergestellt?
Wie setzt sich das Material zusammen (Monomaterial vs. Verbundstoff)?
Wie und wie weit wird es durch die Gegend transportiert?
Was passiert nach Gebrauch der Verpackung?
Welche Energie benötigt es, um entsorgt, abgebaut oder recycled zu werden?
Es gibt also viele Stellschrauben, an welchen man drehen kann, um ein Packaging effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.
Grundsätzlich gilt: wenig Materialeinsatz, Einsatz von natürlichen Materialien oder Monomaterial statt Materialverbunde, da diese immer schwieriger zu recyclen sind, sowie regionale Produktionen, um die Transportwege kurz zu halten.
herCAREER: Wie kann ich als Privatperson nachhaltiger leben? An welchen Stellschrauben kann wirklich jeder Mensch drehen?
Haberkorn: Im Grunde genommen ist es ganz einfach: versuchen auf Produkte aus natürlichen Materialien zurückzugreifen und reduzieren! Das ist immer die beste Lösung. Und zwar in allen Bereichen, sei es der übermäßige Fleischkonsum, der eigene Kleiderschrank, der mit Fehlkäufen überquillt, oder der bereits vieldiskutierte und verschwenderische Umgang mit Plastiktüten – wobei man in letzterem Fall beachten muss, dass sich Alternativen wie Baumwollbeutel nur als nachhaltiger erweisen, wenn diese um die 130-mal wiederverwendet werden.
Das bestätigt die Theorie, dass das Thema Sustainability nicht schwarz oder weiß ist. Das Produkt selbst ist notwendigerweise nicht schlecht, sondern es gibt einen besseren und einen schlechteren Umgang damit, vor allem wenn es um Entsorgung und Wiederverwertung geht. Hier sollte sich jeder an die eigene Nase fassen. Im letzten Jahr dominierte folgende Aussage die Nachrichten: „Wenn alle Menschen weltweit so leben und wirtschaften würden wie in Deutschland, dann bräuchte die Weltbevölkerung drei Erden.“ Das ist schon sehr bezeichnend.
Wir konsumieren im Überfluss und das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Traurig ist, um wieder auf das Thema Packaging zurückzukommen, dass große Stückzahlen immer günstiger produziert werden können als kleine Stückzahlen, da die Maschineneinrichtungs- sowie Werkzeugkosten auf die Auflage umgelegt wird. Wie im Car-Sharing Modell benötigen wir bei der Verpackung neue Ansätze, die es auch ermöglicht, kleine Stückzahlen zu erschwinglichen Preisen zu erwerben.
herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
- Packaging (Design)
- Branding
- Sustainability
herCAREER: Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?
Über die Person
Laura Haberkorn ist Co-Founder Packaging Circus und verantwortlich für Brand Strategy & Communications. Co-Founder des Packaging Blog the look & like M.A. Brands, Communication & Culture, University of London, Goldsmiths College, B.A. Media Studies / English & American Studies, Eberhard Karls Universität Tübingen.
Dieses MeetUp war Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2019, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.