„In Deutschland wird insgesamt weniger gearbeitet als im EU-Durchschnitt. Gleichzeitig spüren wir den Fachkräftemangel, und so wird seit einiger Zeit eine 42-Stunden-Woche gefordert – ein erstaunlich hilfloser Vorschlag“, schreibt Dr. Wiebke Ankersen in der Kolumne „Chefinnensache“ bei RND – RedaktionsNetzwerk Deutschland.
„Bevor wir über eine Erhöhung der Regelarbeitszeit diskutieren, sollten wir erst einmal dafür sorgen, dass überhaupt alle vollzeitnah arbeiten können und wollen. Denn dass hier vergleichsweise wenige Arbeitsstunden geleistet werden, liegt vor allem daran, dass die Hälfte der Frauen in Teilzeit arbeitet, ein sehr deutsches Phänomen.“
Vollzeittätigkeit müsse in Deutschland attraktiver werden, wie etwa in Schweden, wo sowohl Männer als auch Frauen grundsätzlich vollzeitnah arbeiteten – und wo es eine Arbeitskultur mit großem Respekt fürs Familienleben gebe: „Keine festen Meetings nach 16 Uhr und Führungskräfte gehen für alle gut sichtbar pünktlich nach Hause, damit klar ist, es ist in Ordnung, sich um die Familie zu kümmern.“
Ein fest etablierter gesellschaftlicher Konsens also, mit dem Effekt, dass in Schweden mehr Frauen arbeiten als in Deutschland, dass sie viel häufiger Führungspositionen übernehmen und trotzdem mehr Kinder bekommen. „Weil Arbeiten in Vollzeit eben nicht automatisch heißt, auf ein Privatleben zu verzichten – denn Staat und Unternehmen sorgen mit guten Kitas und Ganztagsschulen und einer menschlichen Arbeitskultur für Raum zum Arbeiten und zum Leben.“
Ein Beitrag von herCAREER,
veröffentlicht bei LinkedIn 13.06.2024