Wie wird man Mitglied im Aufsichtsrat eines Start-ups und vor welchen Herausforderungen steht man in dieser Funktion? Was sollte man an Erfahrungen mitbringen und wie gestaltet man seine Rolle erfolgreich? Gemeinsam diskutierten wir in diesem MeetUp mit Ihnen diese und weitere Fragen und ließen Sie an unseren gemeinsamen Erfahrungen als Aufsichtsrätin in einem Start-up teilhaben.
„Wir Frauen müssen unsere Bereitschaft und das „Ich will“ stets und in allen Gesprächen in und mit der Szene ausstrahlen und kommunizieren“
herCAREER: Wie wird man Mitglied im Aufsichtsrat eines StartUps?
Dr. Nadja Well: Sowohl durch Zufall als auch durch gezielte Community-Arbeit. Nicht alle Start-ups gründen sich oder werden zur AG bzw. bieten die Möglichkeit, eine Aufsichtsratsposition zu besetzen. Dennoch lohnt es sich, die Start-up-Szene zu beobachten, sich fleißig einzumischen, mitzudiskutieren, den Kontakt und die Nähe zu suchen. Die Summe dieser Beziehungsarbeit nenne ich Community-Arbeit, über die man sich selbst ins Gespräch bringen kann und auch unbedingt sollte. Je gezielter frau das angeht, umso wahrscheinlicher wird es, einen Kontakt herzustellen, ins Gespräch zu kommen. Ganz wichtig ist es, sich von Anfang an deutlich zu artikulieren und ganz klar zum Ausdruck zu bringen, dass man Interesse an einem Aufsichtsrats- oder Beiratsposten hat. Wir Frauen müssen unsere Bereitschaft und das „Ich will“ stets und in allen Gesprächen in und mit der Szene ausstrahlen und kommunizieren, auch wenn zum aktuellen Zeitpunkt (vermeintlich) gar keine Positionen frei sind.
Letzteres war bei mir persönlich der Fall. Der Vorstand von kommune.digital wusste immer schon, dass ich Interesse an einer solchen Position habe. Als sich dann abzeichnete, dass ein Mandat frei werden könnte, hat man mich angesprochen, ob mein Interesse noch gilt; und dann sind wir zusammen gekommen. Alles in allem hat der Prozess mehr als zwei Jahre gedauert, aber das Warten hat sich für beide Seiten gelohnt.
herCAREER: Welche Hürden bzw. Chancen bietet diese Position?
Dr. Nadja Well: Hürden sehe ich gar keine, außer vielleicht der Bereitschaft, zusätzliche Arbeit auf sich zu nehmen. Aber das hält sich in Grenzen und ist vor allem in Start-ups für Aufsichtsrats-Mandate überschaubar und gut selbst steuerbar. Als Chancen sehe ich, sich mit derartigen Mandaten in homöopathischer Dosis vertraut zu machen, in die Aufgabe reinzuwachsen und erste Erfahrungen zu sammeln. Im Gegensatz zu DAX-Unternehmen sind Start-ups ja selbst noch in der Lernphase; da kann sich der AR dranhängen und gemeinsam mit dem Unternehmen groß werden.
herCAREER: Gibt es bestimmte Erfahrungen, die man dafür mitbringen sollte und wie kommt man in dieser Position am besten zurecht?
Dr. Nadja Well: Als Erfahrung sollte man idealerweise ein Grundverständnis davon haben, wie ein Unternehmen funktioniert, zu welchen Aufgaben die Geschäftsführung/der Vorstand verpflichtet ist und wozu nicht. Ich persönlich bringe aus meiner 15-jährigen Beratungstätigkeit vom DAX- bis zum Start-up-Unternehmen im IT-Umfeld umfangreiche Kenntnisse zu Geschäftsprozessen und Digitalisierungsthemen mit. Zudem habe ich jede Menge Kontakte angehäuft, die ich in Kombination mit meinem fachlich-methodischen Wissen bei kommune.digital einbringen kann.
Am besten zurecht kommt man, wenn man eine klare Vorstellung davon mitbringt, welchen Beitrag man in dieser Position leisten und welche Erwartungen man erfüllen kann und möchte. Darüber sollte von Anfang an – idealerweise vor Antritt des Mandats – offen gesprochen werden, um Enttäuschungen oder unerfüllbare Erwartungen zu vermeiden. Wichtig ist zu wissen: Als AR ist es nicht erlaubt, in die operativen Geschäfte einzugreifen oder diese gar selbst auszuführen. Der AR kontrolliert (Aufsicht) und berät (Rat) den Vorstand in der Durchführung seiner Geschäfte. Das muss gerade „Anfängern“ absolut klar sein.
herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
- Digitalisierungsthemen
- Führungsthemen
- Startup
- Aufsichtsrat
- Karriere als Frau und Mutter machen
herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Sie persönlich eine/n Sparringspartner/in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchten? Dann benennen Sie uns Schlagworte für ihre Themen.
- erfolgreiches Bewegen auf politischem Parkett
herCAREER: Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?
Über die Person
Dr. Nadja Well ist CEO der Mobility inside Plattform GmbH und Aufsichtsrätin der GFKD (Gesellschaft für kommunale Digitalisierung) AG. Executive IT Stadtwerke München, Bereichsleitung (Executive VP) Independent Automotive Aftermarket (IAM), Digital Transformation Expert, IT & Strategic Consulting
Das MeetUp wurde präsentiert von Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) e.V. Dieses MeetUp war Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2021.