Das ist für mich ein ganz bestimmender Satz. Ich könnte nie ohne Arbeit sein. Ich habe immer gearbeitet, auch seit mein Sohn auf der Welt ist.
Berufsanfängerinnen und Frauen mit Erfahrungen
herCAREER: Frau Stopper, Sie treten bei der Messe herCAREER in München als Keynote-Speakerin auf. Was erwarten Sie von dieser neuen Karrieremesse für Frauen?
Heidi Stopper: Ich erwarte von der herCAREER, dass sie sich positiv absetzt von den 08/15-Karrieremessen. Ich erwarte, dass sie große Netzwerke erschließt und sich an ein sehr gemischtes Publikum richtet. Die Kombination aus Berufsanfängerinnen und Frauen mit Erfahrungen ergeben nämlich schöne Mentoring-Beziehungen, die dann allen weiterhelfen. Ich erwarte von der herCAREER also auch, dass sie eine stärkende Messe wird. Alle, die daran teilnehmen, sollen bei der Heimfahrt das Gefühl haben, für sich positiv ein paar Weichen für ihre nächsten Schritte gestellt zu haben.
Ich erwarte von der herCAREER also auch, dass sie eine stärkende Messe wird.Alle, die an der herCAREER daran teilnehmen, sollen bei der Heimfahrt das Gefühl haben, für sich positiv ein paar Weichen für ihre nächsten Schritte gestellt zu haben.
Können Sie bereits etwas über die Inhalte Ihres Vortrags verraten?
Mein Vortrag wird in die Richtung gehen, wie man seinen eigenen positiven Weg findet, also sehr proaktiv die Karriere plant. Der Vortrag soll auf jeden Fall Mut machen und wird mit vielen Praxisbeispielen sehr anschaulich. Ich bin keine Theoretikerin, kann aber meine eigenen Erfahrungen aus ganz unterschiedlichen Branchen schildern.
Wie wichtig ist es für Frauen eigentlich, vernetzt zu sein?
Es ist wahnsinnig wichtig, Netzwerke für sich im positiven Sinne zu nutzen. Es ist für Männer wichtig und es ist für Frauen wichtig. Es gibt mittlerweile viele Frauen, die hervorragende Netzwerkerinnen sind. Denjenigen, die das heute noch nicht sind, empfehle ich dringend, einen Teil ihrer Energie in die Pflege ihres Netzwerkes zu stecken.
Aber kostet das nicht viel Zeit, die besser für andere Aktivitäten genutzt werden könnte?
Netzwerke wollen gepflegt sein. Und das ist natürlich zeitaufwändig. Aber es gibt einem ja auch sehr viel. Netzwerkpflege kann unheimlich viel Spaß machen. Ich finde Netzwerke toll und bin eine sehr intensive Netzwerkpflegerin. Ich habe oft wunderbare Treffen, bei denen ich viel lache und beschwingt und voller neuer Ideen nach Hause gehe. Das hat den Zeitaufwand auf jeden Fall gelohnt. Man lernt in Netzwerken einfach viel von anderen, darf um Hilfe fragen, bekommt neue Perspektiven und trifft großartige Menschen. Und man kann in Netzwerken so viel von seinem eigenen Erfahrungsschatz weitergeben. Dieses Miteinander ist ganz wichtig. Es ist immer ein Geben und Nehmen. Ohne Netzwerke wäre das Leben nicht so bereichernd.
Ihr Leitsatz ist ja: „Das Leben ist zu kurz, um im falschen Job zu sein.“
Ja, das ist für mich ein ganz bestimmender Satz. Ich könnte nie ohne Arbeit sein. Ich habe immer gearbeitet, auch seit mein Sohn auf der Welt ist. Ich liebe natürlich meine Familie, aber Arbeit ist auch etwas ganz Wichtiges im Leben. Wir verbringen so wahnsinnig viel Zeit bei der Arbeit, dass man auf jeden Fall im Rahmen dessen, was einem möglich ist, versuchen sollte, in sich zu investieren und für sich das Richtige zu finden. Und glauben Sie mir: Für jeden und jede gibt es das Richtige.
Was raten Sie Frauen, die Karriere machen möchten?
Zuerst müssen sie hinterfragen, was Karriere überhaupt bedeutet. Für jeden meint Karriere nämlich etwas anderes. Man sollte sich nicht so sehr blenden lassen von den teils sehr konservativ geprägten Karrierevorstellungen. Karriere ist für mich, wenn man dazulernt und gefunden hat, was man machen will. Ratschläge, wie man eine Karriere planen kann, gibt es viele. Und für Frauen gibt es zusätzlich ein paar kleine Spezifika. Das wird auch ein Teil meines Vortrags auf der herCAREER sein. Ich will Mut machen zum eigenen Weg, ein paar sehr praktische Tipps geben, ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und damit einfach den Horizont der Zuhörerinnen erweitern. Diese sollen gestärkt in ihren Job-Alltag zurückkehren und für sich positiv die Weichen stellen.
Sie waren Personalvorstand bei der ProSiebenSat.1 Media AG und Vice President Human Resources für EADS Astrium Satellites. Wie hart war es für Sie, sich in „männerdominierten Branchen“ durchzusetzen?
Hart war es überhaupt nicht. Zugegeben, wenn man sich durchsetzen will, kann das anstrengend sein, auch kräftezehrend und vielleicht auch manchmal ein bisschen zeitraubend. Aber es war für mich eigentlich nie ein Thema, in spezifisch männerdominierten Bereichen mich durchsetzen zu müssen. Ich kannte es vom ersten Tag meiner Karriere an ja gar nicht anders. Ich glaube auch nicht, dass es schwieriger ist, sich bei Männern durchzusetzen als bei Frauen. Man muss für sich selber einen Weg finden, bei dem am Ende Win-win-Lösungen stehen. Ab einer bestimmten Managementebene kommt es in erster Linie darauf an, strategisch zu denken, sich durchsetzen zu können und andere für seine Ideen gewinnen zu können.
Haben Sie auch Rückschritte erlebt oder ging es immer steil nach oben?
Rückschritte gibt es in jeder Karriere. Aber ich habe auch aus den Dingen gelernt, die nicht funktioniert haben. Für mich war ganz wichtig, dass ich sehr häufig auf derselben Hierarchieebene Jobs gewollt und bekommen habe. Die waren dann zwar nicht der nächste Schritt nach oben, aber ein Schritt zur Seite. Diese Jobs haben mir die Lernkurven extrem steil gehalten. Ich habe so viele unterschiedliche Jobs gemacht, bei denen ich jedes Mal unheimlich viel gelernt habe. Erstens über die Sache und zweitens auch über mich selbst.
Rückschritte gibt es in jeder Karriere. Aber ich habe auch aus den Dingen gelernt, die nicht funktioniert haben.
Warum ist es so wichtig, sich selbst richtig einschätzen können?
Ich habe irgendwann in meiner Karriere erkannt, dass es extrem wichtig ist, sich selbst sehr gut zu kennen. Man muss nicht alles können, aber man muss auf seinen Stärken aufbauen. Je älter ich geworden bin, desto besser habe ich verstanden, worin ich sehr gut bin, was ich kann und was nicht und mit wem ich mein Team anreichern muss, damit es mich gut ergänzt. Und ich habe auch zunehmend erkannt, welche Unternehmen und welche Chefs gut für mich sind und mit welchen ich gut funktioniere und mit welchen eben nicht.
Wenn Sie auf ihren beruflichen Werdegang zurückblicken: Gibt es auch etwas, was Sie anders machen würden?
Wenn ich mich zurückversetzen könnte, würde ich das ein oder andere vielleicht anders machen wollen. Aber wahrscheinlich würde ich es wieder genauso machen. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann, dass ich etwas schneller jemanden gefunden hätte, der mit mir an meinen expliziten Stärken arbeitet. Aber wenn ich etwas richtig gemacht habe, dann meine Karriere. Ich war mit meinen großen Entscheidungen, die ich auch häufig aus dem Bauch heraus getroffen habe, immer sehr zufrieden. Und heute bin ich so rundum happy – auch im Rückblick auf die letzten 20 Jahre und auf das, was ich momentan mache. Und das wünsche ich jedem und jeder.
Heidi Stopper wird auch 2017 wieder bei der herCAREER mit dabei sein. Auf der Abendverstanstaltung herCAREER@Night steht sie den Teilnehmerinnen als Table Captain zum Austausch zur Verfügung – und das im direkten Gespräch.
[bctt tweet=“Man muss nicht alles können, aber man muss auf seinen Stärken aufbauen sagt Heidi Stopper #herCAREER“ username=“her_CAREER_de“]