„Die heutige #Jugend ist pragmatisch, weltoffen und hat ein sehr positives Zukunftsbild.“ Das sagt Mathias Albert, Leiter der neuen Shell-Jugendstudie, im Gespräch mit ZEIT ONLINE. Für die #Studie wurden von Januar bis März 2024 insgesamt 2.509 Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren befragt.
Von den Ergebnissen war Albert selbst überrascht – ebenso wie viele andere. ZEIT: „Jetzt wankt auch noch diese Gewissheit. Die eine gefühlte Wahrheit, auf die sich alle einigen konnten (…): Die Jugend ist kaputt. (…) Oder, um es in den Schlagworten der vergangenen Monate zu sagen: Sie wählt extremistisch, denkt pessimistisch und hat kein Vertrauen mehr in Staat, Gesellschaft und Politik.“
Aber nein: 76% der Befragten glauben, dass Deutschland ihnen die Chancen bietet, ihre Ziele und Träume zu verwirklichen. 75% sind mit der Demokratie zufrieden. Das Vertrauen in die staatlichen Institutionen ist weiter gestiegen. 54% blicken optimistisch auf die Zukunft der Gesellschaft.
Doch auch das zeigt sich: 81% haben Angst vor Krieg, 63% vor dem Klimawandel. Angst vor Ausländerfeindlichkeit haben 58%, vor Polarisierung 64 %. Wegen Migration sorgt sich ein Drittel.
Ausgerechnet die Erfahrung mit der Pandemie könne zur Stabilität beigetragen haben, so Studienleiter Albert: „Das ist die erste Generation seit dem Krieg, die live erlebt, dass die Gesellschaft in relativ überschaubarer Zeit durch eine Megakrise gekommen ist.“
Die ZEIT sieht auch Risse in den positiven Daten der Studie. „Es gibt nicht mehr viele Deutsche, die mit Jugendlichen reden. Weil es nicht mehr viele Jugendliche gibt“ – nämlich nur rund 10 % der Bevölkerung. „Nie waren die Jungen weniger. Man kann die Jugend gut ignorieren.“ Oder ihnen – mit Bezug auf die Arbeitswelt – Etikette verpassen wie „Kaum belastbar, aber hohe Ansprüche“.
Die Hälfte der Jugendlichen fühlt sich bei politischen Entscheidungen völlig ignoriert. Die Studienforscher: „Auffällig und in vielerlei Hinsicht besorgniserregend ist allerdings auch der von großen Teilen der Jugendlichen geäußerte Unmut. Die Kritik ist scharf, wirkt an manchen Stellen insbesondere gegenüber den handelnden politischen Akteuren unversöhnlich und ist häufig von populistischen Elementen getragen.“
Die Jugendlichen nähmen sehr sensibel wahr, wenn ihre Belange nicht berücksichtigt werden – in einer alternden Gesellschaft, in der die Älteren nicht nur in den Machtpositionen sitzen, sondern Macht schon durch Masse haben und die Politik entsprechend handelt.
Albert sieht die Studie auch als Warnung. „Die Botschaft der Jugendlichen ist: Wir sind ein Stabilitätsanker – noch. Aber bezieht uns ein, und packt die Probleme an!“
Fachleute hätten da ein paar Ideen: Wahlrecht ab 16, mehr Rechte für Jugendvertreter in Gemeinden, Jugendräte, mehr politische Bildung inner- und außerhalb der Schule, Förderung von Freiwilligendiensten (statt sozialer Pflichtzeit!). Das alles kostet Geld, Zeit und Engagement …
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Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
veröffentlicht bei LinkedIn 06.11.2024