Wer gestaltet mit, wie sich unsere Gesellschaft weiterentwickelt? Und wer findet Antworten auf die Frage, wie wir in Zukunft gerne leben möchten? Es gibt viele Frauen, die dabei ein gewichtiges Wörtchen mitreden, die sich in Debatten einmischen und sich durch keine Tabus und Denkblockaden aufhalten lassen. Das Team der herCAREER hat für den Emotion.award 2020 in der Kategorie „Frau der Stunde“ einige herausragende Frauen vorgeschlagen.
Unsere Nominierten für den EMOTION. award 2020
„Mit dem Award wollen wir mutige Frauen wertschätzen, die sich für Freiheit, Respekt und Gerechtigkeit einsetzen – für eine Gesellschaft in der wir gerne leben möchten“, heißt es in der Ausschreibung zum EMOTION.award 2020 in der Kategorie „Frau der Stunde“. Denn angesichts von Gewalt, Rassismus, Sexismus oder antidemokratische Bewegungen braucht es Menschen, die nicht in Hilflosigkeit erstarren.
Es gibt viele großartige Frauen, die sich in dieser Hinsicht für die Gesellschaft einsetzen. Viele von ihnen sind häufig über ihre eigenen Netzwerke hinaus jedoch noch nicht bekannt genug. Das möchten wir ändern und ihnen mehr Sichtbarkeit verschaffen, weil wir glauben, dass sie mehr Frauen dazu inspirieren könnten, aus ihrer Komfortzone herauszutreten und mit ihren Ideen eine größere Bühne zu suchen. Das Team der herCAREER hat einige Frauen aus der eigenen Community ins Rennen geschickt.
Wen wir als Frauen der Stunde wahrnehmen und warum:
- Carina Kontio, Wirtschaftsjournalistin beim Handelsblatt, weil sie sich in gesellschaftlich brisante Themen einmischt. In ihrer Rolemodel-Serie im Handelsblatt stellt sie regelmäßig herausragende weibliche Vorbilder vor. Damit trägt sie dazu bei, dass die Erfolge von Frauen nicht länger als Einzelerscheinungen wahrgenommen werden. Außerdem organisierte Carina Kontio bereits 2016 gemeinsam mit anderen Akteur*innen eine Demo gegen den Krieg in Syrien – mit großem Erfolg: 1.500 Menschen waren dabei.
- Dr. med. Dilek Gürsoy, Medizinerin des Jahres 2019, weil die Herzchirurgin und Tochter einer türkischen Gastarbeiterfamilie als erste Frau in Europa einem Patienten ein komplettes Kunstherz einsetze und aktuell ein neues Kunstherz mitentwickelt. Sie hat die Vision ein Zentrum für Herzchirurgie zu gründen. Sie ist Botschafterin für Organspenden und setzt sich für Chancengleichheit in der Medizin ein: Zentren für Herzchirurgie zu gründen ist innovativ und bricht mit bestehenden Strukturen.
- Melanie Behringer, ehemalige Profi-Fußballspielerin, weil sie Herausragendes für den deutschen Frauenfußball geleistet hat. Die Welt- und Europameisterin hat im Sommer 2019 nach 16 Jahren Profifußball ihre Karriere aufgrund von Knieproblemen beendet. Nunmehr agiert sie als Co-Trainerin – zuletzt in der U17-Frauennationalmannschaft und seit 2020 im Trainerteam des SC Freiburg, wo sie sich insbesondere um Standards kümmert.
- Düzen Tekkal, Fernsehjournalistin, Redakteurin, Autorin, Filmemacherin und Kriegsberichterstatterin, weil sie – ausgelöst durch den vom IS begangenen Völkermord an den Jesid*innen – den Verein HAWAR.help gegründet hat. Ziel dieser Initiative ist es, auf das Vorgehen des IS aufmerksam zu machen – vor allem die Menschenrechtsverletzungen, die ihre Glaubensgemeinschaft im Irak und Syrien erleiden muss.
- Anastasia Biefang, Offizierin bei der Bundeswehr, weil sie als transsexuelle Bataillonskommandeurin Tabus bricht und offen über Diversität bei der Bundeswehr spricht – unter anderem im Mindshift-Podcast des Handelsblatts. Sie scheut nicht davor zurück, das Thema Geschlechter-Diskriminierung in der Bundeswehr aufs Tapet zu bringen, indem sie Einblicke in ihren eigenen Weg gibt.
- Katrin Bauerfeind, TV-Moderatorin, weil sie in der Comedy-Serie „Frau Jordan stellt gleich“ in der Hauptrolle als unkonventionelle Gleichstellungsbeauftragte Eva Jordan an verschiedenen Orten für die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen und Männern kämpft. Mit ihrer Schauspielleistung bringt sie das Thema Gender Equality überzeugend in die Wohnzimmer der Nation.
- Beate Sander, Bestsellerautorin und ehemalige Wirtschafts- und Sozialwesen-Lehrerin an der Realschule, nicht nur weil sie sich traute, mit 59 Jahren damit anzufangen, in Aktien zu investieren, damit sehr erfolgreich war und innerhalb von 20 Jahren aus einem Startguthaben von 30.000 Euro über eine Million machte, sondern vor allem, weil sie andere Frauen dazu ermutigt, ihrem Beispiel zu folgen und sie über Anlagestrategien aufklärt.
- Prof. Manuela Rousseau, Aufsichtsratspionierin und Buchautorin, weil sie sich für mehr Gleichstellung in der Wirtschaft einsetzt – auch anhand ihrer eigenen Geschichte: Prof. Rousseau war auf ihrem Karriereweg mit Brüchen und Niederlagen konfrontiert. Dennoch sitzt die Quereinsteigerin mit Hauptschulabschluss, die in jungen Jahren mit dem von ihr gegründeten Unternehmen Konkurs anmelden musste, seit 20 Jahren im Aufsichtsrat von Beiersdorf, seit April 2019 als stellvertretende Vorsitzende.
- Sung-Hee Seewald, Fotografin, weil sie Frauen so porträtiert, wie sie wirklich sind. In ihrem Fotoprojekt „Female Diversity“, in dem sie auf Retuschierung verzichtet, oder in einem mit ihrem Bruder veröffentlichten Kurzfilm wendet sie sich gegen das seit Jahrzehnten vorherrschende Idealbild von Frauen in Magazinen, Werbung, Film und sozialen Medien, das anhand von straffen Frauenkörpern ohne Dellen, Falten, Narben oder Unreinheiten eine Perfektion suggeriert, die es so in Wahrheit nicht gibt.
- Anastasia Umrik, Coach, Autorin und Rednerin, weil sie trotz ihrer Muskelerkrankung, aufgrund derer sie mit einem elektrischen Rollstuhl unterwegs ist, erfolgreich als Coach, Autorin oder Rednerin arbeitet. Sie engagiert sich öffentlich für ein selbstbestimmtes Leben und zeigt, dass auch scheinbar schwere Erkrankungen in Beruf und Karriere keine Einschränkungen bedeuten müssen.
- Eva Schulz, Journalistin, weil sie seit 2017 den primär für soziale Medien produzierten funk-Videokanal Deutschland3000 betreibt und darin junge Menschen dabei unterstützt, sich eine Meinung zu politischen Themen zu bilden. Immer wieder experimentiert sie mit neuen Formaten und setzt sich damit für Innovation im öffentlich-rechtlichen Bereich ein – zuletzt mit dem funk-Podcast „Deutschland3000 – ’ne gute Stunde mit Eva Schulz“, den sie seit 2019 moderiert.
- Maren Kroymann, Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin, weil sie gegen jegliche „Regeln“ des deutschen TVs, nach denen Frauen ab einem gewissen Alter vom Bildschirm verschwinden, mit 70 Jahren ihre größten Erfolge feiert. Für die nach ihr benannte Satiresendung hat sie 2019 nicht nur den Deutschen und den Bayerischen Fernsehpreis in den Kategorien „Beste Comedy/Unterhaltung“ abgeräumt, sondern auch, wie schon im Jahr zuvor, den Grimme-Preis.
- Majd Ismail Mashharawi, Gründerin von SunBox, weil sie mit ihrem Solarenergieunternehmen Menschen in Gaza ein zuverlässiges, erschwingliches und einfach zu installierendes Solarenergie-Set zur Verfügung stellt. Mit ihrem Projekt „Green Cake“ erstellt sie zudem Ziegel aus Asche, die aus reichlich verfügbarem und feuerfestem Material bestehen, nur halb so viel wiegen wie Betonziegel und nur halb so teuer sind – und damit zum Wiederaufbau der Region beitragen.
- Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, Chemikerin, Youtuberin, Journalistin, weil sie als „Science-Influencerin“ mit mehr als 350.000 Abonnent*innen bei YouTube Tierversuche, Transgenderbiologie oder Zahnpastalügen erklärt. Mit der wöchentlichen WDR-Sendung Quarks, die sie als Nachfolgerin von Ranga Yogeshwar moderiert, ist sie ein wunderbares Vorbild für junge Frauen und Mädchen. Sie zeigt, dass Wissenschaft keineswegs Männern vorbehalten oder „nerdig“ ist, sondern Spaß machen kann.
- Michaela Gerg, ehem. Skifahrerin, 4-fache Skiweltcup-Gewinnerin und Olympionikin, weil sie heute in Vorträgen authentische Einblicke in die glitzernde und oft brutale Welt des alpinen Skizirkus sowie die Höhen und Tiefen ihrer Karriere gibt. Auch anhand ihrer eigenen Schicksalsschläge wie dem Tod ihrer Mutter oder ihrer überwundenen Krebserkrankung macht sie Frauen Mut, nach Niederlagen wieder aufzustehen und gelassen und selbstbestimmt neue Wege zu gehen.
- Mareile Blendl, Schauspielerin, weil sie mit ihrer Arbeit den gesellschaftlichen Blick auf Frauen, die eine gewisse Altersschwelle überschreiten, kritisiert. Der Film „All I Never Wanted“, bei dem ihre Schwester mit einer Kollegin im Tandem Regie führte und in dem Mareile Blendl sich selbst als Schauspielerin in der 40ern in einer ausgedachten Parallelkarriere spielt, rechnet mit der Medienlandschaft zwischen fragwürdigen Schönheitsidealen und rücksichtsloser Profitgier ab.
Sicherlich gibt es viele weitere Frauen, die wir an dieser Stelle nennen könnten – die Auswahl ist uns nicht leichtgefallen. Einige Namen sind den Leser*innen möglicherweise bereits aus unserer Nominierungsliste 2019 bekannt. Manche Frauen bewegen sich in vielen Aktionsfeldern, gestalten auch als Gründerinnen und Führungskräfte unsere Lebens- und Arbeitswelt mit. Dafür haben wir eigene Nominierungslisten erstellt – einmal in der Kategorie „Unternehmerin/Gründerin“ und in der Kategorie „Frauen in Führung“.
Für welche Auswahl sich die Initiatoren des EMOTION.awards entscheiden, geben sie am 17.02.2020 bekannt: Dann beginnt das Leser*innen-Voting, das bis zum 15.03.2020 läuft. Am 18. Juni 2020 werden die Namen der Bestplatzierten auf einer Gala bekannt gegeben. Wir drücken unseren Kandidatinnen die Daumen!
Egal, wer letztlich auf dem Siegertreppchen steht, für uns haben diese Frauen alle schon gewonnen. Auf der herCAREER 2020 vom 29. bis 30. Oktober im MTC München werden viele von ihnen mit von der Partie sein. Das ist eine wunderbare Gelegenheit, um sich persönlich oder fachlich mit diesen mutigen Frauen auszutauschen. Mehr als 6.000 Besucher*innen, 450 Role Models, 300 MeetUps, 200 Aussteller und 60 Vorträge – die herCAREER bringt Frauen in jeder Karrierephase über Hierarchien hinweg zusammen.