Im Interview beschreibt Lina, wie digitaler Social Impact durch kreative Ansätze gelingt, und gibt uns eine Übersicht über die Vielfalt von „Tech for Social Good“-Initiativen. Projekte wie die Climate Stories Map beweisen, dass Technologie nicht nur Werkzeuge bereitstellen, sondern auch eine Plattform für Empowerment und gesellschaftliche Transformation bieten kann. Anhand der Entstehungsgeschichte der Climate Stories Map wird aufgezeigt, wie aus einer Vision ein erfolgreiches gemeinnütziges Digitalprojekt wird, von der ersten Idee bis zur Umsetzung und Skalierung. Ziel ist es, andere – insbesondere junge Menschen – zu inspirieren und zu motivieren, um ihre Selbstwirksamkeit zu entdecken, aktiv zu werden und gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten, und ihnen eine Hilfestellung bei der Entwicklung von Strategien für eigene Projekte zu geben. herCAREER im Interview mit Lina Sophie Pfeiffer, Gründerin der Climate Stories Map und Referentin für Data Science, Deutsches Rotes Kreuz.
„Hört auf, an euch zu zweifeln, und wagt den Sprung ins kalte Wasser!“
herCAREER: „Tech for Social Good“: Das klingt spannend. Kannst du näher beschreiben, was für ein Konzept dahintersteckt?
Lina Sophie Pfeiffer: Unternehmen entwickeln und verwenden schon lange digitale Tools, um ihre Geschäftsprozesse zu optimieren. „Tech for Social Good“ bedeutet, diese Technologien – etwa Künstliche Intelligenz – gezielt für gesellschaftlichen Nutzen einzusetzen, anstatt primär auf Profit abzuzielen. Bei meiner Arbeit als Referentin im Data Science Hub beim Deutschen Roten Kreuz entwickeln wir digitale Lösungen, die unserem Verband helfen, Menschen besser, effizienter und zielgerichteter helfen können. Ein Anwendungsfall ist zum Beispiel die Vorhersage von medizinischen Notfällen auf der Basis von Daten zur Energienutzung oder die Nutzung von KI-Chatbots für die Koordination von humanitären Hilfslieferungen. Mein eigenes Projekt, die Climate Stories Map, zeigt wiederum, wie bestehende Technologien – in diesem Fall Google Maps – für soziale Zwecke umfunktioniert werden können. Das ist für mich eine wichtige Erkenntnis: Selbst wenn Unternehmen selten in nicht-kommerzielle Anwendungen investieren, können wir trotzdem aus ihren Produkten gesellschaftlichen Mehrwert schaffen.
herCAREER: Auf welcher Idee basiert das Projekt Climate Stories Map, und welche Erfahrungen hast du bei der Umsetzung gemacht?
Lina Sophie Pfeiffer: Die Idee kam mir in einem Gespräch mit Freund:innen. Wir haben darüber geredet, welche Veränderungen wir in unserer Umgebung bemerken, die wahrscheinlich mit dem Klimawandel zusammenhängen: sinkende Wasserpegel, vermehrtes Auftreten von asiatischen Tigermücken, Hitzewellen und so weiter. Mir wurde dabei klar, wie sehr uns der Klimawandel schon jetzt betrifft – und das direkt vor unserer Haustür. Das hat mich viel stärker berührt und zum Handeln motiviert als die oft abstrakten, wenn auch schockierenden Statistiken in der Forschung.
Deshalb wollte ich eine Plattform schaffen, auf der Menschen ihre eigenen Beobachtungen teilen und so den Klimadiskurs mitgestalten können – und gleichzeitig eine persönlichere Verbindung zum Thema aufbauen. Bei der Umsetzung habe ich eng mit Google Berlin zusammengearbeitet, um über die Google Maps API ein vertrautes Interface zu bieten und den Einstieg für Nutzer:innen so einfach wie möglich zu machen.
herCAREER: Was möchtest du anderen jungen Menschen mitgeben, die eigene Projekte realisieren möchten und dabei von deinen Erfahrungen profitieren könnten?
Lina Sophie Pfeiffer: Das Wichtigste, was ich gelernt habe: Hört auf, an euch zu zweifeln, und wagt den Sprung ins kalte Wasser! Ich kenne das Gefühl, die eigene Idee infrage zu stellen – gerade als junge Frau. Aber am Ende zählt, dass man ins Handeln kommt. Dass es die CSM gibt und dass sie zu dem geworden ist, was sie heute ist, zeigt mir jeden Tag, wie wichtig es ist, Dinge einfach mal auszuprobieren. Es klingt vielleicht kitschig, aber manchmal braucht es nur diesen einen Schritt ins Ungewisse: eine E-Mail, ein Gespräch – und plötzlich kommt alles ins Rollen.
herCAREER: Bei herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Austauschpartner:innen aufsetzt. Zu welchen Themen kannst du als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
- Technology (Responsible Technology, Disruptive Technology, Tech for Social Good)
- Data Science
- AI
- Social Entrepreneurship
- Self Growth
herCAREER: Gibt es Themen, zu denen du persönlich eine Austauschpartner:in suchst und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchtest? Dann benenne uns Schlagworte für deine Themen.
- Social Entrepreneurship
- Funding Streams
herCAREER: Würdest du auch als Mentor:in bei herCAREER fungieren? Welche Frau würdest du dir als Mentee wünschen?
Lina Sophie Pfeiffer: Ich freue mich auf engagierte Menschen, die einen Unterschied machen wollen!
Zur Kontaktaufnahme bitte die von der Interviewpartner:in angegebenen Möglichkeiten nutzen und sich auf das Interview bei herCAREER-Learn & Connect beziehen.
Über die Person
Lina Sophie Pfeiffer schloss ihr Studium an der Universität Glasgow mit Auszeichnung als Jahrgangsbeste in den Bereichen Digital Media, Information Studies und Social & Public Policy ab.
Sie ist die Gründerin der Initiative “Climate Stories Map” (CSM) und arbeitet als Referentin im Data Science Hub des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Dort konzipiert sie datengetriebene Projekte, um den Wohlfahrtssektor innovativ zu stärken. Als erste öffentlich zugängliche Plattform für den Austausch von Erfahrungen zum Klimawandel vernetzt die CSM täglich bis zu 2.000 Nutzer:innen in Deutschland, um lokale Stimmen hörbar zu machen und ihre Perspektiven in gesellschaftliche und politische Entscheidungsprozesse einzubringen.
Lina engagiert sich mit Leidenschaft für digitale und kreative Ansätze, um Menschen zu inspirieren und Technologie gezielt für gesellschaftliche Herausforderungen einzusetzen. Als Rednerin und Workshopleiterin vermittelt sie die Bedeutung von digitalen Technologien und Citizen Science für eine gerechte und nachhaltige Klimapolitik. Ihre Arbeit an der Schnittstelle von Technologie und sozialem Impact wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten ZEISS Women Award 2024 für „Digital Social Impact“ sowie einer Platzierung unter den Top 3 der Global Digital Women DFLX Awards für weibliche Führungspersönlichkeiten in diesem Bereich. 2025 wurde sie von der Global Solutions Initiative als Young Global Changer ausgewählt. Ihr akademischer Werdegang spiegelt die interdisziplinäre Ausrichtung wider.