Strukturierte analytische Methodiken sind die essenziellen Werkzeuge, mit denen erfolgreiche digitale und technologische Geschäftsmodelle entwickelt werden. Durch die Anwendung dieser Analyse-Frameworks werden Eintrittswahrscheinlichkeiten des Erfolgs massiv gesteigert, Kosten wie Zeit und Geld deutlich reduziert und Unsicherheiten beseitigt. In dem MeetUp wurden gängige Werkzeuge wie Canvas und Barbara Mintos Prinzip der Pyramide sowie eigenentwickelte Tools kurz vorgestellt und Fragen beantwortet.
„Objektivität ist bei allen digitalen Entwicklungen entscheidend“
herCAREER: Was sind Ihrer Meinung nach die zwei wichtigsten Kompetenzen, die ich mitbringen sollte, um erfolgreich digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln?
Dr. von Knop: Strukturierte Arbeitsweise und vielfältige Themenbearbeitung sind die beiden wichtigsten Fähigkeiten, die man beherrschen muss, um erfolgreich ein digitales Geschäftsmodell zu entwickeln.
Die strukturierte Arbeitsweise ist essentiell, um alle Aufgaben mit der richtigen Priorität und der erforderlichen Tiefe zu bearbeiten. Bei der Findung des Geschäftsmodells ist eine strukturierte Analyse wesentlich, um zügig ein gutes Ergebnis für ein MVP (Minimum Valuable Product) für die Persona (Kernmerkmale der Zielgruppe) zu bekommen. Hier helfen Strukturwerkzeuge wie Business Model Canvas. Diese Arbeitsweise hat wenig mit Intellekt zu tun als vielmehr mit der Arbeitsmethode. Im Zentrum steht die Frage, wie ich ein unbekanntes Thema anfasse, um möglichst schnell zu einem guten Ergebnis zu kommen, wenn man im Gründungsprozess ist und die Lösung baut. Aber auch während der Operation treten jeden Tag x verschiedene kleine unterschiedliche Aufgaben auf, die abgearbeitet und koordiniert werden müssen. Daran sollte man unbedingt Spaß haben.
herCAREER: Was ist Ihr wichtigstes Learning aus der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle? Wo passieren die häufigsten Fehler?
Dr. von Knop: Objektivität ist bei allen digitalen Entwicklungen entscheidend, um eine gute Lösung zu entwickeln. Schließlich wird eine Lösung dann im Markt überzeugen, wenn diese reale oder gefühlte Probleme einer ausreichend großen Zielgruppe löst. Das heißt zum Beispiel sehr häufig, dass man von sich selbst nicht auf andere schließen kann. Jede menschliche Entscheidung wird von 186 Heuristiken, also Verzerrungen der Wahrnehmung beeinflusst. Aus diesem Grund ist das Testen des MV im Markt so früh wie möglich und die systematische Einholung des Kundenfeedbacks so wesentlich. Mit der Objektivität geht auch eine gewisse Form der emotionalen Distanz einher. Die vermeintlich besten Freunde oder die eigene Familie sind nicht zwangsläufig die besten Berater, Mitarbeiter oder Co-Gründer. Die meisten Fehler werden auf der Ebene der Tests gemacht: Das Test-Design ist fehlerhaft, es wird nicht früh genug und nicht häufig genug getestet. Ein anderer Fehler ist die Unterschätzung der Operations, die bei jedem digitalen Geschäftsmodell auftritt, sowie eine nicht ausreichende Bearbeitung aller juristischer Angelegenheiten.
herCAREER: Kann ich ein traditionelles Business in ein digitales Business umwandeln oder muss ich eigentlich ein neues Geschäftsmodell entwickeln?
Dr. von Knop: Es gibt verschiedene Innovationstheorien und Innovationskonzepte, die primär auf die Zielgruppen Wissenschaft oder Konzern abzielen. Vom Prinzip her kann man in drei Bereichen eine digitale Innovation entwickeln: 1. Effizienz-Innovationen. Das sind Innovationen, die den Prozess beschleunigen und zum Beispiel komplexe Dienstleistungen online kaufbar machen. 2. Nachhaltige Innovationen: Hier steht im Zentrum, bereits bestehende Produkte oder Dienstleistungen besser zu machen. Als Beispiel gelten hier viele Lösungen mit AI Entscheidungs-Unterstützungen, wie z. B. in der Medizin. 3. Markt-erschaffende Innovationen. Das sind eigentlich „echte“ Innovationen, da diese ganz neue Märkte erschaffen. So hat das Smartphone erst den Markt für Apps ermöglicht. Alle diese drei Typen von Innovationen sind möglich, wenn man ein bestehendes Geschäftsmodell umwandelt oder ein neues entwickelt.
herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
- Big Data
- AI
- Deep Learning
- e-Health
- digital-therapeuthics
- Cyber Security Business Modeling
- Market Access
- Digital Product Building und Digital Service Product Building
- B2B
- Political Marketing
herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Sie persönlich eine/n Sparringspartner/in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchten? Dann benennen Sie uns Schlagworte für ihre Themen.
- Aufsichtsrat
Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?
Über die Person
Dr. Katharina von Knop untersucht und entwickelt Lösungen, mit dem von ihr gegründeten Unternehmen Digital Trust, wie sich die Akzeptanz und Nutzung digitaler Lösungen verbessern lässt. Die diplomierte Politikwissenschaftlerin und promovierte Philosophin hat vorher bereits drei andere Unternehmen gegründet und als Unternehmensberaterin sowie im Business Development eines großen Dienstleistungskonzerns viele praktische Erfahrungen gesammelt. Im Plug & Play Tech Center und bei Fraunhofer unterstützt sie junge GründerInnen und Start-ups bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle und Technologie-Lösungen. Zudem ist sie Beirätin von Regify, einem Unternehmen, das Cyber-Sicherheitslösungen entwickelt. Neben ihrer Promotion zum Thema „Terrorismusbekämpfung“ ist sie Autorin zahlreicher Bücher und Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften.
Auf der herCAREER vom 10. bis 11. Oktober 2019 stand Dr. Katharina von Knop im MTC München nicht nur als Speaker zum Thema „Das Risiko, nicht ins Risiko zu gehen“ auf der Bühne. BesucherInnen konnten sie auch als Sparringspartner zum Thema „mit digitalen Businessmodellen gründen“ ansprechen oder sich mit ihr auf der herCAREER@Night austauschen, wo wie als Table Captain dabei war.