„Dr. Joy Buolamwini gilt als das gute Gewissen der KI-Branche – und als eine ihrer mächtigsten Frauen. Selbst Menschen wie US-Präsident Joe Biden hören ihr zu. Auch, weil sie ihre Aussagen gern in Reime verpackt“: Kathrin Werner porträtiert Buolamwini in der Süddeutsche Zeitung.
„Das Magazin TIME zählt sie zu den 100 wichtigsten Menschen der KI. Buolamwinis Gesicht, das KI nicht erkennt, war auf dem Cover der wichtigsten Zeitschriften der Welt. Und zwar nicht, weil sie mit KI viel Geld verdient, ganz im Gegenteil. Sie legt sich mit denen an, die das große Geld verdienen“, so Werner.
„Alle Datensätze aus der Vergangenheit tragen die Vorurteile der Vergangenheit in sich.“ Das deckte die Informatikerin vor sechs Jahren auf und wurde damit berühmt. Schon während ihres Studiums entdeckte sie die Fehler, die in künstliche Intelligenzen der größten Konzerne eingebaut sind. Hinter ihnen stecke System, denn die Menschen, die KI mit Bildern füttern, hätten selbst Vorurteile – und nutzten vor allem Bilder, die aussehen wie sie selbst: männlich und weiß.
Inzwischen arbeiteten KI entwickelnde Konzerne daran, ihre KI sensibler unter anderem für Herkunft, Rassismus, Klasse und Geschlecht zu machen.
Buolamwini wuchs in Mississippi und Tennessee auf, als Tochter von Einwanderern aus Ghana, ihre Mutter war Künstlerin.
Als sie an der Uni mit Gesichtserkennungssoftware experimentierte und feststellte, dass Programme ihr Gesicht überhaupt erst als Gesicht erkennen, wenn sie eine weiße Maske aufsetzte, wurde ihr klar, dass sie dem Thema nachgehen musste. „Diese Erfahrung, etwas weniger Menschliches anzuziehen, um von einer Maschine als Mensch gesehen zu werden, hat meine Neugier geweckt“, sagt sie.
Neben ihrer Informatikpromotion gründete sie den Bürgerrechtsverein The Algorithmic Justice League. Die Organisation nutzt Kunst und Forschung als Mittel, um die sozialen Auswirkungen der KI aufzudecken und durch verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit die KI-Firmen unter Druck zu setzen, ethische Fragen bei der Entwicklung ihrer Techniken mehr in den Vordergrund zu stellen. Wichtig sei, dass Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen neue KI-Werkzeuge entwickeln und testen, weil ihnen Probleme auffallen, die andere Menschen übersehen.
Buolamwini sorgt sich nicht zuletzt wegen der Auswirkungen von Deepfakes (Fälschungen mit Hilfe von KI) auf den menschlichen Sinn für Wahrheit und Unwahrheit – und auf die Demokratie.
Im vergangenen Herbst erschien ihr Buch „Unmasking AI“. Sie schreibt auch Gedichte und trägt sie vor. Ihr neues Thema ist KI im Krieg. „Manche sagen, KI sei ein existenzielles Risiko. Wir sehen KI als eine vernichtende Realität. Beschleunigung der Auslöschung. Zunahme der Zerstörung. Ich habe von einem neuen Gospel gehört, der den Tod mit dem Versprechen von Präzision bringt“, heißt es in einem Gedicht der Frau, „die der Macht der Maschinen die Macht der Worte entgegensetzt“.
Ein Beitrag von herCAREER,
veröffentlicht bei LinkedIn 22.04.2024
Quelle:
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/joy-buolamwini-ai-bias-1.6522000