„Verheiratete Menschen haben seltener Depressionen“, titelt die Süddeutsche Zeitung. „Ledig und kinderlos: Laut sind Frauen so am glücklichsten“, titelt die FR.
Ja, wie denn nun?
Der Widerspruch ist natürlich nur scheinbar, denn auch hier gibt es einen beträchtlichen #GenderGap. Männer sind im Schnitt in festen Partnerschaften – ob mit oder ohne Kinder – zufriedener, und Frauen als Singles ohne Kinder.
Das klingt ziemlich überspitzt. Schließlich gibt es auch viele Frauen, die sich mit ihrem Partner wohlfühlen, und Kinder tragen ja oft erheblich zum Lebensglück bei. Interessant sind die Ergebnisse mehrerer aktueller Studien und vor allem die möglichen Gründe dennoch.
„Ohne Trauschein liegt das Risiko, Symptome einer Depression zu erleben, jedenfalls um 80% höher“, so die SZ mit Verweis auf eine Studie. (Allerdings handele es sich hier um eine Korrelation, und womöglich könne man es umdrehen: Depressive Menschen finden schwerer eine:n Partner:in …)
Eine andere Studie lieferte Aufschlüsse zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden: „Frauen ohne Partner waren im Schnitt zufriedener mit ihrem Beziehungsstatus als Single-Männer.“ Allerdings hätten Frauen generell eine höhere Lebenszufriedenheit als Männer.
Eine Rolle spielt laut Forscher:innen die stärkere soziale Unterstützung durch Netzwerke, die Frauen erfahren. „Sie haben also mehr alternative Bezugspersonen und Vertrauenspersonen in ihrem Umfeld, unabhängig von einer romantischen Beziehung“, so die FR.
Trennungen gehen eher von Frauen aus, und Männer sehnen sich nach einer Trennung mehr als Frauen nach einer neuen Beziehung, wie die Humboldt-Universität zu Berlin zu den Ergebnissen einer eigenen Studie schreibt. Ein möglicher Grund: Frauen in heterosexuellen Beziehungen unterstützen meist ihre Partner emotional stärker als umgekehrt. Männer profitieren also emotional von einer Beziehung, und eine Trennung bedeutet dann einen Verlust dieser Unterstützung.
Care-Arbeit, ob im weiteren oder im engeren Sinn – die leisten Frauen bekanntlich in viel höherem Maß als Männer. In der Partnerschaft und wenn es um Kinder geht. Emotionale Unterstützung, Mental Load, Fürsorge, Betreuung, Hausarbeit – ein enormes Investment an Zeit und Energie. In einem Instagram-Video bringt „countrygirl_naya“ das auf den Punkt: Verheiratete Frauen „end up doing all the jobs“, während Ehemänner „get everything done für them“.
Um auf die Gesundheit zurückzukommen: Verheiratete Frauen mittleren Alters haben laut FR ein höheres Risiko für psychische und physische Krankheiten als unverheiratete. Eine mögliche Erklärung sei die Mehrbelastung in der Ehe. Und: „Auch Kinder stellten (…) in Bezug auf die Gesundheit der betroffenen Frauen eher einen Risikofaktor als eine Bereicherung dar. Natürlich gebe es auch viele Eltern, die ihre Kinder als großes Glück empfinden. Dies sei jedoch nicht für alle Familien Realität.“
Es ist kompliziert, und das Leben ist voller Widersprüche. Wie erlebt ihr das?
Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
veröffentlicht bei LinkedIn 20.11.2024