Es gibt auch einen Gender Sleep Gap: „Gleichberechtigung fängt im Schlafzimmer an. Und zwar bei der Frage, ob Vater oder Mutter ungestört schlafen dürfen. Höchste Zeit, dass nicht nur Paare, sondern auch die Politik mehr gegen ungerecht verteilten Schlafmangel tun“, schreibt Sarah Zöllner, M.A. in ihrem Gastbeitrag in DER SPIEGEL.

„Wo Männer die Arbeit krank macht, bringt Frauen die Sorge für andere um ihre Gesundheit. In nicht wenigen Familien bekommt nachts nämlich, gerade wenn die Kinder noch jünger sind, wie selbstverständlich derjenige den Schlaf, der ‚arbeitet‘, also erwerbstätig ist. Die Begründung: Er – meist der Mann – brauche den Schlaf einfach dringender. Das Argument ist doppelt perfide: Erstens unterschlägt es die Leistung desjenigen, der die tägliche Care-Arbeit in der Familie übernimmt, und redet zweitens klein, wie körperlich und emotional anspruchsvoll diese ist.“

Laut Statistischem Bundesamt leisteten Frauen 2022 knapp 44 % mehr Care-Arbeit als Männer; „Frauen mit Kindern unter sechs Jahren kommen auf insgesamt fast 50 (!) Stunden unbezahlte Care-Arbeit pro Woche. Die nachts geleistete Fürsorge wird dabei nicht gesondert erfasst. Es macht aber klar einen Unterschied, ob wir als Mutter – oder auch Vater – nachts Ruhe und Erholung finden oder, oft über Jahre, mehrmals geweckt werden, weil das Baby weint oder das Schulkind nach einem Albtraum in den Schlaf begleitet werden muss.
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Auf individueller Ebene ist es ganz klar, wie für Chancengleichheit beim Schlafen gesorgt werden könnte: indem Paare ihre Kinder zur gemeinsamen Sache machen – und das eben nicht nur tagsüber.“

Gerecht verteilter Schlaf – und damit dringend notwendige Erholung – brauche aber auch entsprechende politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen.
Zum Beispiel:
– eine zweiwöchige bezahlte Freistellung nach der Geburt für Väter
– Kündigungsschutz für werdende Väter
– Bezug des vollen Elterngeldes geknüpft an die paritätische Verteilung der Elternzeitmonate

Möglichkeiten auf unternehmerischer Ebene:
– flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten
– Ansparen von Zeitbudgets für care-intensive Lebensphasen
– Jobsharing

Notwendig sei eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für entsprechend familienfreundliche Wege. Damit es nicht bei diesem Status quo bleibt: „Hinter jedem erfolgreich erwerbstätigen Mann steht eine Frau mit Augenringen.“

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Ein Beitrag von herCAREER, 
veröffentlicht bei LinkedIn 02.04.2024