Kochen, backen, waschen und Kinder versorgen – so zeichnete Werbung Frauen in den 50er Jahren. In einem Keynote-Vortrag auf der herCAREER verdeutlicht Simone Menne, inwiefern wir uns noch heute von derartigen Klischees leiten lassen.
Die mehrfache Aufsichtsrätin und ehemalige Finanzvorständin bei Lufthansa und Boehringer Ingelheim erläutert anhand ihrer persönlichen Geschichte die Dos and Don’ts für Frauen, die ins Top-Management streben.
Simone Menne ist in vielerlei Hinsicht eine Pionierin: Die 57-Jährige war die erste und jüngste Geschäftsführerin der Lufthansa und als Finanzvorstand von Europas größter Fluggesellschaft auch die erste Frau auf diesem Posten im DAX. Nach dem Ausscheiden bei Boehringer Ingelheim 2017 ist sie aktuell Aufsichtsrätin bei BMW, der Deutschen Post, Springer Nature, Johnson Controls und baut nebenbei eine Galerie auf.
Timing, Glück und eine vorherige Position mit hoher Sichtbarkeit haben ihr in den Vorstand der Lufthansa verholfen, berichtet die Kielerin im Interview mit der herCAREER. Als Finanzvorstand bei British Midland musste sie einen Sanierungsfall regeln. „Die Position war mit einem hohen Risiko verbunden – das hätte auch schief gehen können. Wenn Sie bereit sind, Risiken zu tragen, haben Sie mehr Chancen, Verantwortung zu übernehmen“ so Menne.
Ihre Erklärung, warum so viele Frauen an der gläsernen Decke im mittleren Management hängenbleiben: „Eigentlich müssen Sie – und das ist etwas, was Frauen häufig nicht tun – nach den wirklich tollen Jobs rufen.“ Wer nicht die Hand hebe und sage, „Ich kann das und ich will das“, bringe auch das Management ins zweifeln. Viele Frauen begingen den Fehler, sogar auf ihre Schwachstellen hinzuweisen. Das sei sympathisch, helfe aber auf dem Weg nach oben nicht weiter. Da heiße es in der Organisation meist nur, „Sie ist noch nicht so weit“, während bei Männern der Spruch gelte „Er wächst an seinen Aufgaben“.
Frauen sollten nach Meinung der Managerin nicht alles mitmachen, was von ihnen erwartet wird. Dadurch könnten sie sich zumindest nicht von anderen abheben. „Wer nicht auffällt, macht keine Führungskarriere. Aber zu viel Revolution ist natürlich auch gefährlich – da gilt es, eine gute Balance zu finden.“
Ein weiterer Karrierekiller laut Simone Menne: In Deutschland machten Frauen noch immer den Großteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung. „Sie haben oft das Gefühl, sie machen beides nicht richtig – weder die Arbeit noch die Aufgabe als Mutter.“ Viele Frauen hätten überzogene Erwartungen an sich selbst: den Job 120-prozentig machen, immer wie aus dem Ei gepellt sein, beim Elternabend mitreden und die Schultüte selbst basteln. „Der Hang zur Perfektion steht vielen Frauen im Weg.“
Vor diesem Hintergrund fordert die mehrfache Aufsichtsrätin, mehr Frauen eine Bühne zu geben. „Wir brauchen viele verschiedene Vorbilder, die aus Stereotypen ausbrechen. Es gibt zu wenig Diversität bei den Role Models.“