Warum in einer digitalisierten Arbeitswelt die „Frau am Steuer“ kein Ungeheuer ist, sondern oftmals die bessere Lösung: Frauen haben ein höheres Bildungsniveau, verstehen es, digitale Technologien effektiver zu nutzen, verfügen über Koordinationsfähigkeit und Problemlösungskompetenz. Wie Sie diese Skills der Zukunft für Ihre Ziele einsetzen, ohne sich selbst dabei im Wege zu stehen!
„Frauen verlieren zu viel Zeit damit, die eigenen Leistungen infrage zu stellen“
herCAREER: Wie können Frauen die neuen Technologien besser nutzen?
Michaela Ernst: Eigenschaften, die Frauen traditionellerweise zugeschrieben werden, sind bei der Nutzung neuer Technologien besonders gefragt. Dazu zählen vernetztes Denken, Team- und Lösungsorientiertheit, Service-Bewusstsein und die Fähigkeit, sich auch in einer flacheren Hierarchieebene auszutauschen. Frauen sollten lernen, sich über die eigenen Unsicherheiten hinwegzusetzen, ins kalte Wasser zu springen und Dinge einfach anzugehen. Würden sie sich in der Hinsicht mehr trauen, würden sie staunen, wie oft ihnen etwas gelingt, von dem sie ursprünglich dachten, dass sie es nicht schaffen.
herCAREER: Warum ist in einer digitalisierten Arbeitswelt die „Frau am Steuer“ kein Ungeheuer, sondern oftmals die bessere Lösung?
Michaela Ernst: Der Wandel, den wir gerade erleben, bewegt sich weg von der verarbeitenden Wirtschaft und hin zu einer Informations-, Service- und Kreativwirtschaft. Alle drei Bereiche verlangen, dass man gut zuhören, fokussiert arbeiten und in Teams positiv interagieren kann. Das Miteinander ist also der rote Faden – und das bedeutet automatisch die Inklusion von Frauen.
Auch die Zahlen sprechen für gendergerechte Lösungen: Einer Studie von Accenture zufolge erreichten Frauen ein höheres Bildungsniveau, weil sie es verstanden, digitale Technologien effektiver zu nutzen. Einer anderen Studie zufolge sorgen Frauen in Tech-Betrieben für ein besseres Arbeitsklima: Während 84 % der Frauen, die in technischen Berufen arbeiten, mit ihrem Arbeitsplatz „sehr zufrieden“ sind, waren es bei den Männern nur 74 %. Und meine ganz persönlichen Lieblingszahlen: Zwei Drittel der Unternehmen (allg.), die über ein aktives Monitoringsystem für Geschlechtervielfalt in Führungspositionen verfügen, konnten ihre Gewinne um 5 bis 20 Prozent steigern. Die Mehrheit dieser Unternehmen erzielte Zuwächse von 10 bis 15 Prozent (ILO-Studie, 2019).
herCAREER: Wie können Frauen Fähigkeiten wie Koordinationsfähigkeit und Problemlösungskompetenz für ihre Ziele einsetzen, ohne sich selbst dabei im Wege zu stehen?
Michaela Ernst: Frauen verlieren zu viel Zeit damit, die eigenen Leistungen infrage zu stellen – in diesem Punkt sollten sie sich wirklich etwas von den Männern abschauen, die oft viel selbstbewusster und fokussierter agieren und sich von Rückschlägen weniger leicht verunsichern lassen. Außerdem müssen Frauen lernen, ihre Ideen und ihr Können besser zu platzieren und mit zielgerichteten Techniken, den typisch männlichen Irritationsstrategien wie Mansplaining oder Manterrupting das Wasser abzugraben. So etwas lässt sich leicht erlernen.
Erfreulicherweise verabschieden wir uns allgemein von den männlich dominierten Narzissten-Shows der 1970-er bis Nuller Jahren hin zu einem „Wir“-orientierten Führungsstil. Dies hängt stark mit dem Kulturwechsel zusammen, den die jüngeren Generationen einläuten, indem sie sich z. B. nicht mehr so einfach „Kommandos von oben“ erteilen lassen. Diese Entwicklung kommt Frauen entgegen – nicht, weil sie die „besseren Menschen“ sind, sondern weil es viel von dem Druck nimmt, sich dauernd behaupten bzw. inszenieren zu müssen.
herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
- Digitalisierung
- neue Arbeitswelten (New Work)
- Gendergerechtigkeit
- Finanzbildung für Frauen
herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Sie persönlich eine/n Sparringspartner/in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchten? Dann benennen Sie uns Schlagworte für ihre Themen.
- Digitalisierung
- neue Arbeitswelten (New Work)
- Gendergerechtigkeit
herCAREER: Würden Sie auch als Mentor:in in der herCAREER-Community fungieren und wenn ja, welche Frauen würden Sie sich als Mentee wünschen?
Michaela Ernst: Frauen, die bereits eine ziemlich konkrete Idee von ihren beruflichen Plänen haben, kurz vor deren Umsetzung bzw. mittendrin und auf der Suche nach weiterführenden Ansätzen und Empowerment sind.
Nutzen Sie eine der Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, die die Interviewpartner:in angegebenen hat, und beziehen Sie sich auf das Interview der herCAREER-Community.
Über die Person
Michaela Ernst, geb. 1962 in Wien, ist Journalistin, Buchautorin sowie Chefredakteurin und Co-Founder des Wirtschaftsmagazins Sheconomy. 2013 begann sie berufsbegleitend zu studieren, ihre Abschlussarbeit (2016) befasste sich mit den veränderten Arbeitsbedingungen durch Industrie-4.0-Prozesse (= sich selbst optimierende Automatisierungsprozesse). Die Ergebnisse ihrer Studie präsentierte sie in einem TEDx-Talk. Zuletzt veröffentlichte sie das Buch „Error 404. Wie man im digitalen Dschungel die Nerven behält“ (Mai 2020). Darin plädiert sie für einen achtsamen, kritischen Umgang mit der Digitalisierung und zeigt auf, wie sich jeder einzelne stärker bei der Gestaltung des Wandels einbringen kann.
Das MeetUp wird präsentiert von SHEconomy. Dieses MeetUp ist Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2021, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.