Bagger, Radlader und Raupen, dafür kann sich Ramona Adam-Heinrich richtig begeistern. Die Mutter zweier Kinder ist als Führungskraft Projektleiterin im Bereich Product Lifecycle Management für die Sparte Erdbewegung bei Liebherr. 2014 absolvierte sie als erste Frau ihren Master Mechatronik-Maschinenbau an der Universität Innsbruck und war die erste und einzige Frau im Bereich Softwareentwicklung bei Liebherr. Welche Erfahrungen sie als Erste, als Einzige und eine Zeit lang auch als Alleinverantwortliche für einen Prototypen gemacht hat, erzählt sie uns. Sind es vielleicht genau diese Erfahrungswerte, die sie heute zu einer erfolgreichen Leiterin eines werksübergreifenden Teams machen? Ist sie deshalb genau die richtige, um mit ihrem Team zukunftsfähige Prozesse zu gestalten?
Ramona Adam-Heinricherzählt u.a.
- Man ist nie wirklich für eine neue Aufgabe, darum sollte man sie einfach annehmen.
- Als Führungskraft in einem multidisziplinären Team setzt sie auf eine Mischung aus Fachkenntnissen und klassischem Personalmanagement.
- Die Grundprinzipien der Kindererziehung und der Personalführung sind dieselben: Man teilt Werte und Wissen und möchte, dass die Menschen unabhängig und erfolgreich im Leben stehen.
- Raupen- und Baggerfahren macht sehr viel Spaß!
Thema
Führung & Kommunikation | Karrierelaufbahn & Bewerbung
Angaben zur Referent:in
Ramona Adam-Heinrich studierte „Mechatronik-Maschinenbau“ in Innsbruck und erreichte dort 2014 als erste Frau des Studiengangs den Master of Science in Engineering.
Die Laufbahn bei Liebherr begann mit der Masterarbeit im Bereich Softwareentwicklung. Nach dem Abschluss wurde sie übernommen und erwarb zusätzlich den Titel einer zertifizierten Requirements Engineer. Nach der Zeit als Softwareentwicklerin wechselte Ramona 2020 in den Bereich des Product Lifecycle Management und ist dort seitdem für Software- und Parametermanagement verantwortlich. Dort nimmt sie als Projektleiterin für die Liebherr-Sparte der Erdbewegung Führungsaufgaben wahr und arbeitet aktuell mit ihrem Team werksübergreifend an der Optimierung der Prozesse rund um die kundenspezifische Konfiguration der Software.
[00:00:00] Ramona Adam-Heinrich: Ich will ja nicht alles selber machen. Ich will ja mein Projektteam dazu bringen, das Bestmögliche rauszuholen. Ich halte jetzt nichts davon, irgendwie Vorgaben zu machen. Du musst jetzt das und das erledigen. Meine Herangehensweise ist eigentlich immer eher, die intrinsische Motivation der Kollegen zu fördern, dass wir gemeinsam in die gleiche Richtung gehen.
[00:01:41] Kristina Appel: So, Ich freue mich. Herzlich willkommen, Ramona.
[00:01:43] Ramona Adam-Heinrich: Hallo. Ich freue mich auch sehr.
[00:01:45] Kristina Appel: Wir steigen gleich mittendrin ein beziehungsweise ganz am Anfang. Du hast dein Abitur in Bayern gemacht und dann in Innsbruck studiert. Und zwar Mechatronik am Management Center Innsbruck. Was waren deine ersten Erfahrungen im MINT-Bereich, jetzt auch besonders als Frau?
[00:02:01] Ramona Adam-Heinrich: Ja, also ich bin da ganz unbedarft rein gestartet. Trotz dem bayerischen Abitur, das sehr wenig Wissen jetzt im technischen Bereich mit bringt, bin ich da recht unbedarft gestartet und mit einer gewissen Selbstverständlichkeit, die ich irgendwie von daheim so mitbekommen habe, dass ich natürlich den technischen Studiengang besuchen kann und es auch schaffen kann. Und ja, dann bin ich halt in Innsbruck gelandet und in Österreich ist die Situation ein bisschen anders. Da waren dann hauptsächlich Kollegen, die vorher schon auf einer, ja eigentlich auf einem technischen Gymnasium waren und quasi so was wie ein technisches Abitur gemacht haben. Und es war dann natürlich schon ein deutlicher Unterschied zu mir, die einfach so die allgemeine Bildung, die man in Bayern eben hat, genossen hat und dann Technik eigentlich ein total neues Metier war. Natürlich habe ich Interesse an der Technik mitgebracht, aber halt nicht viel mehr, und ich wusste auch nicht wirklich, was da auf mich zukommt. Und so war das erste Semester dann eigentlich das allerschwierigste für mich. Ich hab mich aber dann irgendwie durchgekämpft und auch relativ schnell aufgeholt und auch einige dann überholt. Und dann war es tatsächlich so, dass ich 2014 dann als erste Frau in diesem Studiengang den Master of Science erreicht habe und das Studium dann eben so sehr erfolgreich abschließen konnte.
[00:03:37] Kristina Appel: Du hast gerade den Master angesprochen, deine Masterarbeit hast du tatsächlich schon bei Liebherr geschrieben. Erzähl uns mehr darüber. In welchem Thema hast du gearbeitet?
[00:03:46] Ramona Adam-Heinrich: Also das Thema war die elektrohydraulisch vorgesteuerte Arbeitsausrüstung.
[00:03:53] Kristina Appel: Ich verstehe kein Wort.
[00:03:55] Ramona Adam-Heinrich: Also in Telfs werden Planierraupen und Laderaupen produziert. Unter anderem. Und die haben eine Arbeitsausrüstung. Das ist bei den Planierraupe ein Schild vorne, bei den Laderaupen eine Schaufel, und es gibt auch noch hinten jeweils einen Heckaufreißer, den man so hinter der Maschine in die Erde tief rein lassen kann und die Erde aufreißen kann. Und diese Arbeitsausrüstungen, also vorne und hinten, die wurden 40 Jahre vorher seit Erfindung der Liebherr-Raupen immer hydraulisch vorgesteuert. Das bedeutet, dass in der Kabine vom Fahrersitz sind links und rechts Joysticks. Der linke ist zum Fahren, also die Maschine vorwärts, rückwärts zu bewegen und zu lenken, und der rechte ist eben für die Steuerung der Arbeitsausrüstung. Und die war hydraulisch. Das bedeutet, dass vom Joystick direkt die Hydraulikleitungen weggingen. Und wenn man den Joystick gelenkt hat, dann abhängig von dieser Auslenkung wurden Ventile geöffnet und direkt die Hydraulik eben entsprechend gesteuert. Ganz rudimentär mechanische Auslenkung auf Hydraulik, und das sollte ersetzt werden durch Elektronik. Also das vom Joystick weg erst mal elektronische Leitungen gehen auf die Ventile und nicht mehr diese direkte Übersetzung von der Mechanik, so dass man einfach auch mehr Möglichkeiten hat, die Elektronik dann anzusteuern, mehr Funktionen mit reinbauen kann. Und das war so das Projekt, was da im Raum stand. Aber es war noch nicht so weit, dass es jetzt sofort umgesetzt werden musste. Also die Konstruktion dieser Maschine war auch noch nicht abgeschlossen und noch nicht freigegeben und es war natürlich auch noch keine Maschine aufgebaut. Aber man konnte natürlich Software ja schon mal konzeptionieren und entwickeln, unabhängig davon, dass es noch keine physische Maschine dafür gab. Und deswegen hat sich das dann durch Zufall ergeben, dass ich meine Masterarbeit zu dem Thema schon mal schreiben konnte, schon mal mir Gedanken machen über die Steuerung und die Software. da habe ich also während der Masterarbeit dann dran gearbeitet und habe dann aber in der Festanstellung gleich nahtlos weiterarbeiten können an diesem Thema, an dieser Software für die elektrohydraulische Vorsteuerung.
[00:06:17] Kristina Appel: Also du hast im Prinzip den Prototypen designt bzw. die Software dafür. Das bedeutet, die Firma hat dir einen enormen Handlungsspielraum, auch Entdeckungsspielplatz sozusagen geboten, und du konntest dich da einfach austoben. Hast du das alleine gemacht oder gab es schon ein Team, in dem du dich da finden konntest?
[00:06:39] Ramona Adam-Heinrich: Also ich habe schon in einem Team Softwareentwicklung gearbeitet. Aber jetzt für dieses Thema war ich da wirklich dann erst mal die Einzige, die daran gearbeitet hat, weil es einfach so in dem Alltagsgeschäft noch nicht so dringend war. Also es war kaum Zeitdruck und auch kaum Vorgaben. Ich hab da wirklich von Anfang an sehr viel Freiraum gehabt und hab da mich eigentlich ausprobieren können. Und diese Software erst mal klar mit Unterstützung, aber erst mal relativ alleine entwickelt.
[00:07:08] Kristina Appel: Eigentlich ein ideales Arbeitsumfeld, ohne Zeitdruck innovativ arbeiten?
[00:07:13] Ramona Adam-Heinrich: Genau. Also da war ich wirklich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und hab dieses Thema da aufgesammelt. Das war wirklich ein sehr schöner Zufall.
[00:07:24] Kristina Appel: Du hast mir erzählt, dass Liebherr ein ganz besonderes Arbeitsumfeld bietet, in dem man den gesamten Entstehungsprozess eines Produktes miterleben kann. Erzähl mir mehr davon und auch, was es für dich bedeutet, eben nicht nur in deinem Silo gearbeitet zu haben.
[00:07:41] Ramona Adam-Heinrich: Also in den Werken ist es so, zum Beispiel eben bei uns in Telfs, dass die Produkte da gesamtheitlich entwickelt werden und auch produziert werden. Das heißt, wir haben unsere Planierraupen, Laderraupen ja direkt vor der Tür. Also sowohl die Entwicklung, das Know-how dazu ist im Haus vor Ort, aber auch die Produktion der Maschinen. Und in der Abteilung, wo die Softwareentwicklung angesiedelt ist, da ist sogar der Prototypenbau direkt Tür an Tür, und vor der Tür haben wir das Testgelände, wo diese Maschinen dann ausprobiert werden. Und da hab ich als Softwareentwicklerin dann auch die Möglichkeit gehabt, also meine Software zu entwickeln und dann vor der Tür auf die Maschine zu gehen und diese Software auf der Maschine halt auszuprobieren. Das war für mich immer so wirklich das i-Tüpfelchen. Nicht nur im stillen Kämmerlein die Software zu entwickeln. Natürlich erstmal in der Theorie spezifizieren, umsetzen, testen und so weiter, aber dann auch die Möglichkeit zu haben, wirklich die Maschine vor der Tür mit dieser Software testen zu können und dann eben auch optimieren zu können. Wenn man mal auf der Maschine sitzt und es selber ausprobiert, wie die Arbeitsausrüstung dann eben reagiert, wenn ich den Joystick auslenke. Ja, das bringt dann natürlich Erkenntnis, dass man auch sagen kann, ja, die reagiert vielleicht jetzt noch ein bisschen zu ruckartig, da baue ich noch eine Rampe rein, oder… ja, also da kann man einfach dann diese Erfahrung mitnehmen und nochmal in die Software reingehen und es noch mal optimieren. Besser, als wenn man das von außen vorgegeben kriegt. Abgesehen davon macht Raupenfahren einfach wahnsinnig viel Spaß. Also mit diesen Maschinen, ja, da entstehen einfach Kräfte. Bloß weil man eben den Joystick auslenkt, kann man da sehr viel Material bewegen. Also wenn sich die Gelegenheit mal bietet, kann ich es nur empfehlen, einmal Planierraupe zu fahren.
[00:09:39] Kristina Appel: Es klingt hervorragend. Du bist ja heute nicht mehr im Softwareteam unterwegs. Aber ich weiß, dass du einen ziemlich fulminanten Abschied hattest. Und das knüpft an an das, was du mir gerade gesagt hast, nämlich: Du hast den Entstehungsprozess dieser Software miterlebt und dich dann verabschiedet. Mit einem funktionierenden, einer funktionierenden Raupe. Sag ich das richtig?
[00:10:00] Ramona Adam-Heinrich: Genau. Also es war eben so in diesem Fall, dass die Maschine physisch noch nicht existiert hat und ich erst mal eben Software entwickelt hab. Und dann hieß es aber irgendwann: Ja, Ramona, der Prototyp in der Halle unten ist jetzt fertig aufgebaut. Du kannst jetzt deine Software draufspielen und ausprobieren. Okay, gut. Ich hab dann also meine Software auf eine SD-Karte gespielt. Heute macht man das nicht mehr so, aber früher war das so und diese Karte muss dann eben in die Steuerung in der Maschine. Dann bin ich eben runtergegangen, in die Halle, über die Ketten auf die Maschine draufgestiegen in die Kabine, hab mich in den Fahrersitz gesetzt und diese Karte in die Steuerung rein gesteckt. Und dann dauert es einen Moment, bis die Software eben drauflädt. Und in der Zeit haben sich schon auch zahlreiche Kollegen dann um die Maschine herum versammelt und irgendwann war sie dann eben drauf geladen. Dann konnte ich den Motor starten und ja, die Arbeitsausrüstung muss man freigeben und dann rechte Hand, also auf dem Joystick. Und dann habe ich halt mal ganz vorsichtig ausgelenkt nach hinten. Also hat sich das Schild heben müssen, ganz vorsichtig weiter ausklinken und dann hat sich das Schild auch gehoben, vorne senken, links, rechts kann man es noch tilten, hat alles gut funktioniert. Dann habe ich das Schild wieder vorsichtig abgestellt, auf dem Hallenboden, die rückseitige Ausrüstung noch ausprobiert, da haben auch alle Bewegungen funktioniert und damit war dann eigentlich so ein bisschen die Feuertaufe eigentlich bestanden, weil ich eben fast ein, zwei Jahre vorher so alleine halt da rumgewerkelt habe an dieser Software und ich selber natürlich gespannt war, ob das so dann auch richtig funktioniert und die Kollegen außenrum genauso das verfolgen wollten. Ob das jetzt wirklich dazu führt, dass sich die Arbeitsausrüstung bewegt. Das war dann natürlich ein sehr schönes Erlebnis, dass das alles so gut geklappt hat. Also das war auf jeden Fall ein Highlight.
[00:12:04] Kristina Appel: Du hast vorhin schon erzählt, du warst die erste Frau, die an deiner Hochschule den Master in diesem Fach abgeschlossen hat und du warst auch die einzige Frau in dem Softwareentwicklungsteam. Wie fühlt sich das an? Warst du immer direkt eingeschlossen oder gar hättest du dir gewünscht, dass du vielleicht eine weibliche Kollegin, ein weibliches Vorbild da gehabt hättest?
[00:12:27] Ramona Adam-Heinrich: Kurzer Funfact: Diese elektrohydraulisch vorgestellte Arbeitsausrüstung wurde mit „Eva“ abgekürzt. Und so waren es dann immer die Eva und ich. Aber Kolleginnen hatte ich leider keine. Ja und auch wie du sagst, also Vorbild gab es dann da eben auch kein direktes. Und ich bin auch da recht unbedarft wieder reingegangen. Also zu Beginn meiner Laufbahn bin ich davon ausgegangen, ob jetzt Mann oder Frau, ist doch egal. Also wir machen einfach unsere Arbeit und gut. Ja, so bin ich da rein gestartet und dann eigentlich mit der Zeit und auch so meiner wachsenden Kompetenz habe ich dann irgendwann gemerkt, ja okay, also irgendwie vielleicht es ist doch nicht das Gleiche. Vielleicht wird da doch ein Unterschied gemacht, ob jetzt Mann oder Frau. Also da ist mit der Zeit eben dann so ein bisschen die Erkenntnis erst gekommen, dass es eben schon einen Unterschied gibt.
[00:13:29] Kristina Appel: Also war es vor allem ein Gefühl von wenig Zugehörigkeit oder einer gewissen fachlichen Einsamkeit dann da?Oder war es wirklich so, dass man dir auch das Leben ein bisschen schwer gemacht hat, weil man die Frau immer ein bisschen mehr getestet hat?
[00:13:45] Ramona Adam-Heinrich: Ja, schwierig. Also schwer gemacht hat man es mir nicht. Ich hatte schon das Gefühl, dass ich mich irgendwie beweisen muss, aber ich denke, das geht vielen jungen Menschen so. Ich weiß jetzt nicht, ob das als Frau mehr so ist als als Mann, und das finde ich jetzt auch eigentlich nicht so schlimm, dass man sich fachlich erst mal beweisen muss, finde ich auch okay. Ich hab halt irgendwie festgestellt, wenn ich will, dass mein Fachwissen ankommt, dann muss ich mir halt auch wirklich überlegen, wie ich es rüberbringe. Also das war eigentlich so die Erkenntnis dann, dass ich nicht nur einfach mein Wissen raushauen kann und es dann ankommt und auch so gesehen wird, sondern ich muss mir wirklich überlegen, wen habe ich da gegenüber von mir und wie formuliere ich das jetzt, dass das auch dann ankommt? Der Kern, also dass ich ja zielorientierter da eigentlich in der Kommunikation geworden bin, um wirklich sicherzustellen, dass mein Fachwissen auch ankommt.
[00:14:46] Kristina Appel: Das ist sicherlich was, was du jetzt perfektioniert hast. Du hast dir ein neues Schaffensfeld gesucht und kannst deine Faszination für das Produkt weiter ausleben. Beschreib mir deinen neuen Aufgabenbereich. Was ist jetzt der Schwerpunkt deiner Arbeit?
[00:15:00] Ramona Adam-Heinrich: Ich bin jetzt im Product Lifecycle Management, Also da hat sich die Gelegenheit geboten zu wechseln. Und ich bin jetzt im Produktmanagement für Software und Parametermanagement zuständig. Und wir sind ja ein Maschinenbauunternehmen. Da gab es ursprünglich keine Software und unser ganzes PLM, also Product Lifecycle Management, ist sehr fokussiert auf Hardware. Und Software und Parameter wurden bisher einfach da immer nur so am Rande behandelt und mit vielem manuellen Aufwand auch konfiguriert. Und da ist jetzt meine Aufgabe, das so ein bisschen mit reinzubringen automatisiert, dass wir einfach auch unsere Software für unsere Maschinen im Vorfeld automatisiert konfigurieren, abhängig vom Kundenauftrag und das auch in Bezug auf die Kombination mit Hardware muss natürlich zusammenpassen. Hardware und Software. Und ja, heute wie gesagt, hängt es sehr viel von manuellen Aufgaben, sehr viel von Expertise von Einzelnen ab, dass das am Ende auf der Maschine eben alles funktioniert und zusammenpasst. Und da arbeite ich mit meinem Projektteam gerade dran, das so ein bisschen zu optimieren. Und diese Aufgabenstellung haben wir jetzt nicht nur in Telfs, sondern in der ganzen Sparte. Der Erdbeweger, also die Liebherr-Sparte Erdbewegungen, setzt sich zusammen aus mehreren Werken, aus mehreren Produkten. Wir haben da die Kettenbagger in Colmar, die Radbagger in Kirchdorf und auch die Dumper und die Radlader in Bischofshofen und eben unsere Raupen und auch Teleskoplader aus Telfs. Und wir haben alle das gleiche Steuerungssystem, ein Liebherr-Steuerungssystem und damit eigentlich auch alle den gleichen oder ähnlichen Software-Entwicklungsprozess und auch Konfigurationsprozess. Und da geht es eben drum, das zu harmonisieren und auch zu automatisieren, dass die Software dann eben so auf der Maschine landet, dass er auch zum Auftrag, also zur spezifischen Maschine passt.
[00:17:09] Kristina Appel: Es gibt ja häufig die Diskussion, was macht die bessere Führungskraft aus? Oder auch, du hast vorhin über Kommunikation gesprochen, wann ist die Kommunikation harmonischer, bei Fachexpert:innen oder bei People Managern? Jetzt hast du sehr viel Expertise aus dem Studium, aber eben vor allem auch aus dem Softwareentwicklungsbereich. Was wäre deine Antwort? Was macht dich jetzt stark als Leiterin dieses Teams?
[00:17:38] Ramona Adam-Heinrich: Ja, ich denke, es ist die Kombination. Also für mich persönlich ist das Fachwissen sehr wichtig, weil es mir einfach die Freiheit bietet, einzugreifen oder mich eben einzuschalten, wenn ich es für nötig halte. Also ich kann aufgrund von meinem Fachwissen beurteilen, läuft es jetzt in die richtige Richtung oder sollte ich vielleicht da mich einschalten? Und gleichzeitig ist es aber natürlich auch wichtig, nicht jetzt jedes Detail da selber definieren zu wollen. Und da läuft eigentlich wieder auf Kommunikation hinaus, dass man zielgerichtet kommuniziert und das abstimmt darauf, was will ich erreichen? Ich will ja nicht alles selber machen. Ich will ja mein Projektteam dazu bringen, das Bestmögliche rauszuholen. Und da muss man das Fachwissen gezielt einsetzen und aber auch natürlich ganz viel Kommunikation in Richtung Motivation betreiben. Also meine Herangehensweise ist eigentlich immer eher die, ein gemeinsames Zielbild zu kreieren und möglichst die intrinsische Motivation der Kollegen zu fördern, dass wir gemeinsam in die gleiche Richtung gehen. Ich halte jetzt nichts davon, irgendwie Vorgaben zu machen: du musst jetzt das und das erledigen. Weil das funktioniert vielleicht kurzfristig, aber ich denke, langfristig ist es immer sinnvoller, wirklich die eigene Motivation der Mitarbeiter zu fördern und auch ja die Kreativität da ein bisschen zu fördern. Es gibt ja immer mehr Wege, die dann zum Ziel führen. Und ich habe eben die Experten aus den unterschiedlichen Bereichen und wir sind da gut aufgestellt, dass das dann auch ein gutes Ergebnis wird.
[00:19:21] Kristina Appel: Hattest du Führungsvorbilder, ob männlich oder weiblich jetzt? Oder war das learning by doing?
[00:19:30] Ramona Adam-Heinrich: Eher learning by doing. Also auch da fehlen so ein bisschen die Vorbilder. Ich habe jetzt in meinem Projektteam eine Kollegin glücklicherweise, und die leitet selber auch andere Projekte ,und mit der kann ich mich sehr gut austauschen. Also das beruht darauf Gegenseitigkeit, dass wir uns gegenseitig einfach unterstützen. Und ich habe auch, also mein Mann hat auch eine Führungsposition im Rettungsdienst zwar, aber gerade die Führungsaufgabe ist ja nicht unbedingt fachbezogen. Also da kann ich mich auch gut austauschen und ich folge auch einigen öffentlichen Personen, die Führungskräfte in Deutschland oder im deutschsprachigen Raum halt sind. Ich lese viele Bücher, höre viele Podcasts oder nehme an Webinaren teil, weil ich wirklich Interesse habe auch daran, meine Führungskompetenzen da auszubauen. Und ganz viel ist aber halt auch wirklich eigenes Gefühl. Also es ist so eine Mischung aus allem, wie ich meinen Führungsstil weiterentwickeln will. Also ich glaube, das ist eine Lebensaufgabe. Man wird nicht irgendwann sagen: So, jetzt bin ich die perfekte Führungskraft, aber ich hab da schon einfach das Anliegen, mich da immer weiterzuentwickeln und interessiere mich sehr für diese ganzen Themen, die ebenso eine Führungsaufgabe mit sich bringt.
[00:20:51] Kristina Appel: Hoffst du irgendwann mal, das Vorbild für junge Frauen bei Liebherr sein zu können, dass du nicht hattest?
[00:20:58] Ramona Adam-Heinrich: Ja, also das ist schon so ein Anliegen, das man einfach für die nächsten Generationen das so ein bisschen ändert. Also das was, was mir jetzt eben fehlt in der Technik oder als Führungskraft, die Vorbilder, dass das zukünftig immer besser wird und es immer mehr Vorbilder gibt, eben für die jüngere Generation. Das ist auf jeden Fall immer so im Hinterkopf, warum ich auch immer mal wieder an meiner Sichtbarkeit arbeite. Obwohl ich eigentlich eher zurückgezogen bin, gehe ich dann nach vorn, um wirklich das Vorbild für für andere auch dann sein zu können und um das gesellschaftliche Bild eigentlich einfach ein bisschen zu verändern in die Richtung, dass es Frauen gibt, in Führung, in der Technik.
[00:21:45] Kristina Appel: Dieser Podcast ist jetzt ein Kanal für mehr Sichtbarkeit für dich und deine Arbeit, aber du gestaltet jetzt auch deine Rolle als Expertin weiter. Du wirst jetzt bald auf Bühnen sprechen. War das dein eigener Wunsch oder haben deine Kolleginnen und Kollegen dich vorgeschlagen sozusagen?
[00:22:02] Ramona Adam-Heinrich: Beides. Also es war schon auch so mein eigener Wunsch. Ich glaube, ich hätte mich jetzt nicht direkt getraut. Es war so, dass mein Chef mich dann vorgeschlagen hat, für ein Event da einen öffentlichen Vortrag zu halten über meinen Fachbereich. Und ich habe die Gelegenheit dann angenommen. Von mir aus hätte ich mich wahrscheinlich noch nicht getraut, aber ich denke, ja, man muss die Gelegenheiten auch irgendwie nutzen. Und wirklich bereit ist man, glaube ich für so was nicht. Und ich habe jetzt wirklich Spaß daran, den Vortrag vorzubereiten, mir zu überlegen, mal wieder, wie bringe ich es rüber, wie baue ich den Vortrag auf, und ich freue mich, dass ich mich da weiterentwickeln kann. Und das hat es auch unterstützt, dass ich da Liebherr vertreten kann und diese öffentliche Vorträge eben halten darf.
[00:22:58] Kristina Appel: Du bist wirklich seit Beginn seiner Laufbahn bei Liebherr, das sind jetzt gut zehn Jahre. Du bist immer involvierter, dir liegt das Führen am Herzen. Was möchtest du gerne noch intern vielleicht mitgestalten in deinem Unternehmen?
[00:23:15] Ramona Adam-Heinrich: Also ich bin aktuell ja Projektleiterin und ich träume schon so davon, irgendwann auch mal über das Projektgeschäft hinaus disziplinarisch ein Team oder eine Abteilung zu leiten. Das wäre schon für mich so ein Thema, wo ich mich irgendwann – also es eilt nicht – aber irgendwann in den nächsten fünf bis zehn Jahren wäre das schon mein Ziel, tatsächlich dann da disziplinarisch die Führung zu übernehmen und das auch vielleicht ein bisschen modern zu gestalten, diese Führungsposition. Wie schon vorher gesagt: Ich halte nichts davon, von oben herab irgendwie Vorgaben zu machen, sondern wirklich gesamtheitlich die Mitarbeiter da zu leiten und zu motivieren und dass sie sich einfach wohlfühlen dabei. Auch finde ich ganz wichtig, dass das Ergebnis eben dann am Ende auch passt.
[00:24:10] Kristina Appel: Und für dich selbst? Hast du dir noch andere Ziele gesetzt für deinen eigenen Entwicklungsweg?
[00:24:17] Ramona Adam-Heinrich: Also ich bin ja auch Mama von zwei kleinen Mädchen und ich will tatsächlich beides. Also ich will meine Mädchen eng begleiten und ich will mich auch beruflich weiterentwickeln. Und das klingt erst mal so gegensätzlich, lässt sich aber für mich persönlich ganz gut jetzt vereinbaren. Es hängt natürlich damit zusammen, dass ich viel Unterstützung habe. Mein Mann ist absolut gleichberechtigt in der Arbeit, meine Familie unterstützt mich, mein Arbeitgeber unterstützt mich. Also das funktioniert wirklich gut, es zu vereinen. Dazu kommt, dass ich sehr effizient arbeite. Ich war immer schon eigentlich eher strukturiert und effizient bei meiner Arbeit. Aber seit ich Kinder habe, ist die Effizienz einfach nochmal auf einem anderen Level. Wenn ich weiß, ich habe jetzt genau dieses Zeitfenster, um zu arbeiten, dann bin ich da auch ja 150 Prozent dahinter und ja, sehr effizient, noch effizienter eben. Wie gesagt, es klingt gegensätzlich. Kinder zu begleiten oder zu erziehen – ich mag das Wort nicht so, ich will sie nicht irgendwohin ziehen, sondern begleiten, bestärken – und aber auch die Führungsaufgabe: die Grundprinzipien sind die gleichen. Also ich will auch bei meinen Kindern fördern, dass sie intrinsische Motivation entwickeln, dass sie gestärkt werden und von sich aus Dinge tun. Und bei den Kollegen ist es ja genauso. Also ich glaube, dass da die Unterschiede eigentlich nicht so groß sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Und bei Kindern ist es natürlich auch so: Die halten einem gnadenlos den Spiegel vor. Also die zeigen gnadenlos Schwächen auf, die man eben noch hat und die man sich eben vielleicht mal anschauen sollte und sich da weiterentwickeln. Und auch da profitiert man im Berufsleben dann genauso wieder. Also für mich ist es sehr stimmig, dieses Bild wirklich diese zwei Bereiche zusammenzubringen und mich selber da weiterzuentwickeln.
[00:26:17] Kristina Appel: Auf dem Weg wünsch ich dir alles, alles Gute. Vielen lieben Dank, Ramona.