- Der Bestsellerautor, Journalist und Moderator Dr. Hajo Schumacher präsentiert im Authors-MeetUp am Donnerstag, 10. Oktober, auf der herCAREER in München sein Buch „Männerspagat“
- Schumachers Anliegen: Gemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern finden, statt sich gegenseitig zu bekämpfen
„Männer und Frauen haben sehr ähnliche Ziele“
Den Kampf der Geschlechter hält Dr. Hajo Schumacher für ein Ärgernis. Wo andere die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sehen, betont der Journalist und Bestseller-Autor Gemeinsamkeiten – nicht zuletzt als Ergebnis aus Selbsterfahrungstrips und Rollentauschspielen, die er in seinem Buch „Männerspagat“ beschreibt. In einem Authors-MeetUp auf herCAREER 2019 diskutiert er mit dem Publikum über Männer- und Frauenfimmel und wie sie sich überwinden lassen.
„Der aggressive Ton, der manchmal zwischen den Geschlechtern herrscht, ist nicht wirklich zielführend“, findet Dr. Hajo Schumacher. In seinem jüngsten Buch „Männerspagat“ erzählt er von seinen Versuchen, mehr über Erwartungen, Annahmen, Prägungen und Rollen von Männern und Frauen zu lernen. Aufgrund einer Lebens- und Ehekrise hatte er beschlossen, sich einigen Rollentauschspielen und „Expeditionen“ wie einem Männer-Workshop, einem Paarseminar oder einem Spaziergang in Frauenkleidung zu unterziehen.
„Über solche Experimente werden die eigenen Vorstellungen greifbarer.“ Das habe ihm geholfen, mit seiner Frau ins Gespräch zu kommen. „Wir reden zwar den ganzen Tag über Facebook und Instagram jeden möglichen Quatsch, aber ganz häufig nicht über Dinge, die wirklich wichtig sind“, so Schumacher. Es gebe noch viel Kommunikationsbedarf, beispielsweise über platte Geschlechtsstereotype. Er erlebe beispielsweise, dass Frauen Männer, die Gefühle zeigen, immer noch gern als „Weichei“ bezeichnen. „Stereotypen und Rollenzuschreibungen kommen nicht nur von den bösen Männern, sondern haben durchaus etwas mit Erwartungen von Frauen zu tun“, folgert der Bestsellerautor.
Dr. Hajo Schumacher hat sich auch mit dem „Versorgerfimmel“ seiner Generation auseinandergesetzt. Als Babyboomer, Jahrgang 1964, sei er von Kriegsteilnehmern in Patriarchenfamilien sozialisiert worden. „Ich bin mit einem Bein im Schwarz-Weiß-Fernsehen und mit dem anderen in einer super diversen digitalen Welt“, so der Autor des Buchs „Männerspagat“. Er habe gelernt, dass ein anständiger Mann seine Familie alleine versorgen könne, nie klage und bloß keine Bedürfnisse äußern dürfe. Emotionen lasse man bestenfalls beim Fußball heraus und für jede Art von Schmerz helfe Alkohol.
Auch hier habe er sich deshalb einmal bewusst in die komplett andere Rolle begeben: Über Monate übernahm er als Vater allein die komplette Familienarbeit. „Das war überraschend wenig herausfordernd. In der Familie lässt sich der Ertrag des Schaffens wahnsinnig schwer quantifizieren“, so der Autor. Die Erfahrung habe ihm die Augen dafür geöffnet, wie nervtötend die Familie manchmal sein könne und dürfe. „Diese Romantisiererei des Elterndaseins finde ich verlogen. Das ist ein extrem anstrengender Job ohne viel Gratifikation – und zwar nicht nur im Sinne von Geld.“
In der Arbeitswelt hat sich aus seiner Sicht in den letzten 50 Jahren vieles zum Besseren verändert, auch wenn sich das für Frauen angesichts von Gender Pay Gap und wenig Frauen in Top-Führungsetagen oft nicht so anfühle. „Natürlich sind wir noch nicht in einem perfekten Bullerbü, aber wir entwickeln uns ständig weiter.“ So seien manche Gepflogenheiten am Arbeitsplatz bedenklich, die junge Generation lasse sich das aber nicht mehr so einfach bieten – etwa, wenn Männer sich in Meetings wie auf dem Pavianfelsen verhielten und sich dem Handy oder dem Nasebohren widmeten, sobald eine Frau das Wort ergreife. „Die Zeiten sind vorbei, in denen Männer sich mehrheitlich am Arbeitsplatz rumtreiben und wetteifern, wer am längsten im Büro ist.“
Der Journalist zeigt Verständnis, dass es jungen Menschen in puncto Gleichberechtigung von Männern und Frauen dennoch nicht schnell genug gehe. Das Thema sei noch in einer Phase, in der es Empowerment für Frauen brauche. Er plädiert dabei aber für eine gemeinsamen Perspektive. „Wir sollten uns nicht so auf die Unterschiede fixieren. Männer und Frauen haben sehr ähnliche Ziele.“
Auf der herCAREER in München stellt Dr. Hajo Schumacher beim Authors-MeetUp am Donnerstag, 10. Oktober, um 15.45 Uhr sein Buch „Männerspagat“ vor und diskutiert mit den Besucher*innen über den Status quo in Sachen Gleichberechtigung.
Über die Person
Dr. Hajo Schumacher, geb. 1964, studierte Journalistik, Politologie und Psychologie und promovierte mit einer Arbeit über politische Führungsstrategien von Angela Merkel. Von 1990 bis 2000 war er Redakteur beim Spiegel, zuletzt Co-Leiter des Berliner Büros und von 2000 bis 2002 Chefredakteur von Max. Heute arbeitet er als Buchautor und freier Journalist für Berliner Morgenpost, Hamburger Abendblatt und Spiegel Online. Er kommentiert für RBB und WDR, Deutschlandradio sowie RTL und moderiert für DW TV den Talk „Quadriga“. Im RBB-Fernsehen ist er ständiger Gast der „Beobachter“ mit Jörg Thadeusz. 2013 gewann er den Deutschen Reporterpreis in der Kategorie Interview gemeinsam mit Benjamin von Stuckrad-Barre. Schumacher entwickelt Konzepte, schreibt Reden für Chefinnen und Chefs und bietet für die Deutsche Presseakademie das Seminar „Die Schreibwerkstatt“ an. Unter dem Pseudonym Achim Achilles schrieb er bei Spiegel Online über Hobby-Läufer und veröffentlichte Bücher wie Achilles’ Verse (Heyne, 2006) und Sehnen lügen nicht (Heyne, 2017). Im August 2018 ist sein Buch „Männerspagat“ bei Eichborn erschienen.
Im Interview mit der herCAREER spricht Dr. Hajo Schumacher über Männer- und Frauenfimmel und den Status quo in Sachen Gleichberechtigung.