„Die CDU hat ein Frauenproblem: Nach Merkel und von der Leyen fehlt Germany’s Next Christdemokratin. Zufall oder Rückfall? Am besten mal Rita Süssmuth fragen“, meint Kirsten Küppers bei ZEIT ONLINE (Z+).

Mit Rita Süssmuth, einst Frauenministerin, später Bundestagspräsidentin, habe der Weg der Frauen in der CDU eigentlich erst begonnen. 2018 waren dann erstmals die wichtigsten Ämter, die die Partei zu vergeben hatte, mit Frauen besetzt: Angela Merkel als Bundeskanzlerin, Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Bundesvorsitzende, Ursula von der Leyen als Verteidigungsministerin. Und das ganze Land sei kurz beeindruckt gewesen „von so viel Fortschrittlichkeit. Ausgerechnet bei der CDU.“

2024: Ursula von der Leyen ist Präsidentin der EU-Kommission und möchte es für eine weitere Amtszeit bleiben. „Von der Leyen ist aber auch eine der letzten Frauen, die die CDU vorzeigen kann, wenn es um die Besetzung von Spitzenpositionen geht. Tatsächlich haben bei der CDU wieder die Männer die Macht übernommen: Merz, Spahn, Linnemann, Wüst, Haseloff, Kretschmer, Rhein, Laumann, Voigt, Günther, Lechner, Schulze, Wegner (…).“

Immer noch liegt der Frauenanteil in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bei nur 26 % – auf einen geringeren Anteil kommt nur die AfD.

Rita Süssmuth, jetzt 87, beobachte das alles ganz genau, so Küppers. „Sie hat es ja selbst erlebt, die Höhen und Tiefen, die schmutzige Seite der Politik, die Verletzungen, das Wegdrängen, hat erfahren, dass es eine Sache ist, wenn Männer von Gleichberechtigung reden, und eine ganz andere, wenn es darum geht, wirklich Macht abzugeben.“

Millimeter für Millimeter habe Süssmuth die Emanzipation vorangetrieben, mit ihren neuen Politikansätzen und Konzepten sei sie oft weiter gewesen als ihre Partei. „Ich fühlte mich manchmal wie auf einer einsamen Insel“, sagt sie.

Im Alter ist sie womöglich noch ungeduldiger in ihrem Wunsch nach Veränderung. „Mehr Frauen gehören in der CDU nach vorn. Weil sich mit Frauen die Politik ändert. Weil Themen, die für viele nur Nebensache sind, zur Hauptsache werden. Fragen zu Krieg und Frieden, Konfliktlösungen ohne Gewalt, Kinderarmut oder die Alterssicherung von Frauen zum Beispiel.“

Laut Küppers kann es sich die CDU eigentlich nicht leisten, auf Frauen zu verzichten – auch, weil Frauen eher Frauen wählten. Da komme die Partei der Realität aber nicht hinterher. Dabei „könnte sie sich an ihrer ehemaligen Ministerin Süssmuth ein Beispiel nehmen, näher dran sein an den Menschen, ein paar Dinge wagen. Manches würde klappen, manches nicht. Die Partei könnte stolpern, aufstehen, weitermachen. So wie sie.“

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Ein Beitrag von herCAREER, 
veröffentlicht bei LinkedIn 11.06.2024