Ihr Buch mit dem Titel „Die Schönheit der Differenz“ nennt sie ein Wagnis: Die Journalistin, Politikwissenschaftlerin und Moderatorin Hadija Haruna-Oelker gibt viel von ihrer Geschichte als Tochter eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter preis. Ihre Biographie verflicht sie mit geschichtlichen und gesellschaftspolitischen Gedanken zu den Themen Rassismus, Intersektionalität und Diskriminierung. Am 7. Oktober 2022 kommt sie zum Authors-Meetup der herCAREER-Expo nach München.
„Diversität geht ans Eingemachte“
„Die Schönheit der Differenz ist eine unübliche Wendung“, erklärt Hadija Haruna-Oelker. Dass Menschen unterschiedlich sind, fänden zwar viele ganz schön. Doch die Unterschiedlichkeit und die Bedürfnisse, die sich daraus ableiten, würden oft nicht bewältigt. „Mit diesem Spannungsfeld spiele ich und suche einen positiven Zugang zu gesellschaftlichen Fragen“, erklärt die Autorin.
Ihren Karriereweg ebneten Hadija Haruna-Oelker, die als Journalistin vor allem für den Hessischen Rundfunk arbeitet, glückliche Begegnungen. „Einige Menschen haben den Wert meiner Arbeit gesehen. Kämpfen musste ich trotzdem, gegen gläserne Decken“, sagt die Politikwissenschaftlerin. Mit ihrem Anliegen, über Rassismus zu berichten, war die Journalistin oft die erste und die einzige ihrer Art. „Manche empfanden mich als störend, weil ich mit bestimmten Themen zu Redaktionssitzungen kam und nicht lockerließ.“
In Deutschland gebe es das Versprechen, dass es alle schaffen könnten, die sich genügend anstrengen. Das stimme aber nur bedingt. Die Zugänge zu wichtigen Positionen in der Arbeitswelt seien unterschiedlich. „Es ist eine Frage der Strukturen: Wer darf wo rein und wer weiß, wie das geht? Oft fehlen nicht nur das Wissen, sondern auch die Netzwerke, die einem die Brücken im Berufsleben bauen“, so Hadija Haruna-Oelker, die heute als Mentorin agiert.
Zwar hätten viele Unternehmen die Charta der Vielfalt unterschrieben, wüssten aber nicht, wie sie Vielfalt umsetzen sollen. Es brauche eine persönliche und geschichtliche Auseinandersetzung, bevor man Diversität im Betrieb diskutieren und die Organisationsentwicklung darauf aufsetze. Diversität sei eine Frage der Sozialisation, aber auch der persönlichen Haltung, die sich entwickeln lasse. Das bedeutet für die Autorin, Unterschiede zu verstehen und aushalten zu lernen – die eigenen und die der anderen. Statt einer Cancel Culture, die oft dem Standardsatz folgt, „Jetzt darf ich hier gar nichts mehr sagen!“, fordert sie eine „Consequence Culture“, in der man über Folgen gesellschaftlicher Handlungen nachdenkt.
Veränderung hin zu mehr Diversität bedeute für viele, Macht abzugeben oder zumindest zu teilen. Es gelte, die eigenen Privilegien zu erkennen und sinnvoll zu nutzen. „Mitgefühl zeigen, den Schulterschluss suchen und sich emanzipativen Aspekten verpflichtet fühlen – all das ist eine Form von Powersharing.“ Dennoch sei es oft schmerzhaft, Platz zu machen, auch wenn das nicht heiße, den eigenen Platz zu verlieren. „Diversität geht ans Eingemachte.“
Am Freitag, 7. Oktober, um 15.45 Uhr kommt Hadija Haruna-Oelker mit ihrem Buch „Die Schönheit der Differenz“ zum Authors-Meetup der herCAREER-Expo.
Über die Person
Die Politikwissenschaftlerin Hadija Haruna-Oelker, geboren 1980, lebt und arbeitet als Autorin, Redakteurin und Moderatorin in Frankfurt am Main. Hauptsächlich arbeitet sie für den Hessischen Rundfunk. Sie moderiert das Debattenformat „StreitBar“ in der Bildungsstätte Anne Frank und die Römerberggespräche in Frankfurt und den feministischen Pressetalk „Wir können auch anders“ der Heinrich-Böll-Stiftung. In der Frankfurter Rundschau schreibt sie eine monatliche Kolumne. Hadija Haruna-Oelker hat den Sammelband „Spiegelblicke – Perspektiven Schwarzer Bewegung“ mit herausgegeben und gemeinsam mit Kübra Gümüşay und Uda Strätling das Gedicht „The Hill We Climb“ von Amanda Gorman übersetzt. Darüber hinaus ist sie im Journalist:innenverband Neue Deutsche Medienmacher*innen und in der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland aktiv.
Im Interview mit herCAREER sprach Hadija Haruna-Oelker darüber, was die Schönheit der Differenz ausmacht und wie wir sie mehr zu schätzen lernen.