Ich stellte mich bewusst der Herausforderung, Familie und Karriere in Einklang zu bringen. Besonders anspruchsvoll ist es, wenn beide Partner in Führungspositionen tätig sind. Aufgrund meiner Erfahrungen möchte ich anderen Frauen Mut machen und zeigen, dass es dennoch möglich ist.

Die Geburt meines ersten Kindes stellte mein Leben auf den Kopf. Um mich davon nicht überwältigen zu lassen, waren regelmäßige Reflexion – mit mir selbst und anderen – sowie Kommunikation hilfreich. Netzwerke sind ein wesentlicher Bestandteil meines Erfolgs. Ich konzentriere mich immer auf das Wesentliche und lasse mich nicht unter Druck setzen. Dadurch gelingt es mir, den Überblick zu behalten und meine Ziele zu erreichen. Demnächst werde ich, nach Geburt des zweiten Kindes, die erste Geschäftsführerin in der Volkswagen Group Retail Deutschland GmbH sein, die in Elternzeit geht. Mit der richtigen Einstellung, der Entschlossenheit, Unterstützung und einer starken Partnerschaft ist es möglich, beides erfolgreich zu meistern – Familie und Karriere.

herCAREER im Interview mit Claudia Fröhlich, Geschäftsführung Auto und Service PIA GmbH.

„Absprachen und eine gute Kommunikation sind hier essenziell, aber auch das ständige Abwägen von Prioritäten.“

herCAREER: Wie habt ihr als Paar die Care-Arbeit nach Geburt des ersten Kindes aufgeteilt?

Claudia Fröhlich: Von Anfang an haben wir uns als ein Team gesehen, das gemeinsam die Verantwortung übernimmt. Als Elternpaar in einer modernen Partnerschaft haben mein Mann und ich die Care-Arbeit sorgfältig organisiert, um sowohl unseren beruflichen als auch familiären Verpflichtungen gerecht zu werden. Wir haben klare Absprachen getroffen und teilen die Aufgaben gleichberechtigt auf. Dabei berücksichtigen wir unsere beruflichen Anforderungen und die Bedürfnisse unseres Kindes. In den ersten beiden Jahren habe ich einen größeren Teil der Care-Arbeit übernommen. Heute liegt sie zu etwa 60–70 % bei meinem Mann und 30–40 % bei mir.

herCAREER: Wo lagen die größten Schwierigkeiten und Herausforderungen für dich – und für deinen Partner –, um den Alltag als Führungskraft mit kleinem Kind zu bewältigen?

Claudia Fröhlich: Als Geschäftsführerin mit einem kleinen Kind bestehen die größten Herausforderungen in der Balance zwischen beruflichen und familiären Verpflichtungen. Insbesondere darin, allem gerecht zu werden. Einerseits gibt es den enormen Zeitdruck und die Verantwortung, die mit meiner beruflichen Rolle einhergehen. Ich bin oft in Meetings, muss strategische Entscheidungen treffen und dafür sorgen, dass das Unternehmen erfolgreich bleibt. Gleichzeitig erfordert ein kleines Kind viel Aufmerksamkeit, Liebe und Fürsorge, was Energie und Konzentration im Alltag stark beansprucht. Ein besonders schwieriger Punkt ist die Flexibilität – in diesem Punkt spielt mein Partner die entscheidende Rolle dabei, den Alltag zu bewältigen. Trotzdem gibt es auch hier Herausforderungen. Obwohl wir versuchen, die Aufgaben gerecht zu verteilen, ergeben sich manchmal Situationen, in denen beide beruflich gefordert sind, und dann wird es schwierig, die Betreuung des Kindes abzusichern. Absprachen und eine gute Kommunikation sind hier essenziell, aber auch das ständige Abwägen von Prioritäten.

herCAREER: Welche Voraussetzungen siehst du als notwendig bzw. als hilfreich an, um bei der Vereinbarkeit von Familie und Karriere erfolgreich zu sein?

Claudia Fröhlich: Selbstbewusstsein und Entschlossenheit sind unerlässlich, um Hindernisse zu überwinden und das eigene Potenzial voll auszuschöpfen. Die Fähigkeit, Multitasking zu betreiben, gepaart mit einem starken Verantwortungsbewusstsein ermöglicht es, in einer dynamischen Umgebung erfolgreich zu sein und seine Ziele zu erreichen. Diese Charaktereigenschaften bilden das Fundament für eine erfolgreiche Karriere und ein erfülltes Privatleben. Sie sind nicht angeboren, sondern müssen entwickelt und gestärkt werden durch Erfahrung und Entschlossenheit. Schlussendlich hilft es sehr, ein starkes Netzwerk aufzubauen, sowohl beruflich als auch privat, um flexibler reagieren zu können und eine gute Balance zu finden. Es bleibt aber eine ständige Herausforderung, die Aufmerksamkeit zwischen Familie und Karriere gerecht aufzuteilen.

Über die Person

Claudia Fröhlich ist seit 2021 Geschäftsführerin der Auto und Service PIA GmbH in München. In dieser Position leitet sie ein Team von rund 250 Mitarbeitenden und verantwortet dabei Nettoerlöse von über 220 Millionen Euro pro Jahr. Ihre berufliche Laufbahn begann mit einem dualen Studium im Automobilhandel in Wolfsburg, das sie von 2007 bis 2010 absolvierte. Schon in jungen Jahren erkannte sie ihre Leidenschaft für die Automobilbranche und die damit verbundene Komplexität.

Nach Abschluss ihres Studiums startete Claudia Fröhlich als Projektassistentin in einem Autohaus in Wolfsburg, bevor sie 2011 in die Beratung wechselte. Von 2011 bis 2015 arbeitete sie als Consultant bei einer mittelständischen Beratungsgesellschaft in Köln, die sich auf Autohausberatung spezialisiert hat. In dieser Rolle sammelte sie wertvolle Erfahrungen in der strategischen Beratung und Prozessoptimierung von Autohäusern.

Von 2015 bis 2021 war sie im Spartenmanagement und in der operativen Wirtschaftsraumsteuerung der Volkswagen Group Retail Deutschland (VGRD) tätig. Ihre Aufgaben umfassten die strategische Steuerung und Weiterentwicklung der Unternehmensbereiche, was ihre Expertise in der Führung und Organisation von Automobilunternehmen weiter vertiefte.

Im Jahr 2019 legte Claudia Fröhlich eine einjährige Elternzeit ein. Nach ihrer Rückkehr übernahm sie im Alter von nur 32 Jahren die Geschäftsführung der Auto und Service PIA GmbH. Zu diesem Zeitpunkt war ihre Tochter zwei Jahre alt, und die Familie entschied sich für einen Rollentausch, bei dem sie in Vollzeit arbeitete und die elterlichen Aufgaben geteilt wurden. Diese Erfahrungen prägen Claudia Fröhlich sowohl beruflich als auch privat und unterstreichen ihre Fähigkeit, Verantwortung und Führungsaufgaben mit persönlichem Engagement zu verbinden.