New Work leben
Elly Oldenbourg ist Manager bei Google, Jobsharer, Sidepreneur und Mutter. Mit knapp 15 Jahren Erfahrung in internationalen Unternehmen im Bereich Marketing & Sales, lebt sie seit 2 Jahren diese Variante von „New Work“. Sie möchte dazu ermutigen, Karriere anders zu denken, das eigene Wirken weiter zu fassen und neue Wege zu gehen.
Für alle, die es satt haben, Karriere & Leben getrennt zu sehen. Für die, die das Statussymbol “busy zu sein”, doch nicht mehr so sexy finden. Für diejenigen, bei denen nicht nur das Herz beim Stichwort “New Work” höher schlägt, sondern die auch dessen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag für eine neue Arbeitswelt erkennen. Mit einem Einblick in mein Leben zwischen Corporate Job, Jobsharing, Selbständigkeit, Mutter sein & sozialem Engagement möchte ich dazu anregen, Karriere weiter zu fassen – für ein Mehr an Zeit & Raum im Aussen, Gelassenheit & Gestaltungslust im Innen, Lebensqualität durchwegs. Das Karriere-MeetUp wird präsentiert von #Frauenmacht.
Dieses MeetUp ist Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2018, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.
Was sagen Sie Menschen, die Ihnen absagen, weil sie „zu busy“ sind?
Das bewerte ich nicht, da ‚beschäftigt zu sein‘ per se ja nicht schlecht ist. Im Gegenteil, Wirken und Gestalten sind großartig! Energieraubend und auf Dauer frustrierend wird es ja nur, wenn Tätigkeiten nur noch Mittel zum Zweck sind und neben der äußeren, auch zu einer inneren Rastlosigkeit führen. Klar, das Leben ist kein Ponyhof und es gibt viele Aufgaben die fremdbestimmt sind und gemacht werden müssen. Dann gibt es aber auch jede Menge Zeug, die man oftmals nur des (Weg-)Rennens oder eines Geltungsbedürfnisses wegen macht, unter dem Motto ‚busy=wichtig‘ – diesen Glaubenssatz hinterfrage ich zunehmend. ‚Leider‘ ist das aber eine aktive Entscheidung – ansonsten übernimmt unwiderruflich der Autopilot, der in unserer Gesellschaft nun mal stark auf „machen“ und „performen“ ausgelegt ist.
Welche Tipps haben Sie für Menschen, die gern Karriere und Leben besser in Einklang bringen möchten, aber nicht wissen, wie?
Das lässt sich schwer pauschal beantworten. Wenn ein Mensch sich aber schon diese Frage stellt, zeigt es ja, dass ein Reflektions-Prozess im Hinblick auf die Prioritäten im Leben begonnen hat. Im ersten Schritt ist es sicher sinnvoll, die Ist-Situation zu evaluieren, um klar zu erkennen, was überhaupt in Einklang gebracht werden möchte (was raubt mir denn wirklich Energie; und was gibt sie mir?). Daraus können sich Ziele ableiten, bei denen es meiner Ansicht nach ganz wesentlich ist, nicht nur das ‚was‘ zu definieren, sondern gleichermaßen das ‚wie‘. Was ich tue, ist meist im Außen erkennbar und nach den üblichen KPIs bewertbar (z.B. Menge der Verabredungen, Promotion geklappt oder nicht usw.); Wie ich dabei bin und mich fühle, das nimmt die zugrunde liegenden inneren Bedürfnisse mit und lässt unsere Handlungen anders, ganzheitlicher bewerten. Ab diesem Schritt wird es dann schwer: es ist der vom theoretischen Diskurs in die Praxis, dann mal wirklich bewusst JA oder NEIN zu sagen. Hier ist schlichtweg Training angesagt, im Großen wie im kleinen, um den rennenden Performance Autopilot langsam umzuprogrammieren.
Was bedeutet für Sie Lebensqualität?
Ich weiß auf jedem Fall, was es für mich nicht bedeutet: Ins Bett zu gehen, mit dem Gefühl zu wenig geschafft zu haben, und aufzustehen mit dem Gefühl, zu wenig geschlafen zu haben!
Im Grunde sind wir ja alle getragen von der Sehnsucht nach einem sinnvollen und bejahenswerten Leben – und das ist eine höchst individuelle Angelegenheit.
Mir sind seit einiger Zeit drei Worte ganz gute Wegweiser für meine Lebensqualität hier und jetzt geworden: Zeit Wert Geben. Jedes Wort für sich ist kraftvoll und wichtig. Genauso die Frage: wie gebe ich der Zeit Wert? Und zwar nicht nur meiner eigenen, sondern auch der Zeit meiner Mitmenschen, oder noch weiter: der Zeit unserer (Um)Welt. Seit ich an wichtige Fragen so ran gehe, spüre ich meine Selbstwirksamkeit ganz anders, da ich mich öfter bewusst gegen das automatische Rennen entscheide. Sondern auch für Zeitvertreib, der nicht nur ein Mehr an Anerkennung von außen als Ziel hat. Das beinhaltet für mich genug Raum für meine Liebsten, meine Interessen und Hobbies, sozialen Weitblick und Engagement, Weiterbildung, Bewegung…. Und definitiv auch genug Schlaf!