Die Gesellschaft, Einkaufsverhalten, Konsumvorlieben und technische Möglichkeiten ändern sind rasant. Das führt zu neuen Skills, die in den häufig noch männerdominierten Funktionen wie Sales und Buying, aber auch Marketing benötigt werden. Welche sind das? Wie eignet man sich diese an und wie macht man dort seinen Weg? Und warum macht das auch noch Spaß? Das waren die Kernfragen dieses MeetUps.
„Grundsätzlich hilft: Neugierig sein“
herCAREER: Welche Skills brauchen Frauen, um sich in (noch) männerdominierten Funktionen zu etablieren?
Liebehenz: Was mir in meinen 13 Jahren Berufsleben immer geholfen hat:
- mir selbst treu zu bleiben,
- selbstbewusst mit den eigenen Stärken umzugehen und
- Chancen zu erkennen und wahrzunehmen, mutig und ohne zu viel zu zögern und sich selbst zu hinterfragen.
Das heißt auch, proaktiv zu sein und die eigenen Ziele und Vorstellungen artikulieren zu können. Männer machen dies meist selbstverständlich. Frauen sollten dies genauso selbstverständlich tun. Mir wären einige Chancen entgangen, hätte ich dies nicht gemacht – zum Beispiel nach verschiedenen Vertriebsverantwortungen für das Lebensmittelgeschäft bei Unilever in Deutschland zu einer neuen Rolle in der Schweiz „Ja“ zu sagen und dort die Kategorie- und Marketing-Leitung für Waschmittel, Weichspüler und Maschinengeschirrspülmittel für die Region Deutschland-Österreich-Schweiz zu übernehmen. Nachdem ich meinem damaligen Chef gesagt hatte, dass ich mir meine nächste Rolle in neuer Funktion und in jedem Land, außer Deutschland, vorstellen kann, war das eine maximale Veränderung.
Ein weiteres Thema, mit dem sich eine Auseinandersetzung lohnt und das darüber hinaus sehr unterhaltsam ist, sind gender-spezifische Unterschiede in der verbalen und non-verbalen Kommunikation. Es gibt einige gute Bücher, die Unterschiede beschreiben und aufzeigen, wie man in eine eher männliche oder weibliche Sprache wechselt. Hier geht es nicht ums Verstellen, sondern um eine zielgruppenorientierte Kommunikation, die man wie jede andere Fremdsprache beherrschen und anwenden sollte.
Je nach Unternehmen ist es auch wichtig, sich mit unbewussten Bias zu beschäftigen, die Umgebung zu beobachten und Transparenz in Entscheidungs- und Beförderungsprozessen einzufordern, um dann falls nötig „Devil‘s Advocate“ zu spielen.
herCAREER: Wie finden Frauen den Job, der ihnen wirklich Spaß macht?
Liebehenz: Ein Ansatz, mit dem ich für mich selber, aber auch für Teammitglieder sehr gute Erfahrungen gemacht habe:
Definieren des eigenen Purpose. Was ist einem wichtig im Leben, wofür möchte man stehen, was sind Ziele im Beruf, aber auch in anderen Bereichen? Meine Lieblingsfrage hierzu: “What would you do if you wouldn`t be afraid?” Überlegen, was einem beruflich Spaß macht, wo Stärken, Schwächen und Potentiale liegen, und so enger eingrenzen, welche Aufgaben eine Rolle beinhalten soll oder nicht. Daraus ergibt sich, welche Branche, Funktion und Verantwortungsgrad interessant sind. Und dann geht es nur mit „Doing“: mutig sein, sich ausprobieren, verändern, wenn die Erkenntnis kommt, dass etwas anderes vielleicht noch besser passt, weitermachen, wenn es sich gut anfühlt. Kopf- und Bauchgefühl sind gleichermaßen wichtig in der Reflektion.
Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Es gibt nur DEINEN eigenen Weg.
Dieser Ansatz hat auch bei meiner Entscheidung geholfen, dieses Jahr von Amazon EU SARL zu Bosch Power Tools zu wechseln. Dies war eigentlich nicht geplant und beide Unternehmen passen gut zu meinen persönlichen Zielen und Motivationen. Aber Bosch fühlte sich wie der logische nächste Schritt an, unter anderem durch seinen starken Unternehmenspurpose, die Kultur und das Team sowie einem sehr spannenden, zukunftsfokussierten Verantwortungsbereich, der die industrialisierten Märkte in Europa und Asien-Pazifik umfasst. Das war mir nach dem zweiten Gespräch, in dem ich einen Großteil des Teams bereits kennen gelernt hatte, klar. Dann ging es nur noch um das „Doing“.
herCAREER: Wie erkenne ich, welche Skills in Zukunft noch gebraucht werden, damit ich sie mir direkt aneignen kann, um einen Vorsprung zu haben?
Liebehenz: Grundsätzlich hilft: neugierig sein, aktiv mit Zukunftsthemen auseinandersetzen und mit anderen darüber diskutieren und reflektieren. Firmeninterne wie externe Netzwerke mit verschiedenen Themenschwerpunkten können dafür gute Plattformen sein. Auch Veranstaltungen wie die herCAREER oder Events zu Artificial Intelligence und Digitalisierung wie zum Beispiel von Ada sind tolle Plattformen. Zudem informiere ich mich umfassend über Blogs wie Techcrunch oder Exciting Commerce, die Website des World Economic Forums, die z. B. interessante Beiträge zur Industrie 4.0 publiziert, YouTube Blogs, LinkedIn Artikel von verschiedenen CEOs erfolgreicher Unternehmen und führende Tageszeitungen. Außerdem probiere ich neue technische Geräte und Tools passioniert gerne aus, um up to date zu bleiben. Mein neuestes Experimentierfeld: mein neues Zuhause in Stuttgart, eine smarte Wohnung, in der man die Haustür über einen Fingerscanner öffnet, Klingel und Paketkästen digitalisiert sind und die Wohnungssteuerung über App- und Sprachsteuerung läuft.
herCAREER: Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?
Über die Person
Fiona Liebehenz wollte schon immer aktiv die Zukunft gestalten und etwas bewegen mit nachhaltig positiven Auswirkungen. Das macht sie seit 13 Jahren in der Konsumgüterindustrie, auf Industrie- und Handelsseite, mit Führungsverantwortung in General Management, Strategie, Einkauf, Marketing und Vertrieb.
Seit 2019 verantwortet sie als Director International Key Account bei Bosch Professional Power Tools zusammen mit ihrem internationalen Team den größten E-Commerce Kunden in den industrialisierten Ländern Europas & Asien-Pazifiks. In dieser Position verantwortet sie die Strategie-Entwicklung, die P&L und operative Geschäftssteuerung sowie funktionsübergreifende Projekte.
Zuvor war sie 2 Jahre bei dem Technologie- und Handels-Unternehmen Amazon EU SARL als Head of Vendor Management Pets und Manager Personal Care Appliances tätig und verantwortete u. a. strategische B2B- und B2C-Business Development Initiativen, das Kategorie- und Lieferantenmanagement sowie bereichs- und länderübergreifende Projekte. Zudem war sie Expertin für ein globales Automatisierungs-Programm.
Zum Anfang ihres Berufslebens sammelte sie 11 Jahre wertvolle Erfahrungen bei einem der größten Konsumgüterhersteller, Unilever, verschiedene Bereiche in unterschiedlichen Ländern. Sie war dort eine der ersten, die sich mit Digitalisierung und E-Commerce befasste.
Sie engagiert sich seit 2017 ehrenamtlich als Chair des Marketing-Committees für das LEAD Network Europe und als Mentorin und besitzt Executive Education-Zertifikate der HBS und LSE, einen M.Sc. in Wirtschaftspsychologie und B.Sc. in BWL.
Dieses MeetUp wurde präsentiert von Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) e.V. und war Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2019, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.