Nachdem in ihrer Schulzeit der Schwerpunkt auf Sprachen und Kunst gelegen hatte, entschied sich Stefanie für das Studienfach Informatik – und war erstaunt, in welch hohem Maß sich hier Logik und Kreativität miteinander verbinden. Im Beruf erlebte sie, wie die Einführung neuer Software bei den zukünftigen Anwender:innen häufig auf Zurückhaltung stieß. Bei ihrer Fortbildung im Change-Management erkannte Stefanie: Wenn nicht klar ist, warum etwas verändert wird, fällt es den Betroffenen schwer, das Vorhaben zu unterstützen und den Weg mitzugehen. Auf dem Weg der Veränderung brauchen sie aktive Unterstützung. Wandel beginnt also auf der menschlichen Ebene, und Veränderungen müssen nicht nur sinnvoll gestaltet, sondern auch nachhaltig in den Arbeitsalltag integriert werden. herCAREER im Interview mit Stefanie Böhm, Business Analyst in der Abteilung Organisation und IT bei der Liebherr-Verzahntechnik GmbH (LVT).

„Ich bin überzeugt, dass lebenslanges Lernen nicht nur persönliches Wachstum ermöglicht, sondern auch entscheidend dazu beiträgt, flexibel und vielseitig zu bleiben.“

herCAREER: Hast du einen Rat an junge Frauen, die sich überlegen, eine Laufbahn in der IT einzuschlagen?

Stefanie Böhm: Ich kann es allen nur empfehlen! IT ist ein so weites Feld und bietet so viele Chancen und Möglichkeiten, dass jede ihren Weg finden kann. Mein eigener Weg zeigt, dass ein schulischer Fokus auf Kunst und Englisch nicht ausschließt, ein Studium mit mathematischem Schwerpunkt erfolgreich zu absolvieren.

herCAREER: Kannst du dein „Aha-Erlebnis“ noch etwas genauer beschreiben, als du mit der Perspektive der Anwender:innen konfrontiert wurdest? Können andere daraus lernen, von vornherein Probleme zu vermeiden?

Stefanie Böhm: Anwender:innen empfinden neue Programme häufig als umständlich oder zeitraubend, weil es neben dem Erlernen der neuen Funktionen in der neuen Oberfläche bedeutet, dass bestehende Arbeitsprozesse sich verändern oder zusätzliche Schritte erfordern.

Starke Kritik kommt dabei meist von wenigen Personen, die sich besonders betroffen fühlen, während viele andere still bleiben oder neutral reagieren.

Es ist wichtig zu erkennen, dass es bei solchen Veränderungen kaum möglich ist, alle individuellen Bedürfnisse vollständig zu erfüllen. Jede Lösung ist letztlich ein Kompromiss, der darauf abzielt, langfristige Vorteile für das Unternehmen und die Mitarbeitenden zu erzielen.

Ich wurde schon mit akribisch gemessenen Zeiten konfrontiert, mit denen Anwender den Aufwand für das neue Programm mit den gewohnten Abläufen des alten Systems verglichen. Solche Vergleiche sind besonders herausfordernd, wenn die Optimierungen in einem Bereich vor allem den anderen Beteiligten oder dem Gesamtprozess zugutekommen. Die Frustration in der Anfangsphase ist oft unausweichlich, kann jedoch durch Transparenz, Wertschätzung und die Kommunikation der langfristigen Vorteile gemildert werden.

Was man daraus lernen kann:

  • Frühe und transparente Kommunikation ist wichtig, um Verunsicherung durch Unklarheit zu minimieren.
  • In persönlichen Gesprächen mit den Kritiker:innen kann man die wichtigsten Kritikpunkte sammeln, prüfen und die Pro-Argumente dazu ausarbeiten. Dieses Wissen kann dann in der Kommunikation an alle gut eingesetzt werden.
  • Manchmal sind Pilotgruppen eine sehr gute Möglichkeit, um mit wenigen ausgesuchten Anwender:innen das System zu testen und ihr Feedback einzuholen. Damit kann man im System noch gezielt Anpassungen vornehmen, bevor es flächendeckend eingeführt wird.
  • Bei Schulungen kann man darauf achten, dass die Trainings auf konkrete Anwendungsfälle der Anwender:innen fokussiert sind, statt nur Funktionen zu erklären.
  • Die Kommunikation kann sehr gut unterstützt werden durch eine klare Change-Story, die nicht nur die Vorteile für das Unternehmen, sondern auch für die anderen Prozessbeteiligten deutlich macht.
  • Man kommuniziert am besten offen, dass es Veränderungen gibt, die zunächst für manche Nutzer:innen schwierig erscheinen mögen, aber dem übergeordneten Ziel dienen.

herCAREER: Was bedeutet für dich lebenslanges Lernen?

Stefanie Böhm: Lebenslanges Lernen bedeutet für mich, neugierig zu bleiben und offen für Veränderungen, neue Perspektiven und Herausforderungen zu sein. Fortschritt in einem Unternehmen ist nur durch Veränderung möglich – wer nicht mit dem Fortschritt geht, läuft Gefahr, abgehängt zu werden. Deshalb sehe ich es als meine Aufgabe, das Unternehmen in meiner Rolle bei Veränderungen aktiv zu unterstützen und diesen Wandel mitzugestalten.

Es erfordert Mut, die Komfortzone zu verlassen und neue Rollen, Technologien oder Arbeitsweisen auszuprobieren, um das eigene Potenzial immer wieder neu zu entdecken. Dabei ist der Austausch mit anderen eine unverzichtbare Inspirationsquelle – sei es durch Mentor:innen, Kolleg:innen oder Communitys. Ich bin überzeugt, dass lebenslanges Lernen nicht nur persönliches Wachstum ermöglicht, sondern auch entscheidend dazu beiträgt, flexibel und vielseitig zu bleiben. So lassen sich immer wieder neue Wege finden, die eigenen Stärken einzusetzen und Fortschritt für das Unternehmen voranzutreiben.

herCAREER: Bei herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Austauschpartner:innen aufsetzt. Zu welchen Themen kannst du als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Change Management
  • Erfahrungen mit Jobs in Männerdomänen

herCAREER: Gibt es Themen, zu denen du persönlich eine:n Austauschpartner:in suchst und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchtest? Dann benenne uns Schlagworte für deine Themen.

  • Frauen in Führungspositionen
  • Arbeiten 4.0

herCAREER: Würdest du auch als Mentor:in bei herCAREER fungieren? Welche Frau würdest du dir als Mentee wünschen?

Stefanie Böhm: Ich würde mir eine neugierige und mutige Frau wünschen, die bereit ist, ihre Komfortzone zu verlassen, lebenslang zu lernen und ihre Fähigkeiten einzusetzen, um Wandel und Fortschritt in ihrem Umfeld aktiv mitzugestalten.

Zur Kontaktaufnahme bitte die von der Interviewpartner:in angegebenen Möglichkeiten nutzen und sich auf das Interview  bei herCAREER-Learn & Connect beziehen.

Über die Person

Stefanie Böhm absolvierte ein Informatikstudium an der Universität Ulm, das sie 2005 mit dem Diplom abschloss. Bereits während des Studiums sammelte sie praktische Erfahrungen als Werkstudentin im Bereich agiles Requirements Engineering bei Daimler Chrysler in Ulm. Ihre berufliche Laufbahn begann sie 2005 bei der Liebherr-Verzahntechnik in der Abteilung Betriebsleitung Montage, wo sie eine Eigenprogrammierung zur Projektabwicklung betreute und weiterentwickelte. 2007 wechselte sie in die IT-Abteilung. Hier arbeitete sie – mit Unterbrechung durch drei Elternzeiten – über die Jahre an einer Reihe großer IT-Projekte, wie etwa die Implementierung und Weiterentwicklung des ERP-Systems Infor LN; sie betreute verschiedene Datenbanken und Anwendungen und übernahm die Projektleitung für die Einführung eines eProcurement-Systems. Ab 2020 richtete sie den Fokus ihrer Tätigkeit auf Kommunikation und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit. Sie unterstützte Projekte zur Verbesserung von Kommunikationsstrukturen, zur Optimierung der Meetingkultur und Weiterentwicklung einer zielgerichteten Strategiekommunikation. Im Rahmen ihrer Leitung eines New-Work-Projekts (Einführung von Desk Sharing und Neustrukturierung von Büroflächen) beschäftigte sie sich intensiv mit dem Thema New Work. 2023 machte sie eine Fortbildung im Change Management, um die Kolleg:innen in entsprechenden Projekten zu unterstützen.

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