Viele denken, es sei schwierig, Leistungssport und Studium bzw. Beruf zu vereinen. Als Profi-Fußballerin und Doktorandin an der Uni Mannheim weiß Isabella Hartig jedoch aus eigener Erfahrung, dass gerade diese Kombination sehr gewinnbringend sein kann. Denn Kompetenzen wie Stressresistenz, Zeitmanagement, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit sind in beiden Welten gefragt – genauso wie eine gute Zusammenarbeit im Team. Mit ihrem Karriereweg ist Isabella ein Vorbild für viele Frauen, ihre Talente zu nutzen und ihre beruflichen Ambitionen zu verfolgen. Im Female Leadership Accelerator, den die Mannheim Business School ab September 2023 als Weiterbildungsangebot exklusiv für Frauen anbietet, kann Isabella ihr Analytics-Know-how und ihre Erfahrungen als Leistungssportlerin mit den Teilnehmerinnen teilen.
„Es ist manchmal auch nicht wichtig, dass man jede Aufgabe bis ins kleinste Detail durchdenkt, sondern einfach mal anfängt.“
herCAREER: Auf welche besonderen Herausforderungen und Schwierigkeiten bist Du bei Deinem beeindruckenden doppelgleisigen Weg bisher gestoßen? Welche Erkenntnisse hast Du dabei gewonnen, die Du mit anderen Frauen teilen möchtest?
Isabella Hartig: Ein häufiger Gedanke war: Wie soll ich alles unter einen Hut bekommen? Ich habe ja sowohl im Bachelor als auch im Master dual studiert. Ich hatte an manchen Tagen Vorlesungen, dazwischen ein Meeting und dann Training. Und nach dem Training musste ich dann meine Bachelor- oder Master-Arbeit voranbringen. Das ist alles auf den ersten Blick ganz schön viel. Herausforderungen ergaben sich für mich immer, wenn Meetings oder Vorlesungen kurzfristig verschoben wurden, da natürlich alles mit dem Trainings- bzw. Spielplan exakt abgestimmt war. Meine Erfahrung ist, wenn man sich eine Struktur macht und alles nacheinander abarbeitet, geht das schon alles und man bekommt das gut hin. Es ist manchmal auch nicht wichtig, dass man jede Aufgabe bis ins kleinste Detail durchdenkt, sondern einfach mal anfängt. Dann funktioniert das alles schon. Zudem ist auch alles eine Frage der Kommunikation. Ich bin bisher immer auf Personen gestoßen, die meinen Weg mit dem Leistungssport unterstützt haben. Wenn man also einfach direkt kommuniziert, wie die Trainingszeiten sind oder wo es vielleicht schwierig werden könnte, findet man immer zusammen eine Lösung.
herCAREER: Und welche guten Erfahrungen hast Du bei Deinem Fußball-Engagement konkret gemacht, die Dir beim Studium und bei Deinen beruflichen Ambitionen zugutekommen?
Isabella Hartig: Ich glaube, dass ich durch den Fußball gelernt habe, auch im Studium gut mit Druck oder Stress umzugehen. Ich denke, dass viele sich vorher zu sehr den Kopf zerbrechen. Eine gewisse Lockerheit hat mir sehr geholfen. Zudem ist der Teamgedanke auch sehr essenziell. Gerade in meinem Masterstudium, bei dem viel Gruppenarbeit, Teampräsentationen und Projekte gefragt waren, habe ich gemerkt, dass ich mich schnell auf unterschiedliche Persönlichkeiten und Arbeitsweisen einstellen kann.
herCAREER: Wie sind Deine Pläne für die Zukunft? Wo möchtest Du nach der Promotion einsteigen? Und was wünschst Du Dir für Deine sportliche Karriere?
Isabella Hartig: Zunächst möchte ich gerne noch ein paar Jahre Fußball spielen und während meiner aktiven Karriere meine Promotion erfolgreich abschließen. Ich bin mir momentan noch nicht sicher, ob ich danach eine akademische Laufbahn anstrebe oder zurück in die Industrie gehe. Ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, in einem Fußballklub zu arbeiten. Ich finde gerade die Tatsache spannend, die Fußball-Kompetenz mit der betriebswirtschaftlichen Kompetenz zu verbinden. Für meine sportliche Karriere wünsche ich mir vor allem verletzungsfrei zu bleiben, denn genau meine körperliche Gesundheit habe ich leider nicht selbst in der Hand.
herCAREER: Bei herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartner:innen aufsetzt. Zu welchen Themen kannst Du im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
- Umgang mit Stress
- „den etwas anderen Weg gehen“
herCAREER: Würdest Du auch als Mentor:in bei herCAREER fungieren? Welche Frau würdest Du dir als Mentee wünschen?
Isabella Hartig: Ich bin offen für einen vielseitigen Austausch.
Zur Kontaktaufnahme bitte die von der Interviewpartner:in angegebenen Möglichkeiten nutzen und sich auf das Interview bei herCAREER-Learn & Connect beziehen.
Über die Person
Isabella spielt seit dem Sommer 2015 beim TSG Hoffenheim in der Frauen-Bundesliga. Sie wird dort als „versierter Linksfuß mit gutem Torriecher“ geschätzt. Von 2013 bis 2015 war sie zudem im Kader der U-17-, U-19- und U-21-Nationalmannschaft, schoss entscheidende Tore für ihr Team und wurde 2013 in England U-17-Europameisterin.
Neben dem Fußball sind BWL und Datenanalyse ihre Leidenschaft. Nach einem Bachelor in BWL an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg stieg sie über ein Praktikum im Finanzwesen 2019 bei HeidelbergCement ein und durchlief ein Traineeship im Bereich Reporting, Controlling & Consolidation. Während dieser Zeit studierte sie berufsbegleitend den Mannheim Master in Management Analytics an der Mannheim Business School und eignete sich umfassendes Wissen über Datenerfassung, -bereinigung und ‑visualisierung sowie Analysetools an. Das Thema Datenanalyse faszinierte sie so sehr, dass sie nach Traineeship und Masterstudium als Doktorandin an den Lehrstuhl für Quantitatives Marketing und Konsumentenverhalten von Prof. Dr. Florian Stahl an der Universität Mannheim wechselte. Ihre Forschungsinteressen liegen primär im Bereich Sports Analytics und Machine Learning im Marketing.