Man kann gar nicht wegsehen

„Alle Ausdrucksmittel der Schauspielerei beherrscht sie schon, jetzt zeigt Sandra Hüller uns auch noch, wie man mit Weltruhm zurechtkommt“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung über die mehrfach international ausgezeichnete Schauspielerin: zuletzt für ihre Hauptrollen in den Filmen „Anatomie eines Falls“ von Justine Triet (hierfür wurde Hüller für den Golden Globe nominiert) und „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer. Es gebe „heftige Spekulationen über Oscar-Chancen“.

Im Kriminaldrama „Anatomie eines Falls“ spielt Hüller die Schriftstellerin Sandra. Sie „ringt vor Gericht in größter menschlicher Not mit den Mordbeschuldigungen, muss die Abgründe ihrer Ehe offenlegen und dabei eigenes Fehlverhalten in der Beziehung eingestehen. Hüller gelingt es, diese Frau so anzulegen, dass man trotz ihrer offensichtlich charakterlichen Schwächen Empathie empfindet – und sich dennoch die ganze Zeit fragt, ob sie den Mord nun begangen hat oder nicht.“

In „The Zone of Interest“ spielt Hüller die Ehefrau des KZ-Kommandanten Rudolf Höss. „Hüllers Spiel unterstützt hier die Grundidee des Films: den Horror von Auschwitz präsentieren, ohne Bilder der Gräueltaten zu zeigen. Wenn Hüllers Figur im Plauderton ganz nebenbei berichtet, wie sie ‚an der Mauer‘ einen Rosengarten anlegen will, dann erzielt dieses kühle Spiel genau den von Glazer gewünschten Effekt, denn die Zuschauer wissen ja, was sich hinter der Mauer verbirgt.“

Für die FAZ-Autorin zeigen diese Filme „die enorme Bandbreite, auf der sich Hüllers Spiel bewegt. Als beide Filme in diesem Frühsommer im Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes Premiere feierten, konnte man kaum glauben, dass diese so unterschiedlichen Charaktere von ein und derselben Frau verkörpert werden.“

Dem Medienrummel, der auf sie zukommt, steht Hüller laut FAZ „so kühl und überlegt gegenüber wie einige der Figuren, die sie vor der Kamera oder auf deutschen Theaterbühnen gibt, ihrem Schicksal.“ Was den Oscar angeht, war bereits 2017 der Film „Toni Erdmann“ mit Sandra Hüller in der Hauptrolle für den Auslands-Oscar nominiert. Für „Anatomie eines Falls“ könnte sie nun als Darstellerin für einen Oscar nominiert werden. Ende Januar werden die Nominierungen bekanntgegeben.