Endlich mal hinter die Kulissen von Unternehmen schauen: In der Interview-Serie herWHY geben Mitarbeiterinnen einen Einblick und eine ganz persönliche Sicht in ihren Job. Sie berichten, wie sie dorthin gekommen sind und schildern welchen Nutzen sie mit ihrem Aufgabenbereich im Unternehmen stiften. Erfahren Sie von den vielseitigen Wegen der Frauen und bekommen Sie einen authentischen Einblick ins Unternehmen.
Stephanie Kuhn (Deloitte) im herWHY-Interview
herCAREER: Warum haben Sie sich für das Unternehmen entschieden, in dem Sie aktuell arbeiten?
Stephanie Kuhn: Als klar war, dass ich mich umorientieren und noch mal in ein neues Set-up möchte, habe ich mich vorab in meinem Netzwerk umgehört, auch bei verschiedenen Kunden. Ich habe auch gefragt: Wo soll ich nicht anfangen? Deloitte hat ein sehr gutes Standing und gute Referenzen im Public Sector. In diesem Sektor mit öffentlichen Ausschreibungen ist es wichtig, dass ein Unternehmen für innovative Themen steht, keine Skandale hat und einen guten Ruf genießt. Das war mir auch persönlich wichtig. Auch das „Greenhouse“, das komplexe Herausforderungen auf kreative Weise anpackt, und die „Deloitte-Garage“ haben mich überzeugt. Das ist das Herzstück für Innovation, wo Zukunftsthemen auch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Dass es im Unternehmen auch solche Initiativen gibt, war auf jeden Fall eine Entscheidungshilfe.
herCAREER: Was ist Ihr „Warum“ für das, was Sie tun? Was treibt Sie inhaltlich und persönlich an?
Stephanie Kuhn: Ich arbeite in der Beratung im öffentlichen Sektor mit Schwerpunkt auf Bundesministerien (vor allem BMVg) und IT-Themen. Eigentlich habe ich Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau studiert und wollte in die Automobilindustrie und Logistik. Ich habe aber schnell gemerkt, dass es nicht das Wichtigste ist, dass man – salopp gesagt –Produktionsgüter 2 Cent billiger durch das Werk transportiert. Bei meinem ersten Projekteinsatz habe ich die Bundeswehr beraten. Die Menschen dort riskieren ihr Leben, lassen ihre Familien allein – wenn ich einen Beitrag dazu leisten kann, dass sie besser ausgestattet sind bei ihren Einsätzen, ist das ein gutes Gefühl. Die Themen, an denen man in der Public-Sector-Beratung mitarbeitet, sind große Initiativen, die die ganze Gesellschaft betreffen. Es treibt mich an, etwas zu optimieren, sich tief hineinzudenken und unterschiedliche Lösungsvorschläge abzuwägen. Beratung ist abwechslungsreich, weil man die meisten Projekte nicht jahrelang macht, sondern nur für eine begrenzte Zeit. Es gibt immer wieder neue Kunden, neue Sichtweisen und Problemstellungen. Das finde ich extrem spannend.
herCAREER: In welcher Hinsicht / in welchen Bereichen können Sie gestalten?
Stephanie Kuhn: Das kann ich in zweierlei Hinsicht: Einmal thematisch, denn als Senior Managerin kann ich sagen, wo ich meinen Schwerpunkt sehe, ich kann Themen aktiv akquirieren, mitgestalten, gemeinsam mit den Kunden. Auch in internen Initiativen kann ich mich einbringen und selbst entscheiden, wo ich mich engagieren oder einen „Fußabdruck“ hinterlassen möchte.
Und zweitens kann ich die Karriereentwicklung der Beraterinnen und Berater mit beeinflussen. Vor allem jüngere Kolleginnen coache ich gerne, und wenn es nur ein regelmäßiger virtueller Kaffee ist. Ich habe davon auch selbst profitiert und möchte das zurückgeben. Ich höre oft, dass sich jüngere Kolleginnen manche Dinge nicht trauen und dafür einfach mal eine Mentorin brauchen. Wir haben ein internes Netzwerk aufgebaut, wo wir uns gegenseitig unterstützen, weiterempfehlen und ermutigen. Nach meiner Elternzeit haben übrigens bei mir einige Kolleginnen an die Tür geklopft, die wissen wollten, wie das mit Kind so klappt. Viele konnten sich gar nicht vorstellen, dass man als Mutter Managerin werden kann! Wir müssen noch einige überholte Denkweisen loswerden, und dafür investiere ich auch gerne meine Freizeit – die virtuellen Kaffees nehmen langsam immer mehr Platz in meinem Kalender ein.
herCAREER: Welche drei fachlichen Kompetenzen sollten für den Job mitgebracht werden?
Stephanie Kuhn: Ab einem bestimmten Level braucht man die Identifikation mit einem Fachthema bzw. mit Trendthemen, man muss für etwas stehen, muss diejenige sein, an die sich Kolleg:innen bei bestimmten Fragestellungen wenden.
Wichtig ist auch eine gewisse Abstraktionsfähigkeit. Kein Projekt ist wie das andere, Berater:innen müssen das, was sie irgendwo schon einmal gesehen haben, auch auf andere Projekte anwenden können, also abstrahieren.
Und nicht zuletzt: Methodenstärke. Relativ schnell in die Tiefe gehen können, sich „reinfressen“ – das ist wie ein Werkzeug, das man braucht. Und etwas, was man lernen kann. Mir ist es wichtig, das den Mitarbeitenden beizubringen, selbst den Praktikant:innen. Man muss in meiner Branche ständig Neues aufschnappen und lernbegierig sein.
herCAREER: Welche Ihrer Talente können Sie in diesem Job besonders gut einsetzen?
Stephanie Kuhn: Offenheit Menschen gegenüber, v.a. Einzelwahrnehmung: Ich nehme Menschen als Individuen wahr, mich interessiert, wie Organisationen und Menschen funktionieren. Ich überlege genau, wie ich bei den unterschiedlichen Zielpersonen Themen anspreche. Ich würde mich auch als Integrator-Persönlichkeit bezeichnen, d.h., ich bringe Menschen zusammen und schaue, dass sie auf Augenhöhe zusammenarbeiten.
Und nicht zuletzt meinen strategischen Weitblick. Ich plane zwei, drei Schritte voraus, überlege, wie und mit wessen Hilfe ich ein Ziel erreichen kann. Und das klappt oft. Selbst im Privaten, wenn es um den Kitaplatz geht (lacht).
Über die Person
Stephanie Kuhn ist als Senior Managerin und Expertin für die Themen Defense, Security & Justice im Bereich Public Sector Consulting bei Deloitte tätig. Durch ihre früheren Tätigkeiten im Management Consulting im Bereich Öffentlicher Sektor verfügt sie über neun Jahre Berufserfahrung mit dem Fokus auf Government, Public Services. Innerhalb der Beratungsbranche liegt Stephanies Themenschwerpunkt im Bereich Digitalisierung des Öffentlichen Sektors auf Bundesebene.