Personal Branding ist weit mehr als nur das ich-bezogene In-den-Fokus-Stellen der eigenen Person. Eine führende Markenbotschafterin für den eigenen Arbeitgeber zu sein, zahlt sich in der Regel mehrfach aus. Das deutlich erweiterte Kontaktnetzwerk macht dabei nicht nur Social-Media-Arbeit einfacher und effizienter. Meinungen einholen, Wissen tanken, Beziehungen knüpfen und Geschäfte anbahnen, das bedeutet in der Regel auch Sichtbarkeit für die eigene Karriere im Unternehmen. Ein Austausch mit Praxisbeispielen und der Möglichkeit, offen Fragen zu stellen.
„Was kann ich so gut, dass ich es an andere weitergeben kann?“
herCAREER: Was ist Personal Branding und welche Vorteile bringt es Deiner Meinung nach mit sich?
Stefan Scheller: Mein persönliches Verständnis von Personal Branding stellt nicht das Ziel der eigenen Markenbildung in den Fokus. Es geht vielmehr um die Wünsche und Bedürfnisse der Zielgruppe, die wir als Follower:innen gewinnen wollen. Daher steht die Frage im Fokus: „Was kann ich so gut, dass ich es an andere weitergeben kann?“. Denn nur wenn die Menschen in ihrem Followership einen persönlichen Nutzen für SICH sehen, gelingt es, die eigene Marke zu etablieren. Umgekehrt, mit dem ständigen Blick auf sich selbst und der Frage, wie man Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit generieren kann, verkehrt sich Personal Branding zur für alle Beteiligten auf Dauer anstrengenden Selbstinszenierung.
herCAREER: Welche Rolle spielte Personal Branding bei Deinem eigenen Werdegang?
Stefan Scheller: Als ich 2013 mit PERSOBLOGGER.DE als persönlichem Blog anfing, gab es diesen Begriff ebenso wenig wie den Begriff „Influencer“ im Mainstream. Daher spielte er erst einmal gar keine Rolle. Allerdings merkte ich schnell, dass das positive Feedback auf meine Beiträge auf mich inspirierend und motivierend wirkte. Dankbarkeit der Menschen zu spüren für das eigene Tätigwerden, für Artikel, Inhalte, Meinungen, stand immer im Zentrum. Die Personal Brand entstand dann mit der Zeit. Natürlich ist es trotzdem wichtig, mit Blick auf Personal Branding gewisse Aktivitäten zu starten, sichtbar zu bleiben – schon alleine aufgrund der Algorithmen via Social Media. Allerdings ist die Personal Brand das Ergebnis meiner von anderen wertgeschätzten fachlichen Arbeit und nicht das Ziel meines Wirkens.
herCAREER: Welche Bedeutung werden die Themen Sichtbarkeit und Social Media Deiner Meinung nach in der Zukunft für das HR-Recruiting haben?
Stefan Scheller: Es gibt mittlerweile mehr als genug fachliche Quellen und Medien im Netz. Und seit alle gleichermaßen die Möglichkeit haben, via Social Media ein Sprachrohr in die Welt zu nutzen, wird es eher schwieriger, qualitativ hochwertige Inhalte zu finden. Auch die Glaubhaftigkeit leidet unter dem teilweise hohen Monetarisierungs-Drang von kommerziellen Medien. Und trotzdem ist das Thema „Markenbotschafter“ oder auch „Corporate Influencer“ für Unternehmen heute eine tolle Möglichkeit, um ihre Botschaften auch via Social Media an die im Recruiting relevanten Zielgruppen zu bringen.
Allerdings sehe ich diese Maßnahmen in der Praxis noch häufig falsch eingesetzt. Denn das Posten von Stellenanzeigen durch noch mehr Menschen aus dem Unternehmen verändert erst einmal überhaupt nichts. Stellenanzeigen sind erst einmal ein eigener „Hilferuf“ – das Senden derselben steht im Vordergrund. Wie ich bereits oben ausgeführt habe, stellt sich aber eher die Frage, was können die Menschen von den Postings in meinem Feed für sich(!) mitnehmen. Was haben SIE davon? Insofern hilft es, beim Thema Social Media unbedingt die Interessen der Leser:innen im Auge zu behalten. Oder kurz gesagt: Geben ist seliger als Nehmen.
Über die Person
Stefan Scheller, in Ausgabe 05/22 des Personalmagazins als „Top HR-Influencer“ ausgezeichnet, bezeichnet sich selbst als „bunten Hund im HR“. Nach zwei bayerischen Staatsexamina und einer Rechtsanwaltszulassung (bis 2013) stieg er im Jahre 2000 im Consulting der DATEV eG ein.
Über Stationen als Assistent der Vertriebsleitung, Teamleiter im Produktmanagement für HR-Softwareprodukte sowie in der Personalstrategie kam er in sein heutiges Tätigkeitsfeld als Fachberater Personalmarketing und Employer Branding. Dabei verantwortet er insbesondere die Arbeitgeberkommunikation und berät intern zu Themen rund um Personalmarketing, Recruiting, New Work und Digital HR.
Schon von Anfang an lebte Stefan Scheller nebenher seinen unternehmerischen Tatendrang aus. Während des Studiums in Form einer Roboter-Promotion-Agentur, später als Hochzeitsfotograf und seit 2013 als Blogger auf PERSOBLOGGER.DE.
Mittlerweile hat sich seine Seite PERSOBLOGGER.DE zu einem HR-Praxisportal weiterentwickelt und zählt zu den bekanntesten HR-Websites im DACH-Raum, Stefan in Person zu den einflussreichsten HR-Influencern. Er hat gerade sein neuntes Fachbuch, „Praxisleitfaden erfolgreiche Personalgewinnung für KMU“, veröffentlicht und ist gefragter Keynote-Speaker und Podcaster mit „Klartext HR“.
Dieses MeetUp ist Teil der Expert-MeetUps bei der herCAREER 2022, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.