Dem Ideal einer gleichberechtigten Elternschaft hinken Väter hierzulande in der Umsetzung stark hinterher, findet Lisa Seelig von ZEIT ONLINE (€). Elternzeit wird von ihnen bekanntlich nur in geringem Maße in Anspruch genommen – mit entsprechenden Auswirkungen.

„Väter, die nicht im ersten Lebensjahr ihres Kindes einige Monate allein die Verantwortung getragen haben, werden nie vollständig erfassen, was dieses Bootcamp aus Langeweile, Schlaflosigkeit und intellektueller Unterforderung wirklich bedeutet – und sie bekommen keine Übung darin, sich um wirklich alles zu kümmern, auch das undankbare Zeug.“ Die häufig geäußerte Behauptung: „Aber meine Frau wollte es so“, sei für Männer sehr bequem, meint Seelig.

Doch die Gesellschaft solle nicht weiterhin jahrzehntelang dabei zuschauen, wie sie sich langsam besinnen. Nur ein starkes politisches Signal, das den Männern keine Wahl ließe, werde ihren inneren Wandel beschleunigen.

Beim Elterngeld sei der nächste Schritt überfällig. Zum Beispiel mit Maßnahmen wie solchen:
– 4 oder 6 Pflichtmonate für Väter. Falls der Vater sie nicht nimmt, verfällt der Zusatzanspruch. Wichtig jedoch: die Lohnersatzrate für Väter, die im Niedriglohnsektor arbeiten, zu erhöhen, damit die Elterngeldmonate für sie überhaupt finanziell möglich wären.
– Väter dazu verpflichten, für mehr als eine kurze Auszeit allein für ihr Kind verantwortlich zu sein. Oder, um es anders zu framen: Die Politik sollte es Vätern ermöglichen, endlich in den Genuss dieser so wichtigen und bereichernden Elternmonate zu Hause zu kommen.
– Elternzeit für Väter zu einem verpflichtenden Karrierebaustein in Unternehmen zu machen.

„Denn eine lange Auszeit für Frauen nach der Geburt ihrer Kinder bedeutet für eine Familie auf lange Sicht womöglich größere finanzielle Einbußen, als wenn der Mann ein paar Monate lang weniger Geld bekommt. (…) Elternzeit, egal wie lange, bringt für Männer tatsächlich langfristig keine beruflichen Nachteile.“

Und als Ausblick: „Männer, die später auf ein 70- oder 80-jähriges Leben zurückblicken, werden feststellen: Die sechs oder acht Monate Elternzeit waren tatsächlich nur eine Lappalie. Jedoch eine Lappalie, die das Leben eines Menschen, eines Kindes zumal, ganz entscheidend prägen kann.“

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Ein Beitrag von herCAREER, 
veröffentlicht bei LinkedIn 18.03.2024