Niemand macht für dich Karriere – das musst du schon selbst in die Hand nehmen. Doch gute Arbeit allein reicht nicht, um weiterzukommen. Aber was braucht es noch? Patrizia Bamberg-Kunz, Champion der ERG Women of Vitesco Technologies, einem führenden Anbieter von fortschrittlichen Antriebstechnologien und Lösungen für die E-Mobilität, hat dafür ein erfolgsversprechendes Rezept. Die Zutaten: ein klares Ziel, gute Vorbereitung und ein hoher Anspruch an sich selbst. Die nächsten Schritte: immer wieder nachfragen und proaktiv kommunizieren – über alle Hierarchiestufen hinweg.
„Jede Frau muss selbst für sich einstehen“
herCAREER: Um Karriere zu machen, reicht es längst nicht aus, gute Arbeit zu machen. Wie schaffen es Frauen denn dann nach oben?
Patrizia Bamberg-Kunz: Ich dachte am Anfang auch: Wenn ich immer gute Leistungen bringe, dann wird es schon irgendwann gesehen. Aber: damit sollte man bzw. frau nicht rechnen. Jede Frau muss selbst für sich einstehen und die Initiative ergreifen. Immer und immer wieder an allen möglichen Stellen im Unternehmen und auf allen Hierarchiestufen proaktiv sagen: Ich möchte mich weiterentwickeln! Einfach mal ein paar Ebenen höher anrufen, hingehen, fragen, welche Möglichkeiten es gibt.
herCAREER: Welche Learnings nehmen Sie aus dieser proaktiven Karriereplanung mit?
Patrizia Bamberg-Kunz: Bevor man andere überzeugen möchte, muss man von sich selbst überzeugt sein. Man muss konkret wissen, wo man hinmöchte, und wie das gelingen kann. Denn erst dann kann man das erfolgreich nach außen tragen. Wichtig ist, dass alles, was man fordert, eine fundierte Basis hat. Ich kann zum Chef oder zur Chefin gehen und sagen, dass ich gerne mal eine Fortbildung machen würde. Oder ich gehe hin, nehme drei Ausdrucke zu unterschiedlichen Kursen mit, stelle sie kurz vor, sage konkret, welches Budget dafür fällig wird, wie der zeitliche Rahmen ist und was das dem Unternehmen bringt – in welchem Fall wird die Fortbildung wohl eher genehmigt? Genauso ist es auch in anderen Bereichen. Bei der Gehaltsverhandlung kann ich nach mehr Gehalt fragen. Oder mit einer Liste an Dingen kommen, die mir im letzten halben Jahr besonders gut gelungen sind, Ideen aufschreiben, die ich über die normale Arbeit hinaus im Lauf der Zeit hatte. Dazu muss ich so eine Liste natürlich auch führen. Es ist wichtig, sich auf diese Art von Gesprächen – auch wenn es anstrengend ist – vorzubereiten. Zu zeigen, dass man sich mit der Thematik beschäftigt hat, dass man committet ist, immer Alternativen parat haben. Sich intern über Prozesse informieren, zum Beispiel über interne Bewertungssysteme oder Tools. Wer einfach mal in der HR-Abteilung nachfragt, wie das im Unternehmen gehandhabt wird, bekommt sicher eine Antwort – und kann viel besser gezielt auf bestimmte Bewertungskriterien hinarbeiten. Es kann auch helfen, Kolleginnen oder Kollegen zu fragen, wie sie deine Leistung beurteilen würden, wie sie dich in einem Meeting wahrgenommen haben. Dieser Austausch ist essenziell. Auch wenn dann vielleicht Kritik kommt: Das ist es doch, was uns weiterbringt!
herCAREER: Sie sind Champion der weltweiten Employer Resource Group „Women of Vitesco Technologies”, die allen Frauen im Unternehmen eine Stimme geben. Inwieweit bringt dieses Engagement Sie weiter?
Patrizia Bamberg-Kunz: Das Netzwerk ist eine ganz andere Grundlage für Diskussionen und das Ansprechen von Themen, als wenn ich das als Einzelperson machen würde. Das kostet Zeit und Mut, aber nur so können wir etwas verändern. Übrigens: Es sind auch Männer in diesem Netzwerk, und das ist wichtig. Denn an den entscheidenden Stellen sitzen oft noch keine Frauen. Aber es verändert sich etwas, der Aufbruch kommt. Frauen trauen sich jetzt, mehr zu sagen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fragen nach Diversity, hinterfragen alte Strukturen. Übrigens ist mir die Position in dieser Gruppe nicht einfach zugeflogen. Auch dafür habe ich aktiv etwas getan: Als ich in meiner zweiten Elternzeit erfahren habe, dass unser Vorstand von drei Männern auf fünf erweitert wurde, schrieb ich den CEO direkt an und teilte ihm mit, was ich darüber denke – ich fühlte mich nicht repräsentiert. Wie immer natürlich vorbereitet und fundiert. So kam ein Stein ins Rollen, durch den ich an die Spitze dieser Gruppe kam, mit der ich jetzt wirklich was bewegen kann. Nicht nur für mich, sondern für alle Frauen.
herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
- (Frauen-) Netzwerke im Unternehmen
- Wichtigkeit/ Notwendigkeit Mentoring
- Chancen/Herausforderung „working mum/working dad“
- Lust auf Karriere/Führung
herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Sie persönlich eine Sparringspartner:in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchten? Dann benennen Sie uns Schlagworte für ihre Themen.
- Karriere als Working Mum
herCAREER: Würden Sie auch als Mentor:in in der herCAREER-Community fungieren? Welche Frau würden Sie sich als Mentee wünschen?
Patrizia Bamberg-Kunz: Ich wünsche mir eine Mentee, die Lust auf einen aktiven Austausch hat und wissbegierig ist. Und von der ich auch noch was lernen kann. Ich bin gespannt.
Nutzen Sie eine der Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, die die Interviewpartner:in angegebenen hat, und beziehen Sie sich auf das Interview der herCAREER-Community.
Über die Person
Patrizia Bamberg-Kunz ist Senior Project Manager Aftermarket bei Vitesco Technologies, einem international führenden Anbieter von fortschrittlichen Antriebstechnologien und Lösungen für die E-Mobilität. Vitesco Technologies begibt sich aktiv und motiviert mit verschiedenen internen Maßnahmen und externen Kooperationen auf den Weg als Unternehmen mehr Diversity zu leben. Hiermit zeigt Vitesco Technologies die große Bedeutung von Diversity für das Unternehmen.
Bei Vitesco Technologies leitet Patrizia Bamberg-Kunz ein interdisziplinäres Team und fungiert als wichtige Schnittstelle zu den Kunden für die Projektsteuerung sowie für technische Fragen.
Als Champion von „Women of Vitesco Technologies“ ist Patrizia Bamberg-Kunz der führende Kopf einer weltweiten, selbstorganisierten „Employee Ressource Group“, die die Frauen im Unternehmen stärkt. Privat engagiert sich die Mutter von zwei Kindern als Past-Präsidentin des Lions Club Vortaunus.