Die Ingenieurin Mareike Pophanken ist Head of Digital Solutions – Predictive Engineering eines großen Flugzeugswartungsunternehmens. Rückblickend fügte sich eines ins andere: Leistungskurs Physik, Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen, Maschinenbau-Master, später der Posten als Ingenieurin in der Luftfahrt. Trotzdem sagt sie: „Vor jedem Schritt fragte ich mich: Soll ich mir das wirklich zutrauen? Im Podcast „5 Schritte, um auch mit Zweifeln durchzustarten“ erklärt sie, wie sie ihre Ziele trotz Unsicherheiten anpackt, wieso es wichtig ist, einen eigenen Führungsstil zu definieren und warum es keinen perfekten Plan braucht, um zu beginnen.

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Thema

Persönlichkeits- & Kompetenzentwicklung | Karrierelaufbahn & Bewerbung

Angaben zur Referentin

Mareike Pophanken ist gelernte Wirtschaftsingenieurin sowie Maschinenbauerin. Ihre Begeisterung für Technik und Flugzeuge führte sie nach dem Studium relativ schnell zu Lufthansa Technik, dem weltweit führenden Anbieter für Wartungs-, Reparatur und Überholungsleistungen. Ihre mittlerweile knapp 10-jährige Lufthansa Technik Reise begann als Ingenieurin für Reperaturprozesse von Triebwerksbauteilen, bevor sie dann in die Design Organisation wechselte, um neue Reperaturmethoden zu entwickeln. Seit Anfang 2022 leitet sie nun als Head of Digital Solutions ein 9-köpfiges Engineering Team für die digitale TechOPS Plattform AVIATAR.

00:00:00-0 Mareike Pophanken: Und da habe ich für mich durchaus gemerkt und auch mit den Jahren und den verschiedenen Entscheidungen, die ich getroffen habe, immer mehr gemerkt, dass man sich von den Zweifeln, die bei diesem Prozess aufkommen, gar nicht großartig aufhalten lassen sollte, weil es eigentlich immer so ist, dass natürlich, wenn ich etwas neues machen will, gibt es Dinge, die schiefgehen können, da gibt es auch Dinge, die ich noch nicht kann, aber ich habe festgestellt, dass man auch sehr große Stücke Kuchen abbeißen kann und man muss sich nur daran erinnern, dass man am Ende doch eigentlich nur kaut und dann kann man sie auch wieder runterschlucken.

00:00:43-6 Moderation: Herzlich willkommen zum herCareer Voice Podcast, Du bist hier richtig, wenn Du diverse und vor allem weibliche Perspektiven auf arbeitsmarktpolitische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Themen hören willst. Lerne dabei von Role Models, Expert:innen und Insidern und nimm wertvolle Anregungen für Deine eigene Karriereplanung mit. Mit herCAREER Voice fangen wir vielfältige Sichtweisen ebenso wie ganz persönliche Einblicke und Erfahrungen spannender Frauen ein – von der herCAREER Expo live und aus der herCAREER Community.

00:01:13-5 Moderation: Mach’s dir einfach. Fünf Schritte, um auch mit Zweifeln durchzustarten. Mareike Pophanken ist Ingenieurin aus Leidenschaft. Sie leitet als Head of Digital Solutions und Predictive Ingeneering ein neunköpfiges Team bei einem großen Flugzeugwartungsunternehmen. Von außen scheint es, als hätte Mareike Pophanken schon immer gewusst, wo sie hin will. Trotzdem hatte sie vor jedem neuen Schritt Zweifel, ob sie wirklich gut genug für die Herausforderung wäre. Im Gespräch mit Julia Hägele von HerCareer erzählt sie, wie sie Ihre Ziele trotz Unsicherheiten anpackt, wieso es wichtig ist, einen eigenen Führungsstil zu definieren, und warum es keinen perfekten Plan braucht um zu beginnen.

00:01:58-3 Julia Hägele: Mareike, schön, dass du hier bist.

00:02:00-4 Mareike Pophanken: Hallo Julia, schön, dass ich hier sein darf.

00:02:02-5 Julia Hägele: Du bist Ingenieurin und arbeitest bei Lufthansa Technik, und zwar als Head of Digital Solutions und Predictive Ingeneering. Was kann man sich darunter vorstellen?

00:02:11-6 Mareike Pophanken: Darunter kann man sich zu allererst erst mal vorstellen, dass ich Teamleitung bin eines Ingeneeringteams. Das bedeutet, ich mache natürlich generelle Führungsaufgaben, aber für mich bedeutet das vor allem, dass ich meinem Team von insgesamt neun Leuten ermögliche zu arbeiten. Das heißt ich halte ihnen den Rücken frei. Das kann bedeuten, ich bin Sparingspartner für Themen, ich helfe bei Eskalationen, schirme sie aber auch ab von manchen Anfragen. Inhaltlich bin ich bei der Lufthansa Technik bei einer quasi Firma in der Firma, beim Aviatar, das ist unser Softwareprodukt, unsere Softwarefirma innerhalb der Lufthansa Technik, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die ganzen Mengen an Daten, die ein Flugzeug so gen Boden sendet und die es innerhalb der ganzen TecOps-Chain gibt, TecOps meint Technical Operations, das ist im weitesten Sinne Wartungs- und Reparaturarbeiten, die den Flugbetrieb sicherstellen. Genau, und der Aviatar nimmt quasi die ganzen Daten, macht sie nutzbar, analysiert sie. Dass es einerseits natürlich zuallererst sicher bleibt, aber auch eben wirtschaftlich sinnvoll Aufwand gegen Nutzen steht.

00:03:27-9 Julia Hägele: Ich habe mir deine Biografie angesehen, man könnte meinen, alles hat sich wie ein Puzzleteil ins andere gefügt. Leistungskurs Physik, Bachelor im Wirtschaftsingenieurwesen, Maschinenbaumaster, später der Posten als Ingenieurin in der und haute eben Teamlead bei einem großen Flugzeugwartungsunternehmen. Wie leicht oder schwer hast du deinen Weg in Erinnerung?

00:03:46-2 Mareike Pophanken: Leicht oder schwer ist eine sehr gute Frage. Was ich vor allem sagen kann ist, ich bin nicht die Art Mensch, die einen Fünfjahresplan hat oder auch einen Dreijahresplan und sich genau die Schritte zurechtlegt, wie man etwas erreicht. Das ist bestimmt auch eine gute Art und Weise, so bin ich nie drauf gewesen. Ich persönlich habe mich immer sehr von Interesse leiten lassen und die Luftfahrt war für mich schon sehr lange ein großer Pool, der mich sehr interessiert hat. Manch einen Schritt davon habe ich tatsächlich auch eher weniger bewusst getan, sondern bin fast zu meinem Glück ein wenig gezwungen worden. Der Physik LK ist zum Beispiel das erste Beispiel. Weil an meiner Schule es damals gar nicht möglich war, Physik als Grundkurs weiterzumachen, das heißt, ich hätte entweder es abwählen müssen oder den Leistungskurs und so habe ich den dann gemacht, obwohl ich eigentlich dachte, das ist bestimmt ein bisschen schwer. Andere Dinge habe ich dann wirklich einfach aus Interesse geändert. Also der Wechsel von Wirtschaftsingenieurwesen zu Maschinenbau war wirklich die Erkenntnis, der Wirtschaftsanteil interessiert mich gar nicht so stark, ich möchte mich lieber den ganzen Tag mit Verbrennungstechnik beschäftigen und da habe ich dann einfach gesagt, ja dann machen wir das jetzt. Genau, also es ist kein zurechtgelegter Weg gewesen, rückblickend sieht es natürlich doch ein bisschen so aus, weil eben mein Interesse nicht sehr getrieben hat.

00:05:13-8 Julia Hägele: Und wenn du vor einer neuen großen Aufgabe gestanden bist, wie hat sich das für dich angefühlt?

00:05:19-1 Mareike Pophanken: Ich bin jemand, der schon Dinge sehr durchdenkt, und auch gerne noch mal um zwei oder drei Ecken extra denkt. Ich glaube, dass das in einem gewissen Maß mich auch zu einer guten Ingenieurin zum Beispiel macht, weil das ist ja auch unsere Aufgaben, Probleme verstehen, Lösungen dafür entwickeln und dafür muss man eben auch hier und da mal noch eine Extrarunde durchdenken und Probleme finden. Wie mit allen Persönlichkeitseigenschaften macht da natürlich die Dosis das Gift, weil wenn man alle Entscheidungen komplett durchwälzt und auch von links nach rechts dreht, dann kommt man ja an Selbstzweifeln gar nicht vorbei, weil man ja sieht, was alles schiefgehen kann. Und da habe ich für mich durchaus gemerkt und auch mit den Jahren und den verschiedenen Entscheidungen, die ich getroffen habe, immer mehr gemerkt, dass man sich von den Zweifeln, die bei diesem Prozess aufkommen, gar nicht großartig aufhalten lassen sollte, weil es eigentlich immer so ist, dass natürlich, wenn ich etwas neues machen will oder etwas neues mache, dann gibt es Dinge, die schiefgehen können, dann gibt es auch Dinge, die ich noch nicht kann. Aber ich habe festgestellt, dass man auch sehr große Stücke Kuchen abbeißen kann und man muss sich nur daran erinnern, dass man am Ende doch eigentlich nur kaut und dann kann man sie auch wieder runterschlucken.

00:06:33-7 Julia Hägele: Lass uns gerne etwas mehr über Selbstzweifel sprechen, denn ich glaube, da können sich viele gut einfühlen. Du hast ja trotz dieser Selbstzweifel jede neue Herausforderung angenommen. Also du hast dich nie gedrückt, warum?

00:06:49-0 Mareike Pophanken: Ich glaube, war mir vor allem deutlich geworden ist mit der Zeit, ist, dass an noch gar nicht alles können muss, wenn man etwas neues anfängt oder eine neue Herausforderung anfängt, ganz im Gegenteil eigentlich, gerade im beruflichen Kontext ist das ja eben Teil der Weiterentwicklung und dann nehme ich einen neuen Job an, den ich noch nicht hundertprozentig kann, aber ich lerne im Job eben, wie dieser Job funktioniert und nutze die ganzen Erfahrungen, die ich vorher schon gemacht habe.

00:07:18-6 Julia Hägele: Also das wäre ein Rat an andere, die vielleicht mit einer Idee spielen oder vor einer großen Aufgabe stehen, aber vor lauter Selbstzweifel so gar nicht richtig ins Tun kommen, erst mal die eigenen Erwartungen prüfen und sich zu fragen, muss ich das eigentlich alles jetzt schon können oder kann sich das vielleicht auch im Prozess ergeben. Welchen anderen Rat hättest du noch?

00:07:37-9 Mareike Pophanken: Ich habe persönlich sehr davon profitiert, mir auch aktiv Feedback einzuhalten und da auch wirklich hin zu hören. Bei Feedback muss man immer so ein bisschen vorsichtig sein, nicht immer nur aus einer Richtung sich was zu holen, sondern gerne sich da breit aufzustellen. Im beruflichen Kontext von KollegInnen, Führungskräften, aber auch von Familie, FreundInnen kann man überall sich mal verschiedene Meinungen einholen und dann ergibt sich so ein bisschen so ein Puzzle der eigenen Persönlichkeit. Weil man selber kriegt ja von sich alles und hundert Prozent mit und alle anderen bekommen ja immer nur verschiedene Ausschnitte von einem selber zu sehen und das ist tatsächlich ganz interessant und da kann man sich dann ganz gut was zusammenpuzzeln.

00:08:22-5 Julia Hägele: Und du bist ja nun Führungskraft, fragst du denn auch deine MitarbeiterInnen, was die so von dir halten und von deiner Arbeit?

00:08:30-4 Mareike Pophanken: Ja, das mache ich schon. Zum Beispiel habe ich, also ich bin ja jetzt seit einem Jahr und vier Monaten ungefähr Führungskraft und habe nach einem halben Jahr ein Teamworkshop gemacht, den ich tatsächlich genau mit so einer Runde eingeleitet habe. Und das war tatsächlich auch für mich natürlich aufregend, weil das auch zu einer Zeit war, wo viel los war und es war die Veränderung und dementsprechend auch viel Möglichkeit zu Kritik. Meine Erfahrung aber auch da wieder, das war eine sehr gute Idee und die meisten Menschen sind ja auch eher konstruktiv eingestellt und diese Feedbackrunde hat mir sehr geholfen, aber auch gut getan. Also es war positiver als gedacht, aber auch wirklich hilfreich.

00:09:11-1 Julia Hägele: War das unter Anleitung oder hast du da einfach in die Runde gefragt und dich, ich hätte beinahe gesagt, selbst zum Abschuss freigegeben?

00:09:21-4 Mareike Pophanken: Wir haben das Glück, dass beim Aviatar wirklich Menschen eingestellt sind bei uns in den Teams, die da unterstützen können. Und wenn man die Möglichkeit dazu hat, dann kann ich das nur empfehlen, sich diese Unterstützung auch zu holen. Ich bin mir aber bewusst, dass nicht jeder/jede diese Möglichkeit hat, da kann ich nur sagen, recherchiert im Internet. Man kann auch die Fragen so stellen, dass das Ganze in eine konstruktive Richtung gelenkt wird. Und dann braucht man da auch gar nicht zu viel Angst vor haben und kann das auch alleine machen.

00:09:49-9 Julia Hägele: Also das Feedback einholen ist ja wichtig, sowohl von, sage ich mal ganz blöd, oben als auch von unten. Was ist noch wichtig, um so ein bisschen seine eigenen Ängste und Selbstzweifel zu überwinden?

00:10:02-1 Mareike Pophanken: Ich glaube, es ist wichtig auch zu erkennen, dass man gar nicht alleine ist in dem Ganzen. Also es ist möglich, richtig und auch wichtig, um Hilfe zu bitten oder auch einfach die Hilfe anzunehmen, die vielleicht schon da ist. Die agilen Coaches kann ich anfragen, die kann ich um Hilfe bitten. Ich habe Kollegen, KollegInnen mit mehr Führungserfahrung, da habe ich tatsächlich auch schon, als ich an Herausforderungen gekommen bin, einfach mal um Rat gefragt. Das hat mir einfach gezeigt, es ist eine gute Idee, um Hilfe zu bitten, weil ich muss gar nicht alles alleine schon können.

00:10:42-1 Julia Hägele: Verstehe. Aber kann es einem nicht als Schwäche ausgelegt werden, wenn man um Hilfe bittet?

00:10:47-0 Mareike Pophanken: Das kann sein, da bin ich tatsächlich mit den Jahren sehr rigoros geworden, denn zur Not, wenn mir das als Schwäche ausgelegt würde, wäre das, glaube ich, gar nicht die Umgebung, in der ich sein möchte. Denn ich habe eine ziemlich klare Vorstellung, was ich auch in meinem Team für eine Atmosphäre haben will, nämlich genau das, es ist in Ordnung um Hilfe zu bitten und es ist sogar wichtig, vielleicht auch das noch ein kleiner Kontext dazu, in der Luftfahrt ist es wahnsinnig wichtig, eine offene Fehlerkultur zu haben, weil Flugsicherheit ist einfach das höchste Gut, die Gesundheit der Menschen, der Passagiere und deswegen ist es wahnsinnig wichtig, auch eigene Fehler anzusprechen und dass das eben genau nicht als Schwäche ausgelegt wird. Und genau diese Atmosphäre versuche ich zu schaffen. Was für mich auch zum Hilfeannehmen gehört, ist, es gibt ja auch in den Unternehmen, in denen wir so sind, die Möglichkeit zu netzwerken. Und in meinem konkreten Fall oder bei der Lufthansa Technik hat sich innerhalb der Pandemie ein Female Network gegründet und ich war zwar nicht bei der Gründung dabei, aber bin ungefähr einen Monat später dazugekommen und auch Teil des Kernteams, wo wir verschiedene Veranstaltungen tatsächlich organisieren, wir sind in den letzten zweieinhalb Jahren auf über 800 Mitglieder angewachsen, Frauen, Männer, non binar persons, also wirklich auch international, es ist wirklich ein grassroot-Network, wie es im Buche steht. Und tatsächlich habe ich festgestellt, dass also diese Veranstaltungen mir auch viel geben, weil ich wirklich das Gefühl habe, ich gestalte hier aktiv an einer Kultur mit, die mir persönlich auch wichtig ist.Aber auch ganz persönlich, in dem Kernteam einfach den Austausch zu haben mit anderen Frauen, die auch in meinem Unternehmen arbeiten, die vielleicht auch ähnlichen Herausforderungen begegnen wie ich und einfach sich darüber auszutauschen, wie geht ihr mit etwas um, kennt ihr das, ja und auch ein eigenes Gefühl ein bisschen für diese Firma zu entwickeln, das ist wirklich sehr schön. Und bei uns in der Firma tut sich generell da auch so einiges. Das hat sich jetzt in diesem Jahr, da ist ein Programm ins Leben gerufen worden, Woman at LHT, das sich zur Aufgabe gemacht hat, den Frauenanteil vor allem in Führungspositionen zu erhöhen. Aber um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen, muss man natürlich auch weiter unten ansetzen, genau und sich eben die Führungskräfte auch heranziehen. Und ich merke, dass mir das auch wirklich sehr viel gibt.

00:13:24-0 Julia Hägele: Wie muss man sich so ein Treffen vorstellen oder kannst du das mal so ein bisschen schildern?

00:13:29-2 Mareike Pophanken: Wir sind tatsächlich, dadurch dass wir uns in der Pandemie gegründet haben, sehr viel remote unterwegs. Im Kernteam treffen wir uns einmal die Woche eine Stunde und sind tatsächlich sehr, ich sage mal, agil, selbstorganisiert. Das soll heißen, es gibt jetzt nicht verschiedene Arbeitsgruppen, die sich um einzelne Themen kümmern, sondern es ist immer sehr themenabhängig und das klappt sehr sehr gut tatsächlich. Ich merke in meinem restlichen beruflichen Leben, dass nicht jeder/jede so agil selbstverantwortlich unbedingt arbeiten kann, aber in dem Netzwerk merke ich, das ist wirklich ein cooler Spirit, der sich auch wirklich gegenseitig ansteckt. Wir haben aber jetzt auch angefangen, die ersten Vorortveranstaltungen zu machen.

00:14:13-2 Julia Hägele: Vorortveranstaltungen, also wie muss man sich das so vorstellen?

00:14:16-4 Mareike Pophanken: Wir haben natürlich wahrscheinlich nicht zuletzt durch die Art und Weise, wie wir organisiert sind, sehr sehr viele administrative MitarbeiterInnen in diesem Netzwerk, weil nicht jede Frau in der Werkstatt, nicht jeder Mensch in der Werkstatt hat überhaupt die Möglichkeit, über einen Dienstrechner sich mal eben in Teams in irgendwas hinzuwählen und da haben wir vor, ich glaube, drei Wochen ein MeisterInnen-Frühstück gemacht, wo wir einfach alle MeisterInnen eingeladen haben, in einem konkreten Bereich für ein Frühstück, damit sich alle mal kennenlernen und wirklich ganz frei mal miteinander connecten können.

00:14:52-1 Julia Hägele: Super gut. Ich fasse noch mal zusammen, was wir bisher an Strategien haben, um Selbstzweifel zu überkommen. Die eigenen Erwartungen prüfen, Feedback einholen und aktiv zuhören und Hilfe annehmen und um Hilfe bitten, sich vernetzen. Was machst du noch in deinem täglichen Leben?

00:15:13-9 Mareike Pophanken: Ich persönlich finde es sehr wichtig, dass Arbeit nicht mein ganzes Leben einnimmt, sondern dass ich auch andere Dinge habe, die mir Identität stiften. In meinem Fall ist das schon immer Musik gewesnen. Ich habe schon als Kind in der Grundschule in Musicals gesungen, ich habe in Chören gesungen, ich habe Klavier gespielt, Saxofon, Bass und es ist mir immer sehr wichtig, weil mir das noch mal einen ganz anderen Ausgleich gibt und auch andere Möglichkeiten, etwas zu erreichen, außerhalb von der Arbeit.

00:15:42-8 Julia Hägele: Das heißt, Arbeit ist nicht alles im Leben?

00:15:45-8 Mareike Pophanken: Arbeit ist nicht alles im Leben. Ich glaube, es ist ein sehr sehr großer Teil. Ich meine, 40 Stunden die Woche, also man sieht seine Arbeitskollegen häufiger als seine FreundInnen zum Beispiel. Nichtsdestotrotz ist es, glaube ich, wichtig, auch einen gesunden Abstand in den richtigen Momenten finden zu können. Und diese Balance, glaube ich, lernen wir alle gerade auch nach der Pandemie, lernen wir sie wieder neu, wie kriege ich es hin, hinreichend investiert zu sein, auch mich weiterentwickeln zu wollen, mich selber auch als Person einzubringen in meinem Job, aber trotzdem nach Feierabend abzuschalten.

00:16:22-0 Julia Hägele: Und wie würdest du deine Beziehung zu deinem Selbstzweifel heute beschreiben?

00:16:30-1 Mareike Pophanken: Ich glaube, wir kommen ganz gut miteinander zurecht, denn am Ende, habe ich eingangs, glaube ich, schon mal gesagt, jede Persönlichkeitseigenschaft ist Fluch und Segen zugleich. Ich glaube, Dinge wie Empathie, Zweifel, zum Beispiel Empathie und Zweifel hängen sehr nahe zusammen, weil wer empathisch ist, kann sich gut in andere Menschen hineinversetzen, kann gut Perspektiven wechseln. Wer aber gut Perspektiven wechseln kann, kann eben auch sich ein bisschen darin verlieren und sehr schnell Zweifel an den eigenen Vorstellungen erzeugten. Dementsprechend glaube ich nicht, dass es Dinge gibt oder Persönlichkeitseigenschaften, die inhärent gut oder schlecht sind, sondern jeder muss für sich, jede muss für sich die Balance finden und ehrlich gesagt auch immer wieder neu erlernen. Das heißt, am Ende kann man seine Zweifel auch ein bisschen umarmen und dankbar sein dafür, dass sie einem ermöglichen, tatsächlich jeden Tag ein bisschen besser zu werden.

00:17:33-7 Julia Hägele: Zweifel umarmen, was für ein schöner Punkt. Wenn du alle fünf Punkte, ich glaube, es waren fünf, die Erwartungen prüfen, Feedback einholen, Hilfe annehmen, Ausgleich finden und die Zweifel umarmen in einem Satz zusammenfassen müsstest, welcher wäre das?

00:17:50-4 Mareike Pophanken: Mache es dir einfach. Ich glaube, gerade so Zweifel werden sehr sehr groß, wenn man sich den ganzen Weg auf einmal anguckt und das große Ziel in der Ferne so groß werden lässt, dass es einen quasi erschlägt. Es ergibt mehr Sinn, einfach auf die nächsten zwei Schritte zu gucken und sich darauf zu fokussieren.

00:18:11-6 Julia Hägele: Vielen lieben Dank für die spannenden Einblicke in deinen Werdegang liebe Mareike. Wir sehen uns dann auf der HerCareer-Expo am 12. und 13. Oktober in München, richtig?