Mirijam Trunk von RTL Deutschland hat gleich zwei Jobs: Chief Crossmedia Officer und Chief Sustainability & Diversity Officer. Und sie ist Autorin des Buches “Dinge, die ich am Anfang meiner Karriere gerne gewusst hätte”. Dafür hat sie auch mit 15 erfolgreichen Frauen gesprochen.

Julia Hägele, Chefredakteurin von herCAREER hat beim Authors-MeetUp auf der herCAREER Expo 2023 mit Mirijam darüber gesprochen, was diese 15 Frauen gemeinsam hatten, wie Mirijam ihren Führungsstil gefunden hat und warum sie hauptsächlich Männer auf ihrem Weg gefördert haben.

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Thema

Persönlichkeits- & Kompetenzentwicklung | Karrierelaufbahn & Bewerbung

Angaben zur Referent:in

Mirijam Trunk, geboren 1991 in Bamberg, studierte Psychologie, Kommunikationswissenschaft und Politik in München und Washington, D.C. Nach ihrem Master und der Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München arbeitete sie als Reporterin beim Bayerischen Rundfunk. 2019 wurde sie im Alter von 27 Jahren Geschäftsführerin der Bertelsmann Audio Alliance und baute das Podcast-Geschäft des Unternehmens auf. Seit 2022 ist sie Teil der ersten Führungsebene von RTL Deutschland und als Chief Crossmedia Officer verantwortlich für die Marken-, Inhalte- und Talent-Entwicklung, weiterhin leitet sie den Bereich Nachhaltigkeit und DE&I (Diversity, Equity & Inclusion). Neben ihrem Beruf ist Mirijam Trunk passionierte Unterstützerin von Gleichstellungsinitiativen und tritt als Autorin und Speakerin für Aufklärung zu struktureller Chancenungleichheit in Deutschland ein. 

Der Beitrag wurde im Rahmen der herCAREER Expo 2023 aufgezeichnet und als Podcast aufbereitet.

00:00:00-0 Mirijam Trunk: Das Leben ist ja so ein bisschen wie DSDS. Du denkst, du kannst was, aber es kann sein, dass du vor die Jury trittst und die sagen, du deine Mutter hat dir gesagt, du kannst das, aber du kannst das gar nicht so. Und deswegen dir Leute suchen, die im besten Fall nicht mit dir verwandt sind, die dir einfach ein ehrliches Feedback geben zu dem was du kannst. Und das war für mich, also ich habe Mentoren gefunden im Studium schon, in Nebenjobs, dann im Berufsleben und das war bei mir der Gamechanger, ist es auch immer noch und ein Netzwerk.

00:00:41-5 Julia Hägele: Herzlich willkommen beim herCareer Voice Podcast. Hier kommen Menschen zu Wort, die sich für eine vielfältige und gerechte Arbeitswelt einsetzen. Von der herCAREER-Expo live und aus der herCAREER-Community. Mirijam Trunk hatte ihre erste geschäftsführende Position im Alter von 27 Jahren inne. Heute hat sie gleich zwei Jobs bei RTL Deutschland. Chief Crossmedia Officer und Chief Sustainability and Diversity Officer und sie ist Autorin des Buches „Dinge, die ich am Anfang meiner Karriere gerne gewusst hätte“. Dafür hat sie auch mit 15 erfolgreichen Frauen gesprochen. Ich bin Julia Hägele von HerCareer. Beim Authors-Meetup auf der herCAREER-Expo 2023 habe ich mit Mirijam darüber gesprochen, was diese 15 Frauen gemeinsam hatten, darüber wie sie ihren Führungsstil gefunden hat und warum sie hauptsächlich Männer auf ihrem Weg gefördert haben.

00:01:55-8 Julia Hägele: Schön, dass du da bist.

00:01:56-2 Mirijam Trunk: Ja, danke für die Einladung.

00:01:58-9 Julia Hägele: Bevor wir über die Dinge sprechen, die du gerne am Anfang deiner Karriere gewusst hättest, was bedeutet denn Karriere überhaupt für dich?

00:02:05-9 Mirijam Trunk: Ja, ich habe Karriere ganz lange als so eine Art Leiter verstanden, also wie so, man spielt sich immer ins nächste Level. Man kriegt da einen schöneren Titel, man kriegt mehr Führungsverantwortung, man kriegt mehr Geld. Und irgendwann habe ich verstanden, dass Karriere eigentlich eher ein Labyrinth ist als eine Leiter. Weil es ist eher so, man schaut, passt das zu mir, passt das zu mir oder vielleicht nicht? Ah das war eine Sackgasse, ich gehe raus. Weil was wir auch später noch sagen werden, ich habe ja auch meine Karriere ab und zu mal gewechselt, weil ich gemerkt habe, das ist es jetzt nicht. Und ich sage immer, wenn ich jetzt Finanzchefin wäre, dann hätte ich zwar einen tollen Titel und viel Geld, aber ich wäre wahnsinnig unglücklich. Und deswegen, glaube ich, ist Karriere eine Form von, dass du die Potenziale in dir trägst und die Leidenschaft in dir trägst, dass du das am bestmöglichsten anbringen kannst und damit dann was bewegen kannst. Und das ist dann Verantwortung und auch Führung.

00:02:56-9 Julia Hägele: Vielleicht für das Publikum, es gibt auch die Möglichkeit Fragen zu stellen. Also ich komme später noch mal drauf zurück, aber vielleicht bildet sich die ein oder andere ja schon heraus. Wir sind hier ganz transparent, wir kennen uns vom Studierendenradio M94,5 in München, waren auch auf der Journalistenschule zusammen. Mirijam hat damals das Kulturressort geleitet im Radio und heute bist du in der ersten Führungsriege bei RTL Deutschland. Meine Frage hierzu, die Herausforderungen von Führung, ist das gleichgeblieben oder hat sich das verändert?

00:03:28-1 Mirijam Trunk: Lustigerweise ähnlich. Also das wichtigste bei Führung ist ja erst mal, du musst einen Plan haben. Also du musst irgendwie es schaffen, dass du alle Dinge mit einbeziehst und alle Perspektiven siehst und daraus eine Richtung vorgibst. Und das war damals natürlich irgendwie freiwillig und man hat das so nebenbei gemacht. Da hattest du noch mehr das Thema, du musstest die Leute irgendwie überzeugen, dass das gut ist. Jetzt hast du ab und zu im Zweifel auch mal das Thema, dass du sagst, es gibt Arbeitsverträge, es gibt irgendwie ein Commitment miteinander, aber ich glaube, was Führung ist und deswegen sage ich auch ganz oft zu Leuten bei mir in den Teams, bist du dir sicher, dass du das willst? Du kümmerst dich ganz viel um andere Leute. Du kümmerst dich ganz viel um andere Bedürfnisse und du machst viel weniger selber. Und das habe ich damals schon gemerkt, ich habe gerne Beiträge gemacht, ich habe gerne moderiert und habe dann aber gemerkt, wenn du dann Ressortleitung bist, dann machst du nicht mehr Beiträge, dann bereitest du die Sitzungen vor, dann schaust du, wo läuft es. Dann bist du mal die Feuerwehr. Aber dass du sagst, du ich mach hier einfach nur meine Texte und gut ist, das geht dann nicht mehr. Und das ist jetzt heute auch so.

00:04:33-0 Julia Hägele: Verstehe. Du hast ja verschiedene Posten. Ich sage sie noch mal, Chief Sustainability and Diversity Officer und Chief Crossmedia Officer. Wie kann man sich deine Arbeit denn vorstellen?

00:04:42-9 Mirijam Trunk: Ich rede eigentlich den ganzen Tag. Das ist sozusagen die Arbeit. Deswegen ist auch im Homeoffice, also wir mussten umziehen, weil mein Mann das nicht ertragen hat, weil ich den ganzen Tag nur am Labern war. Also Sustainability ist natürlich die Frage, wie werden wir als Unternehmen nachhaltiger? Wie müssen wir unsere Produktionsabläufe umstellen? Bei RTL arbeiten wir viel mit Dienstleistern. Wo müssen wir vielleicht auch Kompensationsleistungen finden und wie werden wir diverser? Sowohl als Arbeitgeber als auch im Programm. Also vielleicht haben einige, ich weiß nicht, wer RTL schaut oder unsere Magazine liest, auch Stern, Gruner, Brigitte, Gala, all das ist ja auch RTL und auch ganz viele Radiosender. Also da habe wir gesagt, da haben wir auch einen Auftrag als Medienhaus und das kommt dann in meinen Crossmedia-Bereich zu sagen, wie können wir all diese Kanäle und Marken und Reichweite auch nutzen, um, wir nennen das den Brainprint, also um was positives beim Publikum zu hinterlassen. Zum Beispiel wir hatten jetzt große Inklusionswoche im Sommer. Wir haben Monica Lierhaus wieder als Moderatorin geholt. Wir holen Leute, die wir auf allen Kanälen ausbauen. Und das macht eigentlich Spaß als Journalistin. Du hast quasi ganz viele unterschiedliche Spielwiesen und natürlich auch ganz viel, was koordiniert werden muss.

00:05:52-8 Julia Hägele: Wie war denn dein Weg zur jetzigen Position? Wir sprechen oft darüber, dass es nicht genug Frauen in Spitzenpositionen gibt. Du bist in einer Spitzenposition. Wie war dein Weg? War das schwierig? Welche Umwendungen hast du genommen?

00:06:07-0 Mirijam Trunk: Ja, also leicht war es, glaube ich, nicht, aber ich war schon immer so, dass ich gerne Führung übernommen habe. Sei es in der Schule, dass ich irgendwie immer Sprecherin von jedem Arbeitskreis, wo man Sprecher sein konnte, habe ich mich dann halt immer freiwillig gemeldet oder beim Uniradio, wo ich gesagt habe, ja ich will diese Ressortleitung machen. Und so bin ich auch ins Berufsleben gestartet und habe damals angefangen beim Bayrischen Rundfunk, bei Bayern3. Und das war auch schön, aber ich habe gemerkt, okay, irgendwie ich kann hier nicht so viel bewegen wie ich will. Und habe dann gemerkt, dafür muss ich betriebswirtschaftliche Zusammenhänge verstehen. Und dann habe ich so ein Management-Trainee gemacht bei Bertelsmann. Durfte dann da einmal durch den Konzern und habe dann als Vorstandsreferentin angefangen, was ein tolles Sprungbrett war, weil ich Mentoren und Mentorinnen gefunden habe. Vor allem Mentoren, muss ich sagen, auch dazu vielleicht später noch mehr. Aber eben Leute, die gesagt haben, ich sehe dich, ich unterstütze dich. Und als dann vor sechs Jahren das Thema Podcasts so hochkam, hat man gesagt, okay wer könnte dieses Geschäft aufbauen? Und dann war ich gut vernetzt und irgendwie viele Leute kannten mich und dann haben sie mich gefragt, willst du Geschäftsführerin werden für Podcast? Und da habe ich dann aber auch gemerkt, dass es schon ein Unterschied ist, ob man Mann oder Frau ist, weil du einfach wahnsinnig oft alleine bist in den Runden. Und dann wird über Fußball geredet und du denkst dir, ah Fußball ist mir so egal. Und dann überlegst du, soll ich jetzt anfangen, mich mit Fußball zu beschäftigen? Eigentlich habe ich überhaupt keinen Bock drauf. Also dass man dann ein bisschen versucht rauszufinden, wer bin ich in dieser Rolle? Und ja dann ging es immer weiter. Und dann vor zwei Jahren wurde ich ins C-Level berufen bei RTL und durfte eben diese zwei Bereiche übernehmen.

00:07:42-7 Julia Hägele: Wenn sich jetzt jemand denkt im Publikum, boah das würde ich eigentlich auch, ich würde mich auch gerne so weiterentwickeln, was wäre dein konkreter Ratschlag?

00:07:49-6 Mirijam Trunk: Mentoren suchen Nummer 1. Also wirklich Leute suchen, die unterstützen können. Leute… also ich sage immer, das Leben ist ja so ein bisschen wie DSDS. Du denkst, du kannst was, aber es kann sein, dass du vor die Jury trittst und die sagen, du deine Mutter hat dir gesagt, du kannst das, aber du kannst das gar nicht. Und deswegen dir Leute suchen, die im besten Fall nicht mit dir verwandt sind, die dir einfach ein ehrliches Feedback geben zu dem was du kannst. Und das war für mich, also ich habe Mentoren gefunden im Studium schon, in Nebenjobs, dann im Berufsleben und das war bei mir der Gamechanger, ist es auch immer noch und ein Netzwerk. Und das dritte, was ich erst kürzlich gelernt habe, ist schon auch das Thema Sichtbarkeit. Also zu sagen, du bist eine Marke in was, du bist bekannt für was, du stehst für was. Das gibt dir noch mal eine andere Verhandlungsposition auch, wenn es um Entwicklungen geht.

00:08:45-4 Julia Hägele: Und was würdest du Leuten sagen, die sagen, ja Netzwerken ist ja wirklich, ich verstehe, dass das Sinn macht, aber ich bin einfach nicht so der Typ, ich gehe nicht gern auf Leute zu.

00:08:54-6 Mirijam Trunk: Ich glaube, dass das oft falsch verstanden wird. Also erst mal finde ich das Wort Netzwerken Horror. Ich finde, das suggeriert so was ekelhaftes für mich, so dieses, geh mal netzwerken. Nein, netzwerken heißt nicht, dass du wahnsinnig extrovertiert sein musst. Wenn du drei Leute um dich rum hast, die sagen, ich finde dich gut und ich unterstütze dich, dann reicht das. Also ich zum Beispiel, ehrlich gesagt auch durch Corona, ich mag, jetzt heute finde ich gut, aber ich mag keine großen Veranstaltungen. Also so Fernsehpreis, Radiopreis, da habe ich früher für gekillt da hin zu dürfen und jetzt bin ich so, das ist gar nicht mehr mein Ding, weil das sind mir zu viele Leute und irgendwie mit ganz vielen Leuten oberflächliche Gespräche, das ist nicht mehr meins. Und ich bin jetzt eher so, ich habe lieber, lieber treffe ich mich mal zum Mittagessen oder zum Kaffee mit jemand und habe eine Stunde ein gutes Gespräch. Und wenn ich merke, ich klicke mit einer Person nicht, dann ist das völlig fein, dafür klicke ich mit jemand anderem. Und ich glaube, sich bewusst zu machen, ein Netzwerk muss nicht riesig sein, es können paar wenige Leute sein, aber wenn du eine ehrliche Verbindung hast und dir vertraust und die Person um Rat fragen kannst, dann reicht das auch schon.

00:09:58-5 Julia Hägele: Du hast das vorhin jetzt schon bisschen angerissen, die Luft wird ein bisschen dünner, je weiter es nach oben geht. Du warst oft die einzige Frau in den großen Runden. War das ein Auslöser, warum du dieses Buch geschrieben hast oder wie kam es dazu?

00:10:10-5 Mirijam Trunk: Ja tatsächlich. Also es war, glaube ich, tatsächlich der Auslöser, weil ich, und das schreibe ich ja auch im Buch, ich bin irgendwie durch Privilegien tatsächlich blind gewesen lange. Also ich bin aufgewachsen in Bamberg, mittelständische Familie, irgendwie Studium Ausland war alles irgendwie immer möglich und ich dachte immer, ja was wollt ihr denn alle, das passt doch? Und dann sind tatsächlich ein paar Dinge passiert. Das erste war, dass ich selber gemerkt habe, oh ich bin ganz oft die einzige und dachte, wie kann das sein? Es kann doch nicht sein, dass die anderen alle nichts können, das muss doch ein strukturelles Thema sein. Das zweite war 2020 tatsächlich George Floyd und Black Live Matters, wo ja auch das ganze Thema Antirassismus noch mal viel stärker beleuchtet wurde. Und eine Freundin von mir, die auch mit uns an der Journalistenschule war, die Alice Hasters, hat ein Buch geschrieben, was mich sehr bewegt hat, wo ich dann gemerkt habe, ah okay, das hängt alles zusammen. Also diese Intersektionalität. Es geht nicht drum, dass jetzt eine Frau Karriere macht, sondern es geht drum, dass Menschen sich entwickeln können so wie sie sind und dass Diskriminierungserfahrungen zusammenwirken. Und dann ging noch mal so eine Matrix auf. Und dann saß ich 2021 da und war auch so ein bisschen von mir selbst geschockt, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu blicken. Weil ich so dachte, wie kann das sein, dass du das so lange nicht gecheckt hast? Und gleichzeitig eben dann diese Frage, okay wie können wir… also wir müssen darüber reden, wir müssen ins Gespräch kommen, wir müssen irgendwie miteinander Lösungen erarbeiten. Und für das Buch habe ja auch 15 Frauen interviewt, eben auch um diese Intersektionalität reinzubringen, zu sagen, es soll jetzt nicht die Perspektive einer weißen Frau sein, die sagt, ach Mensch, mich nervt es, dass die Männer über Fußball reden, sondern zu sagen, wie muss die Arbeitswelt sich verändern, damit alle Menschen sich frei entwickeln können, unabhängig davon wie sie ausschauen, sexueller Orientierung und alle Diversitätskriterien, die es gibt. Ich fand das ganz spannend, weil ich tatsächlich, als ich in die Arbeitswelt kam, so vor 10-15 Jahren, war tatsächlich noch eine Generation Frauen am Hebel und ich will nicht sagen, dass alle weg sind, aber wo du sehr stark das Phänomen der Internalized Opression heißt das ja, also dass man sagt, wenn ich es nach oben geschafft habe, dann habe ich mich so mit dem System assimiliert, dass ich es eigentlich so verinnerlicht habe und den Mechanismus gegen meine eigene Gruppe anwende. Also das ist ja so der ganz spannende Mechanismus. Und ich fand das interessant. Also ich habe weibliche CEOs erlebt, die strahlende Figuren waren und wenn du dir angeschaut hast, wie ist die Ebene drunter, die haben nur Männer befördert. Und das ist ein Phänomen, was wie gesagt leider nicht ausgestorben ist. Ich glaube, jetzt in der aktuellen Welle macht man sich das bewusster. Und dass du ab und zu einen Bias in dir trägst und sagst, ach die junge Frau ist bestimmt nicht so wichtig und der Mann im Anzug das ist bestimmt ein hohes Tier, den haben Frauen ja genauso in sich wie Männer. Und ich finde es also im Nachhinein schade, dass es nur Männer waren, die mich so gefördert haben und gleichzeitig denke ich, vielleicht halt auch, weil so viele Männer mehr da waren als Frauen. Und ich glaube, das ist der nächste Schritt, dass Frauen nicht nur in Führung kommen oder Minderheiten in jeder Form, sondern dass du dann auch noch sagen kannst, okay und ich halte jetzt die Tür auf, um noch weitere reinzulassen.

00:13:31-7 Julia Hägele: Wir werden noch ganz viel über Dinge sprechen, über Karrieretipps sprechen. Aber ich würde dich gerne fragen, was war denn der schlechteste Karrieretipp, den du je bekommen hast?

00:13:41-7 Mirijam Trunk: Handle wie ein Mann. Das ist ganz schlecht. Das ist einfach, weil das ja quasi sagt, verhalte dich möglichst systemkonform. Und auch neulich erst, das ist erst drei Wochen her, habe ich bei LinkedIn wieder so einen Post gelesen, warum man sich im beruflichen Umfeld möglichst gediegen anziehen sollte. Wo ich so sage, nein sei du selbst. Also wenn du kein Hosenanzugtyp bist, dann verkleide dich doch nicht. Das geht nur auf Kosten deiner Authentizität. Und ich glaube, das ist für mich so ein Ding, wo ich sage, Authentizität wichtiger als dazu zu gehören und lieber bist du als du selbst erfolgreich als als jemand anderes, weil wie gesagt, sonst hast du immer das Gefühl, ich fliege hier gleich auf und wahrscheinlich passiert das auch irgendwann.

00:14:24-7 Julia Hägele: Du hast erwähnt, du hast für dein Buch mit 15 Frauen gesprochen. Ich habe hier mal was vorbereitet, und zwar ein kleines Säckchen mit den Namen der 15 Frauen drin. Magst du mal eins ziehen, ein Zettelchen, und uns erzählen, was diese Frau so ausgemacht hat?

00:14:43-1 Mirijam Trunk: Ja, sehr gerne, warte.

00:14:46-5 Julia Hägele: Umdrehen.

00:14:47-8 Mirijam Trunk: Umdrehen, ah okay. Tessa Ganserer. Ja, Tessa Ganserer ist natürlich eine Living Legend, muss man sagen. Kommt ja auch aus Bayern, war hier lange im Bayrischen Landtag auch als Abgeordnete und hatte dann vor, ich kann die genaue Jahresanzahl nicht sagen, aber ist noch nicht so lange her, hat sie gesagt, nein ich bin eine Frau und so möchte ich jetzt auch leben. Also hat davor als Mann gelebt, ich will jetzt den Namen, den sie damals hatte, nicht reproduzieren, aber hat einfach gesagt, okay ich lebe jetzt als Frau und als Transfrau. Und ist damit die zweite Transabgeordnete im Bundestag, ist für die Grünen im Bundestag und ist einfach eine wahnsinnige Vorreiterin, wenn es darum geht, die Stimme zu erheben und auch gegenzuhalten bei einem Thema, das ja so wahnsinnig persönlich ist. Also wenn du in der Arbeit auf deine Geschlechtsteile angesprochen wirst, wie unterirdisch ist das? Und das auszuhalten und auch nicht zu sagen, oh wisst ihr was Leute, ich habe überhaupt keinen Bock mehr, peace out. Und deswegen ist das einfach eine Frau, die unglaublich stark ist, die ein unglaubliches Rolemodel ist und ja, wir haben ganz viel auch über Prägung gesprochen in dem Gespräch, ganz viel über Mut, ganz viel darüber, wie man es schafft durchzuhalten. Ist auch, finde ich, jetzt so, wenn man an die Wahlen am Wochenende denkt, dass man nicht sagt, oh Leute, was sollen wir denn machen? Also dass man trotzdem positiv bleibt und da ist sie ein tolles Beispiel für.

00:16:16-5 Julia Hägele: Hatten denn diese 15 Frauen irgendwas gemeinsam? Hast du irgendeine Art, ich will nicht sagen, magische Formel erkannt, die diese Frauen irgendwie erfolgreich gemacht hat, aber gibt es da irgendwas?

00:16:26-2 Mirijam Trunk: Ja, also alle hatten eine sehr gute Verbindung zu sich selbst. Und das ist was, was ich auch gelernt habe, sei es Coaching, sei es eine Therapie, sei es, was weiß ich, Selbstreflexion, wenn du weißt, wer du selbst bist, dann stehst du einfach stärker auf dem Boden, das glaube ich weiß jeder. Und deswegen sage ich auch immer, wenn du nicht weißt wer du bist, weißt du auch nicht was du anzubieten hast. Also wenn du sagst, der Arbeitsmarkt und du bist ein Produkt auf dem Arbeitsmarkt, wenn du nicht weißt was dein Produkt ist, was willst du denn dann anbieten? Das gilt auch für Positionierung. Und deswegen plädiere ich immer dazu, also ich habe das am Anfang ganz anders gelernt, zu sagen, was gibt es für Arbeitsplätze, wie sind die Leute da drauf, wie kann ich da reinpassen, zu sagen, nein wer bin ich, was will ich, was ist mir wichtig und dann mit diesem Angebot rauszugehen.

00:17:13-0 Julia Hägele: Ist natürlich schwierig, wenn man jetzt in der Bewerbungsphase ist und irgendwie 30 Absagen eingefahren hat, was ja durchaus passiert. Was wäre dein Rat, wie man irgendwie obenauf bleiben kann, wenn es eine schwierige berufliche Phase gibt?

00:17:26-4 Mirijam Trunk: Ja, es ist natürlich immer einmal die Frage, gibt es externe Faktoren? Also gerade sind wir ja in einem richtig, zumindest in der Medienbranche, in einem sehr heftigen Markt unterwegs. Es ist einfach eine wirtschaftliche Multikrise, sage ich mal. Ich glaube, bei sich zu bleiben, sich bewusst zu machen, liegt es an mir oder liegt es an den Umständen? Und wenn es an mir liegt, wo kann ich schrauben? Ich warne immer davor zu sagen, die anderen sind schuld und alles ist doof, aber trotzdem zu sagen, woran kann ich schrauben, muss ich vielleicht noch mal in eine andere Richtung schauen, in eine Branche? Aber ich glaube, dass 30 Absagen sich kacke anfühlen, kann man auch nicht drumherum reden.

00:18:06-7 Julia Hägele: Den Wert der eigenen Person vielleicht nicht an diesen Erfolgen zu messen.

00:18:08-9 Mirijam Trunk: Genau.

00:18:10-7 Julia Hägele: Du sprichst sehr viel über Chancengleichheit, da geht es ein bisschen in der Essenz drum in einem Buch, stößt du auch auf ein bisschen Widerstände? Gibt es Leute, die sagen, ja schau dich doch mal an, du hast doch hier beste Ausbildung und Spitzenposition. Die sagen, du bist vielleicht nicht die richtige Person, um über so was zu sprechen, also hast du ein Glaubwürdigkeitsproblem?

00:18:33-8 Mirijam Trunk: Nein, das glaube ich nicht, aber ich habe natürlich, das Thema habe ich auch, glaube ich, im Buch geschrieben, ich bin natürlich nicht am meisten davon betroffen, aber blöd gesagt, wenn ich davon betroffen wäre, hätte ich ja kein Buchvertrag bekommen. Also die Leute, die am meisten davon betroffen sind, denen hört man nicht zu. Und deswegen, und da bin ich beim Thema Privilegien einsetzen, wenn du die Chance hast, eine Stimme zu haben, und das habe ich auch damals gesagt, als ich angefangen habe, mich damit zu beschäftigen, dass ich gesagt habe, du entweder kann ich jetzt sagen, das gibt es alles nicht, dann bin ich ignorant oder ich kann sagen, ach perfekt, es gibt so wenig Frauenquote und so weiter, gut für mich, dann bin ich opportunistisch oder ich setze mich dafür ein, das ist eigentlich die einzige Option. Und ich glaube, das ist was, was wir uns immer bewusst machen müssen, wart nicht auf den Moment, wo du alles richtig machst, bis du dich für ein Thema einsetzt. Es gilt auch für ökologische Nachhaltigkeit. Ich setze mich extrem dafür ein und gleichzeitig mache ich mal einen Inlandsflug, ja, weil es manchmal nicht anders geht. Aber zu sagen, du musst erst alles perfekt haben, bis du d ich für was einsetzt, dann kommst du ja nie dazu, dich einzusetzen. Und das finde ich auch in der feministischen Debatte ganz wichtig, wir müssen uns anfeuern. Es ist schwer genug, wir müssen uns gegenseitig unterstützen anstatt immer zu sagen, ja du hast jetzt acht Dinge gut gemacht, aber zwei Dinge fand ich nicht gut und über die zwei Dinge will ich noch mal mit dir reden. Nein, sage einfach, gut dass du aufgestanden bist, gut dass du was gemacht hast. Und das finde ich ganz schön, auch mit allen, die in dem Kosmos Bücher geschrieben haben und sich einsetzen, dass man sich einfach Cheerleader gegenseitig ist. Weil blöd gesagt, es ist eh schon schwer genug.

00:20:05-4 Julia Hägele: Innerfeministische Grabenkämpfe nicht sinnvoll deiner Meinung nach?

00:20:10-1 Mirijam Trunk: Nein, nein.

00:20:10-5 Julia Hägele: Verstehe.

00:20:10-4 Mirijam Trunk: Ich meine, manchmal, so gerade beim Diversity-Thema, Leute, die wollen sich damit profilieren. Habe ich auch schon erlebt, auch kürzlich erst wieder, dass du sagst, du hast dich jetzt irgendwie 60 Jahre deines Lebens überhaupt für nichts interessiert und plötzlich hast du gecheckt, mit Diversity kann man ein paar Klicks machen und jetzt bist du Misses Diversity. Aber blöd gesagt, die Leute fliegen eh von selber auf. Red nicht drüber, wer alles was falsch macht, mach einfach Sachen richtig und damit kommst du voran.

00:20:36-8 Julia Hägele: Was sind denn so die größten Stolpersteine oder Herausforderungen in einer weiblichen Karriere?

00:20:41-2 Mirijam Trunk: Ja, das ganze Thema Unconscious Bias ist schon extrem nervig, weil du halt immer diese Ding hast, dass du, und das ist ja sehr klug vom Gehirn, dass du in eine Schublade kommst. Also das Gehirn hat ja so eine Schnellordnungsfunktion, die sehr lange überlebenswichtig war, weil du quasi gesehen hast, Schlange, Gefahr, rennen und du konntest nicht lange genug überlegen, ob das jetzt eine gefährliche Schlange ist oder nicht, sondern du musstest einfach rennen, sonst hättest du es nicht geschafft. Und das haben wir aber halt immer noch, dass wir sagen, junge Frau, wahrscheinlich zuarbeitende Funktion, Mann im Anzug, wahrscheinlich führende Funktion und das ist mir ganz oft passiert. Habe ich ja auch im Buch eine Stelle, dass ich in einem Meeting war mit einem Künstler, seinem Manager, mit ein paar Kollegen von mir und da sagt der Künstler irgendwann, ich hätte gerne einen Kaffee und schaut mich an. Ja, weil klar, natürlich, schnell Funktion, ich will einen Kaffee, du schaust aus wie jemand der Kaffee holt, hole einen Kaffee. Und das sind also, auch jetzt, ich hatte es erst letzte Woche wieder, dass wir jetzt eine Pressekonferenz haben in ein paar Wochen und da kommen eben von allen Sendern Deutschlands hohe Tiere und also so meine Ebene und die anderen sind halt alle Männer und dann fragen die Veranstalter, ob wir nicht auch noch einen Mann schicken könnten. Wo dann mein, in dem Fall, mein Kommunikationschef sagt, aber warum denn, die ist doch dieselbe Ebene, ist halt eine junge Frau. Weil man halt denkt, naja wie wichtig kann die sein, so in der Art.

00:22:07-2 Julia Hägele: Das sitzt total tief. Ich erinnere mich gerade, wie meine Großmutter, die mich sehr geliebt hat, gesagt hat, es wäre doch toll, wenn du die rechte Hand von einem Chef würdest.

00:22:15-2 Mirijam Trunk: Genau. So ist das.

00:22:15-2 Julia Hägele: Vereinbarkeitsthema doch noch mal anschneiden. Haben die Damen dazu was gesagt?

00:22:20-8 Mirijam Trunk: Ja, ich habe ja im Buch bewusst den Fokus ein bisschen davon weggezogen, weil es schon so viele Bücher zu dem Thema gibt. Und weil ich, was mich an dem Vereinbarkeitsthema bisschen nervt ist, dass das immer das ultimative Argument ist. Du sagst, warum haben wir keine Frauen? Naja die Frauen kriegen halt die Kinder, so, kann keiner was machen, ist die Biologie. Deswegen habe ich gesagt, nein es liegt nicht nur am Kinderkriegen. Aber natürlich ist das Kinderkriegen und das habe ich ja auch im Buch geschrieben, es ist der absolute Endgegner. Wir sehen das, wo verlieren wir Frauen? Mit dem Punkt von Carearbeit, Teilzeit. Deutschland ist einfach ein Land, das besessen ist von seinen Müttern. Und das hat historische Gründe, Thema Nazizeit, das Mutterkreuz, der Muttertag. Adolf Hitler der sagt, die Bestimmung der deutschen Frau ist es Mutter zu werden. Aber auch in der Kaiserzeit, im Kaiserreich schon Lehrerinnenzölibat und so weiter. Und dieser Satz, das Kind gehört zur Mutter, für den es ja keinen wissenschaftlichen Beleg gibt. Es gibt ja also keinen Beleg, dass die Mutter der bessere Elternteil ist als der Vater, das ist ja wahnsinnig diskriminierend gegenüber Vätern. Der ist in Deutschland tief. Und die Carearbeit und da kann ich nur Alex Zykunov auch empfehlen, dass einfach Carearbeit in Deutschland Frauensache ist, dass Männer nicht genug in Teilzeit gehen, das ist bei uns was kulturelles. Und da kann man nur immer wieder sagen, Leute schaut auf die Wissenschaft, schaut auf die Wissenschaft, es gibt keinen Beleg dafür, dass die Mutter zu Hause bleiben muss.

00:23:53-4 Julia Hägele: Wie geht es dir mit dem Thema?

00:23:55-0 Mirijam Trunk: Ja, ich habe das Glück, einen Mann gefunden zu haben, den du ja auch kennst von oder DJS, der total 50/50 ist. Also mein Mann der will gar nicht in die erste Reihe. Er sagt, ich bin froh, dass du das machst und ich bin total fine. Also mein Mann und ich wir sind da 50/50 unterwegs und klar, der eine macht das lieber, der andere macht das lieber. Aber ich glaube, und das sehe ich auch bei Freundinnen, wo es nicht so ist, das beginnt mit der Partnerwahl. Also so ein Mann der verändert sich nicht so schnell über Nacht, aber ich würde immer einmal sagen, du was ist auch deine Prägung und was willst du für ein Bild von Familie leben?

00:24:40-0 Julia Hägele: Ich habe auch den Eindruck, wenn ich mit Frauen über Carearbeit, also bezahlte Arbeit und unbezahlte Arbeit, die Verteilung davon spreche… jetzt stehe ich gerade total auf dem Schlauch, Entschuldigung, jetzt habe ich gerade meinen Faden verloren. Du hast gerade gesprochen wegen 50/50, unbezahlte und bezahlte Arbeit.

00:24:58-2 Mirijam Trunk: Ja, ich glaube, dass dieses Bild von Carearbeit ist Frauensache halt tief sitzt. Und manche glauben, glaube ich, auch, dass Frauen das wirklich besser können. Und ich sage immer, Männer sind anatomisch dazu in der Lage, Carearbeit zu leisten. Also es ist nicht so, dass es jetzt irgendwie einen Grund gäbe, dass das nicht so wäre.

00:25:13-8 Julia Hägele: Auf jeden Fall. Vielleicht fällt mir die kluge Frage zur Carearbeit noch ein. Dazwischen was anderes gefragt, du hast einmal gesagt, du liebst den Zustand der Überforderung.

00:25:23-4 Mirijam Trunk: Ja.

00:25:24-1 Julia Hägele: Wie schaffst du es, trotzdem nicht auszubrennen?

00:25:26-7 Mirijam Trunk: Ach, weil mir das ganz viel gibt was ich mache. Also ich glaube, ich mache nur Sachen, die ich wirklich cool finde. Also klar, du musst ab und zu mal, Konzern, muss man auch mal Sachen machen, wo man keinen Bock drauf hat, das gehört dazu, aber im Großen und Ganzen gibt mir das was und ich habe das Gefühl, dass ich irgendwie was positives schaffe. Und da bin ich wieder beim Thema Fokus. Also natürlich auch auf das Buch habe ich Nachrichten bekommen teilweise, eher vom rechten Rand, würde ich sagen, die jetzt nicht so schön waren. Aber dann zu sagen, gib dem keinen Raum. Weil ich merke, ich brenne immer dann aus, wenn ich Dinge Raum gebe, die negative Energie ziehen. Und ja, deswegen…

00:26:09-4 Julia Hägele: Es ist mir wieder eingefallen, was ich fragen wollte. Entschuldigung.

00:26:12-7 Mirijam Trunk: Sehr gut.

00:26:14-0 Julia Hägele: Also es geht darum, wenn wir über die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit sprechen, dann sprechen wir sehr oft über Unternehmen und Strukturen, was sehr richtig ist. Du hast gerade die Partnerwahl angesprochen, ich finde das sehr spannend. Was wäre denn dein Tipp? Sollte man tatsächlich, bevor man eine Familie gründet, bevor man zusammenkommt, bevor man sich bindet, solche harten Themen auf den Tisch bringen?

00:26:39-7 Mirijam Trunk: Ja klar.

00:26:40-7 Julia Hägele: Wie schaut es denn dann aus?

00:26:42-2 Mirijam Trunk: Du kannst dich doch nicht mit jemandem dein Leben, sagen wir, wir machen jetzt unser Leben zusammen, aber wir reden nicht darüber, was wir dann machen. Also das ist doch dasselbe, alles, was man zusammen macht, muss man vorab klären. Auch in jedem Bewerbungsgespräch sagt man vorab, was ist dir wichtig, wo willst du dich hin entwickeln? Also das macht man doch in jedem Kontext so. Was ich, und da habe ich jetzt lustigerweise, denke ich gerade mehr drüber nach, das Thema, was Männer halt haben, was Frauen weniger haben im Bezug auf Familienplanung, ist einfach unbegrenzt Zeit, zumindest theoretisch. Und was ich sehe, auch in meinem direkten Umfeld, ist, dass dieser Zeitdruck dazu führt, dass manche in meinem Umfeld sagen, Anfang 30 okay komm, das ist jetzt nicht hundert Prozent, aber Hauptsache ist, wir kriegen das Thema Kinder und Familie hin. Ich habe gar keine Lösung dafür, weil ich merke das auch total diesen Stress und dieses Ding zu sagen, du hast dann halt irgendwie plötzlich einfach eine Deadline für manche Themen. Und ich kann nur dafür plädieren zu sagen, sprich es an und heirate niemanden, der ein anderes Familienbild hat als du selbst. Aber ich kann auch den Frauen, die es machen, keinen Vorwurf machen, das steht mir auch nicht zu. Aber ich glaube, das ist zumindest in dem, was ich jetzt ganz subjektiv wahrnehme, ein Faktor.

00:27:55-4 Julia Hägele: Wir hätten noch Zeit für eine Abschlussfrage. Hier vorne? Da hinten ist einer? Einmal ja.

00:28:10-6 Fragestellerin: Danke schön, ich bin Friederike, ich habe eine Frage zum Thema Carearbeit. Wir haben einmal das Thema kümmern um Kinder und diese Riesenglocke von kümmern, Carearbeit für Ältere. Und da ist es ja so, dass in der Regel immer noch schneller die Frauen einspringen und das wird auch eine ganze Weile noch so bleiben. Hast du da Lösungsideen und wie stehst du zum Thema Shared Leadership?

00:28:28-9 Mirijam Trunk: Also das ist die Lösungsidee tatsächlich. Es ist auch ganz spannend, weil wir haben ja eine neue EU-Lohntransparenzrichtlinie, die ab 2026 greift, die wir aber jetzt schon als deutsche Unternehmen umsetzen müssen, weil die Leute können drei Jahre rückwirkend klagen. Und diese Lohntransparenzrichtlinie sieht vor, dass Unternehmen am Gender Paygap gemessen werden. Das heißt, die Quotendiskussion erledigt sich, denn, um da Gender Paygap zu reduzieren, musst du Frauen nach oben bringen und auch so bezahlen. Wie bringst du Frauen nach oben? Indem du das Thema Shared Leadership und auch Unterstützung bei Carearbeit sowohl für Kinder als auch das Thema Elder Carearbeit schaffst. Und ich glaube es muss und wird durch diese Richtlinie zum größeren Teil Unternehmenssache werden, weil Unternehmer einfach was machen müssen. Gleichzeitig dass der Staat nicht genug macht, glaube ich, ich will jetzt nicht in so einen Politikrant reinkommen, aber ich glaube, es wird zunehmend Unternehmenssache diese Vereinbarkeit zu ermöglichen, weil der Druck aus der Politik kommt und das ist was positives. Also ich bin pro Shared Leadership und auch pro Führung in Teilzeit, also es geht nicht in allen Berufsfeldern, aber es muss möglich sein.

00:29:39-6 Julia Hägele: Vielen herzlichen Dank.

00:30:11-1 *Musik*