Neu in einem Unternehmen und dann auch noch in einem Land zu sein, kann herausfordern. Yao Wen weiß genau, wie sich das anfühlt. Im Podcast erzählt sie von ihrem Weg in ein deutsches Unternehmen, warum ihre Muttersprache ihr einen entscheidenden Karrierekick gegeben hat und davon, wie sie den Wechsel zur Gründerin gemeistert hat.
Thema
Existenzgründung & Unternehmertum | Wissenschaft, Technik, Digitalisierung & Technologie
Angaben zu den Referentinnen
Die in China geborene Yao Wen startete nach 17-jähriger Konzernkarriere bei Siemens gemeinsam mit einem Kollegen ein eigenes Business. Ihre Firma kauft elektronische Bauteile, Solarzellen und Rohstoffe aus Asien und verteilt sie in die ganze Welt. Auch nachhaltige Mobilitätslösungen sind Teil des Portfolios. Große Herausforderungen, interkulturelle Zusammenarbeit und unternehmerisches Risiko – die diesjährige Preisträgerin des Wirtschaftspreises La Monachia erzählt im Live-Interview mit Stefanie Hornung, wie ihr Karriereweg verlief, wie sie mit Rückschlägen umgeht und was eine erfolgreiche Unternehmung ausmacht.
Die freie Journalistin Stefanie Hornung ist auf die Themen New Work, Personalmanagement und Diversity spezialisiert. Als Mit-Autorin des Buchs „New Pay“ und Beobachterin von Veränderungsprozessen in Unternehmen meldet sie sich in Artikeln und Interviews zu Wort. Tabus brechen, über Geld reden und mehr Fairness einfordern – Stefanie Hornung stellt neue Formen der Zusammenarbeit kritisch dar und eröffnet so neue Möglichkeitsräume für Arbeit der Zukunft. Sie gehörte viele Jahre als Pressesprecherin zum Team der größten deutschen Personalfachmesse, der Zukunft Personal (heute: Zukunft Personal Europe), und war Chefredakteurin des Online-Portals HRM.de.
Moderation: Herzlich willkommen zum herCareer Voice Podcast. Sie sind hier richtig, wenn Sie diverse und vor allem weibliche Perspektiven auf arbeitsmarktpolitische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Themen hören wollen. Lernen Sie dabei von Rolemodels, ExpertInnen und Insidern und nehmen Sie wertvolle Anregungen für Ihre eigene Karriereplanung mit. Mit herCareer Voice fangen wir vielfältige Sichtweisen ebenso wie ganz persönliche Einblicke und Erfahrungen spannender Frauen ein. Von der herCareer Expo live und aus der herCareer Community.
00: 00:41-2 Moderation: Im Gespräch mit der Journalistin und Autorin Stefanie Hornung ist heute Yao Wen. Die Vorstandsvorsitzende und Mitgründerin der CIP Holding AG. Die in China geborene Yao Wen startete nach 17-jähriger Konzernkarriere bei Siemens gemeinsam mit einem Kollegen ein eigenes Business. Ihre Firma kauft elektronische Bauteile, Solarzellen und Rohstoffe aus Asien und verteilt sie in die ganze Welt. Auch nachhaltige Mobilitätslösungen sind Teil ihres Portfolios. Große Herausforderung, interkulturelle Zusammenarbeit und unternehmerisches Risiko, die diesjährige Preisträgerin des Wirtschaftspreises La Monachia erzählt im Interview mit Stefanie Hornung wie ihr Karriereweg verlief, wie sie mit Rückschlägen umgeht und was eine erfolgreiche Unternehmung ausmacht.
00: 01:38-4 Stefanie Hornung: Ja hallo, wunderbar, der Ton funktioniert. Herzlich willkommen. Ja ich habe die Freude, ein Interview zu führen mit einer Frau, die in China aufgewachsen ist, in Augsburg studiert hat und in München eine steile Karriere bei Siemens hingelegt hat. Sie hat nämlich die Lieferbeziehungen des Konzerns nach China aufgebaut. Und nach einer 17-jährigen Konzernkarriere hat sie gemeinsam mit einem Kollegen ausgegründet, nämlich die CIP Group. Das Unternehmen kauft elektronische Bauteile, Solarzellen und Rohstoffe aus Asien und verteilt sie in der ganzen Welt. Neuerdings entwickelt das Unternehmen, es hat auch schon mit Solarenergie viel Erfahrung gemacht und jetzt sind noch Mobilitätslösungen dazu gekommen. Kürzlich wurde sie mit dem Münchner Wirtschaftspreis für Frauen La Monachia ausgezeichnet und da sagte die SZ bei dieser Gelegenheit, „ohne sie sähe die deutsche Wirtschaft anders aus“. Hier ist sie, herzlich willkommen Yao Wen. Einen Applaus bitte.
00: 02:50-7 Yao Wen: Danke schön, danke, danke.
00: 02:54-9 Stefanie Hornung: Ich darf mich auch kurz vorstellen, mein Name ist Stefanie Hornung, ich bin freie Journalistin und Autorin. Unser Thema jetzt, wie verlief der Karriereweg von Yao Wen, wie ist sie mit Rückschlägen umgegangen und was macht eine erfolgreiche globale Unternehmung wie die CIP Group eigentlich aus? Yao erzähl doch mal, wie fing denn das an? Du bist in den 80er Jahren ja schon nach Deutschland gekommen als ganz junge Frau und hattest Germanistik schon im Bachelor studiert, das heißt, du konntest ein bisschen Deutsch, aber es war doch noch alles sehr neu. Wie war das denn, als du hier angekommen bist?
00: 03:33-1 Yao Wen: 1985, das war sehr sehr früh. Ich glaube, viele noch gar nicht geboren um die Zeit. Und ich kam nach Deutschland an einem kalten Winternovembertag und der Eindruck war natürlich schon sehr gravierend, weil Deutschland sah anders aus als China. Bei uns wir haben sehr viele Menschen, überall Menschenansammlungen, hier sind halt sehr wenige Menschen und man sitzt im Auto einzeln. Und ich hatte auch eine lange Reise von Frankfurt über Köln, ein weiter Weg nach Augsburg mit dem Zug. Das waren sehr große Erfahrungswerte, die einen Mensch ganz sehr prägt. Also so was hat man in der Schule nicht gelernt, an der Uni nicht gehört und China war 1985 noch geschlossen, noch nicht geöffnet. Also wir waren wirklich kommunistisch, wir hatten keinen Zugang zur Außenwelt gehabt, wir wussten gar nicht, wie Deutschland in der Tat wirklich aussah. Es war schon sehr gravierend für mich, war gerade 21.
00: 04:30-6 Stefanie Hornung: Du durftest auch nur ganz wenig Geld mitnehmen.
00: 04:32-0 Yao Wen: Ja, ich durfte nur 30 Dollar mitnehmen, weil von China aus durften wir kein Geld mitnehmen. Also wir hatten auch kein Geld. Wie gesagt, damals wenn einer im Monat 5 Euro verdient hat, war es der beste Verdienst überhaupt in China. Also 30 Dollar war darum für mich super viel Geld. Ich war glücklich, dass ich 30 Dollar mitnehmen darf. Es war schon eine ganz andere Welt.
00: 04:55-3 Stefanie Hornung: Und du warst alleine hier. Du konntest deine Familie auch sehr lange nicht sehen. Was hat das mit dir gemacht, wie hat dich das verändert?
00: 05:00-6 Yao Wen: Also wir hatten damals 85/86 gibt es keine Email und auch kein Telefon, also wir hatten zu Hause, also bei den Familien, also Privatpersonen in China gibt es keine Telefone, also Festnetz, ganz zu schweigen von Handy. Meine Eltern mussten immer zum Postamt gehen, sich anmelden und mit mir einen Termin ausmachen. Also immer per Brief. Das heißt, wir schreiben einen Brief. Der Brief geht schon mal Luftfracht zwei, drei Wochen, dann kommt der Brief an. Da steht ein Termin, nächsten Monat lass uns mal telefonieren. Dann mussten meine Eltern zum Postamt gehen und dort sich anmelden und viel Geld bezahlen und dort warten, bis durchgestellt wurde. Ich konnte dann vom Studentenwohnheim aus, auf dem Stockwerk gibt es ein Telefon, von dort aus konnte ich dann nach Hause telefonieren. Aber das ist eine sehr teure Angelegenheit, das heißt, im Jahr machen wir das zwei-, dreimal, also mehr konnten wir uns auch gar nicht leisten.
00: 05:49-9 Stefanie Hornung: Ja Wahnsinn. Du hast ja aber schon damals in China auch Germanistik studiert. Das heißt, du konntest schon ein bisschen Deutsch. Wie bist du denn auf das Fach Germanistik gekommen?
00: 06:01-2 Yao Wen: Also das war sehr jung, in China muss man sehr früh schon entscheiden, in welche Richtung geht man. Geht man naturwissenschaftlich, geht man in die Sozialwissenschaft, geht man in Sprachen. Meine Eltern haben es einfach entschieden. Meine Eltern haben gesagt, Deutschland ist ein sehr gutes Land, sehr führend in Innovationen und Ingenieurwesen und es ist gut, wenn du Deutsch lernst, vielleicht ist es gut. Da habe ich gedacht, okay gut, dann mache ich mal, dann lerne ich mal Deutsch. Meine Eltern haben es für mich entschieden.
00: 06:25-8 Stefanie Hornung: Ja, aber was wäre denn so dein Lieblingsberufswunsch damals gewesen oder was war dein Lieblingsfach damals in der Schule?
00: 06:34-1 Yao Wen: Damals war ich sehr gut in Chemie. Ich wollte Chemiewissenschaftlerin werden. Ich war sehr sehr gut in Chemie, hatte ich immer sehr gute Noten bekommen und die Lehrer haben mich auch immer sehr gelobt. Aber leider war ich nicht so gut in Mathematik und da hat man gesagt, okay geh mal doch nicht in einen naturwissenschaftlichen Studiengang, geh mal doch in soziale sprachlichen. Und damals hat man gedacht, wenn China öffnet und man die Sprache spricht, hat man viel mehr Chancen. Und die ersten Menschen, die gebraucht werden, halt die Sprache beherrschen, Englisch, Französisch, Deutsch und Japanisch. Da habe ich gedacht, okay gut, dann lerne ich Deutsch.
00: 07:10-8 Stefanie Hornung: Nun musstest du ja in Deutschland auch erst mal Germanistik weiter studieren. Also du durftest jetzt noch nicht frei wählen. Aber dich hat es damals schon so ein bisschen in Richtung Wirtschaft gezogen.
00: 07:24-3 Yao Wen: Ja. Also wir durften von der Regelung her in Deutschland aus kein anderes Fach aussuchen als man im Heimatland schon studiert hat. Deshalb musste ich noch mal Germanistik studieren, Kommunikationswissenschaft und Soziologie. Aber ich brenne schon immer für Wirtschaft und habe ich durch gute Beziehungen dann auch die Möglichkeit gehabt, an der Fachhochschule in München BWL zu studieren. Da hatte ich dann bis Vordiplom auch studiert.
00: 07:54-7 Stefanie Hornung: Und ich habe es ja eingangs schon gesagt, du warst ganz viele Jahre bei Siemens. Wie bist du denn da überhaupt zu Siemens gekommen, wie sind die auf dich aufmerksam geworden?
00: 08:05-2 Yao Wen: Während des Studiums, ich habe ein Stipendium vom Bayrischen Kultusministerium bekommen für herausragende Studienergebnisse habe ich ein Stipendium, aber trotzdem habe ich gejobbt. Damals gab es Siemens und Nixdorf in Augsburg und da habe ich mich beworben und ich habe eine Stelle gehabt, aber am Band, um zu löten, Elektronik zu bestücken. Nun lief ich dann in der Halle und da hat der Einkaufsleiter mich gesehen und hat gesagt, okay wir brauchen eine Chinesin, die holen wir uns hier. Weil das war 97/98, wo China gerade aufgemacht hat und die Firma Siemens hat angefangen nach China zu blicken, dort Lieferanten auszusuchen, die brauchen extra jemand wie mich. Das war wirklich Timing, Schicksal.
00: 08:51-0 Stefanie Hornung: Schicksal, Glück und aber sicher auch ein bisschen Können.
00: 08:53-2 Yao Wen: Ja, natürlich.
00: 08:54-7 Stefanie Hornung: Weil es war ja damals nicht ganz einfach, die Lieferbeziehungen nach China aufzubauen. Das war ein komplett neues Business. Erzähl doch mal, was hast du denn da erlebt, was waren denn so die Schwierigkeiten?
00: 09:04-8 Yao Wen: Also ich hatte meinen Chef, der Chef ist Engländer, der sprach auch ganz wenig Deutsch und ich sprach kaum Englisch. Aber ich habe mit ihm einen Pakt ausgemacht, lass uns beide gegenseitig zwei Monate lang, ich bringe dir Deutsch bei und du bringst mir Englisch bei, damit wir beide weiterkommen. Und dieser Pakt hat gut funktioniert und hat kein Mensch bei der Firma gemerkt, dass ich eigentlich gar kein gutes Englisch spreche, nur ein bisschen, aber mit sehr viel Fleiß habe ich das gemacht. Immer bei der Arbeit natürlich die ganzen Taiwanesen und Chinesen haben sich alle gefreut, oh chinesischer Ansprechpartner, toll. Die alle sich auf mich gestürzt und wollten nur mit mir kommunizieren, weil das einfacher ist. Der Umgang über die englische Sprache mit einem deutschen oder englischen Partner auf der anderen Seite ist immer schwieriger. Und die sind immer den einfachen Weg gegangen, immer zu mir gekommen. Ich musste dann alle möglichen Probleme lösen von großen bis kleinen und versuchen, dann auch zu vermitteln, dass wir beide zu einem gemeinsame Erfolg kommen.
00: 10:06-7 Stefanie Hornung: Ja, seither hat sich sicher einiges verändert. Ich denke, damals hat man ja China vielleicht als Geschäftspartner auch noch nicht so richtig ernst genommen. Heute hat sich das ja ziemlich gedreht, würde ich mal sagen.
00: 10:18-0 Yao Wen: Ja.
00: 10:18-7 Stefanie Hornung: Was sind denn aus deiner Sicht so die größten Veränderungen in der Zusammenarbeit mit chinesischen Geschäftspartnern und Geschäftspartnerinnen?
00: 10:26-2 Yao Wen: Also die chinesischen Unternehmen haben sich ja auch weiterentwickelt, früher gibt es immer dieses alte Klischee, Kultur, Kluft, Unterschiede, aber mittlerweile haben die auch richtige Mannschaft, haben auch Leute, die im Ausland studiert haben, teilweise auch in guten Universitäten, geholt und die reisen auch ständig ins Ausland. Die lernen auch dazu, die wissen, wie kann man mit Deutschen umgehen. Natürlich man geht auch bisschen bewusst mit kulturellen Unterschieden, die spielt man ein bisschen aus, ist alles gezielt, aber im Grunde chinesische Unternehmen kennen die europäische oder deutsche Mentalität sehr gut und können damit sehr gut umgehen.
00: 11:03-2 Stefanie Hornung: Und wenn wir jetzt mal so auf der anderen Seiten anschauen, wenn wir jetzt von Deutschland aus GeschäftsBeziehungen aufbauen wollen nach China, was ist denn aus deiner Sicht wichtig? Welche Kompetenzen braucht man da, wie geht man da am besten in der Kommunikation ran?
00: 11:20-4 Yao Wen: Also wir Chinesen wir schätzen immer Ausländer, die sich Mühe geben, auch ein bisschen Chinesisch zu lernen. Wir wissen, Chinesisch zu lernen ist sehr schwierig, nahezu unmöglich für Berufstätige. Aber wenn man ein bisschen Sprache aufschnappen kann und ein bisschen unterhalten kann und auch ein bisschen Smalltalk ist, das macht immer ein sehr gutes Bild. Dann sagen die chinesischen Partner, oh das ist ein Mensch, der sich mit meiner Kultur auseinandersetzt und dann nimmt er auch diese Person sehr ernst und wird auch eine sehr gute Umgangsform haben mit dieser Person. Also ich würde jedem raten, ein bisschen Chinesisch zu lernen und immer bei Smalltalk immer in Bezug auf Familien zu lenken. Weil Chinesen reden sehr gerne über Familien, über Kinder, über Erziehung. Das sind die Themen, die auch miteinander verbindet. Das würde ich jedem empfehlen. Also nicht rein diese Geschäftsmentalität, wir reden nur über das Geschäft, ja lass uns über das und das reden. Aber das drumherum, die persönlichen Sachen spielen auch eine sehr sehr große Rolle dort.
00: 12:24-6 Stefanie Hornung: Ja, du warst 17 Jahre bei Siemens.
00: 12:28-1 Yao Wen: Ja.
00: 12:28-8 Stefanie Hornung: Und dann kam irgendwann eine Zeit, da wollte Siemens deinen Bereich eigentlich einstellen und du hast beschlossen auszugründen. Wie war das damals?
00: 12:41-2 Yao Wen: Also ich bin 89 schon bei Siemens, bin für Siemens nach China gegangen, habe dort den ganze Einkaufsbüro in China aufgebaut. Wir hatten von null Umsatz auf drei Milliarden D-Mark. Von null Personen auf 150 Personal, alles hochgezüchtet damals. Da ging ich nach China, 1992 war niemand dort, wir waren der erste ausländische Konzern, der überhaupt angefangen hat, nach China zu gehen, die /unverständlich/ aufzubauen und hatte ich natürlich sehr großen Erfolg vorzuweisen und hatte ich zur besten Zeit eine große Abteilung gehabt. Ich Chinesin, in meiner großen Abteilung lauter Deutsche als Mitarbeiter. Klar, so gerade 100 Personen unter mir. Und die Abteilung habe ich selber aufgebaut, hochgezüchtet und wegen Konzernausrichtung hat der neue CEO gesagt, ja da machen wir doch was anderes, ihr seid die zentrale Abteilung, ihr macht mal Gouvernent(?), machen wir kein Geld damit. Und somit musste ich dann in die Bereiche eingegliedert worden oder sogar verkauft worden. Da habe ich gesagt, warum sollen wir verkaufen? Ich habe das Geschäft aufgebaut, vielleicht können wir ein Management Buyout vereinbaren. Da sagen sie, ah toll, das ist eigentlich gut. Waren die einverstanden. Wir haben dann verhandelt, Vertrag ausgerollt und haben uns dann halt selbstständig 2004 gemacht. Also zu einer Siemens-Managerin, ich war kurz vor oberste Führungskraft, da war ich schon sehr hoch in der Skala und alle anderen Deutschen haben gesagt, ja warum gehst du überhaupt oder warum traust du dich überhaupt selbstständig zu werden? Du hast doch ein super Gehalt und du hast doch was erreicht. Da habe ich gesagt, ich habe meine Chance gerochen im Leben und wenn ich das nicht mache, vielleicht bereue ich es. Also ich werde das nehmen. Also die Chance kommt nur einmal, kein zweites Mal. Ich nehme das wahr und ich versuche das. Und so haben wir es gemacht.
00: 14:30-4 Stefanie Hornung: Aber es war ganz schön mutig.
00: 14:31-7 Yao Wen: Ja.
00: 14:32-4 Stefanie Hornung: Und am Anfang sicher auch nicht einfach, weil du musstest plötzlich dein eigenes Unternehmen aufbauen, erst mal irgendwie Mitarbeitende suchen, auch die ganze Buchhaltung und alles, was damit zusammenhängt. Was waren denn die größten Herausforderungen?
00: 14:45-9 Yao Wen: Ja, es war schon sehr schwierig. Also wir brauchen ein Warenwirtschaftssystem, man muss ganz anders vorgehen, kann man nicht mit Excel-Tabellen arbeiten. Also wir liefern die ganze Automobilkunden, jedes Auto, deutsches Auto hat Teile von uns. Wir müssen das ganze /unverständlich/ genau kontrollieren, Qualität und wir müssen alles mit System bearbeiten, man darf nicht zu Fuß gehen. Also wirklich die Digitalisierung damals schon sehr wichtig, wir hatten schon SAP etc.. Es war schon schwierig. Weil bei Siemens lernt man mit meinen Spezialisten, mit meinem Manager, aber man ist kein Unternehmer. Ich würde jedem empfehlen, der meint, ah ich war schon 20 Jahre bei BMW, dann kann ich was. Nein du kannst nicht. Und rauskommst und /unverständlich/ ein Unternehmen zu sein, weil da fängt es schon mal an alles zu planen, komplett durch Palette, Themen die du nicht magst, Steuer, /unverständlich/ etc., Personal, rundherum was ist das beste Modell für steuerliche Ausrichtung, was muss ich tun, wie baue ich mein Unternehmen auf. Wir wachsen nicht in die Zukunft, das lernt man nicht. Das muss man wirklich lernen by doing, das lernt man nicht beim Konzern. Beim Konzern wird man ein Spezialist, ein Experte oder eventuell ein guter Manager, aber kein Unternehmer.
00: 16:05-7 Stefanie Hornung: Ja, aber jetzt heute blickst du auf schon eine sehr erfolgreiche Unternehmung. Du hast etwa, glaube ich, 40 Mitarbeitende in Deutschland hier in München und dann auch noch welche in China. Aber ja, auf dem Weg dahin war es ja sicher auch nicht immer einfach. Das darf man ja auch nicht verschweigen, dass es da sicher in der Gründerinnenkarriere immer Rückschläge gibt. Hast du mal ein Beispiel für uns, wo es auch vielleicht mal schwierig war?
00: 16:36-6 Yao Wen: Also wir hatten in den, 17 Jahre sind wir dabei, wir hatten drei Geschäftssegmente und das alte Geschäft, was wir von Siemens übernommen haben, Lieferung an Automobil, an deutsches /unverständlich/, ganze Miele Geräte, das war alles voll von unserer Elektronik drin. Dann haben wir teilweise Solar drin. Waren wir 12 Jahre lang die Nummer 1 der Solar Company gewesen. Wir haben FC Bayern gesponsert, wir haben Fifa gesponsert. Das habe ich alles gemacht. Und teilweise ging über meine Bücher jedes Jahr 400 Millionen Umsatz, also zusammen akkumuliert, unter meiner Leitung in meinem Unternehmen, wir haben fast 2,3 Milliarden Euro Umsatz geschrieben 14 Jahre lang. Und jetzt haben wir halt, wie gesagt ist ein sehr schwieriger Weg. Man muss einen sehr starken Willen haben. Es gibt immer aufs und abs, es gibt gute Zeiten, wo der Umsatz sprudelt und alles toll läuft, aber dann kommen Zeiten, wo jeden Tag große Schwierigkeiten zu dir kommen. Und man muss einfach Ruhe bewahren und daran glauben, dass man mit seinem Konzept, mit seinen Produkten, mit seinem Geschäftsmodell erfolgreich sein könnte. Und man muss auch ein gutes Netzwerk aufbauen. Das heißt, Einzelkämpfer soll man auf keinen Fall sein. Frauen manchmal sind bisschen, ich kämpfe nur. Auf keinen Fall. Also wir müssen ein bisschen von Männern lernen, Netzwerke zu bilden. Und deshalb sind solche Veranstaltungen sehr wichtig, weil dann mal wirklich lernen ein Netzwerk, man braucht immer Unterstützung. Man braucht gute Berater, in Schwierigkeiten lohnt sich immer, auch darüber zu sprechen und Rat von anderen zu holen, die noch mehr Erfahrung als du hast. Und das hilft auch. Mit solchen Mechanismen haben wir uns weiter geholfen. Wir hatten große Schwierigkeiten, wir hatten absolute ups und downs, und wir haben alles bis heute gut gemanagt.
00: 18:35-4 Stefanie Hornung: Ja, also gerade am Anfang habt ihr ja vor allem die Lieferbeziehungen nach China weiter geführt. Später kam dann ein anderes Business dazu. Aber vielleicht noch mal kurz zu den Lieferbeziehungen nach China. Da ist ja auch heute immer viel von Menschenrechtsverletzungen die Rede, ist das etwas, was euch da auch beschäftigt? Also wie ihr das verhindern könnt. Kriegt ihr da auch Anfragen in der Richtung und müsst auf das Thema auch achten und erschwert vielleicht auch euer Business.
00: 19:04-8 Yao Wen: Ja, also wir arbeiten für deutsche Automobil /unverständlich/ und Zulieferer und so weiße Ware Spalten. Das heißt, unsere Kunden achten schon sehr drauf, es gibt ganz klare Richtlinien, die wir akzeptieren, denen wir auch folgen müssen. Das heißt, wir haben ganz genau vorgegeben gemeinsam mit dem Kunden nach den genau definierten Richtlinien vorzugehen, Lieferantenauswahl. Die Lieferantenauswahl, die wir haben, weil es handelt sich um Elektronik und das ist eine Highend Industrie, also nicht vergleichbar mit Klamotten und Schuhen, das sind ganz andere Segmente. Diese Unternehmen sind schon Weltniveau. Egal ob das der Produktionsstandort, Methodik, Technologie, Umsetzung, aber auch im Umgang mit den Mitarbeitern, mit Umweltthematik und sonstigen, sind immer sorgfältig umgegangen. Und wir halten uns immer an genau definierte Regeln und suchen nur die besten von den besten aus in der Branche. Haben bis heute nur gute Erfahrungen gemacht, keine andere Erfahrung gemacht.
00: 20:13-3 Stefanie Hornung: Du hast jetzt berichtet vorhin, ihr wart eine Zeit lang ein Solarunternehmen.
00: 20:17-5 Yao Wen: Ja.
00: 20:18-2 Stefanie Hornung: Heute, da kommen wir später mal noch drauf, macht ihr Mobilitätslösungen. Das heißt, du hast auch komplett immer ein neues Business aufgebaut. Wie kommst du denn auf neue Ideen, wie entsteht so ein neues Business?
00: 20:30-4 Yao Wen: Letztes Jahr haben wir ein neues Geschäft aufgemacht und angefangen haben wir mit unserem Siemens Geschäft und dann Solar und dann Mobilitäten. Weil wir entwickeln uns auch immer weiter. Wir gucken auch immer, was ist der Trend der Gesellschaft, was wird jetzt dann gefordert, was ist gefragt. Vor zehn Jahren war es Solar, erneuerbare Energie. Jeder möchte was mit erneuerbarer Energie zu tun haben, Energiewende etc. und Solar ist eine gute Sache, weil ist wirklich grüne Energie und die Regierung hat auch gefordert. Und das war natürlich sehr großes Geschäftspotenzial, haben wir auch ausgeschöpft. Und mittlerweile Solar ist auch wirklich gesättigt und auch gut verbreitet, aber wir haben mehr Probleme mit städtischem, urbanem Leben. Verstopfte Straßen und Autos, die umfahren und kein guter grüner Raum für uns alle, für Kinder. Und da haben wir gedacht, was sollen wir machen? Also es kann doch nicht sein, jeden Tag ärgere ich mich, da stehen die Vans, die Handwerker, alles voll zu meinen Büros, es war voll, es geht gar nichts mehr, die haben nur zwei Kisten im Auto, aber da parken die erst mal querbeet dort, da ist kein Durchkommen mehr. Und da haben wir gedacht, okay, erst mal muss es anders geregelt werden und es muss kleine, wendige, grüne Fahrzeuge geben, die solche riesigen Vans und benzingetriebene Vans ersetzen. Haben wir dann vor sieben Jahren angefangen mit unserem eigenen Geld, haben wir mittlerweile zweistellige Millionen schon investieren und ein neuartiges Mobilitätskonzept ausgearbeitet und wir sagen, mit solchen Vehikeln soll man in Zukunft die ganzen stinkenden Benzinlaster und Vans und Sprinter ablösen, zumindest für die Innenstadt für die Auslieferung.
00: 22:19-0 Stefanie Hornung: Ja, so ist ja dann Mocci heißt das quasi das neue Baby von euch.
00: 22:24-1 Yao Wen: Ja, genau.
00: 22:25-6 Stefanie Hornung: Aber wie geht man so was dann konkret an? Ich meine, dass wir alle merken, Mobilität ist ein großes Zukunftsthema, aber wie fängt man so ein Business an?
00: 22:33-6 Yao Wen: Ja, also wir haben geschaut, Pedelec ist ein guter Ansatz, weil Pedelec ist für alle bereit, jeder kann Fahrrad fahren, jeder kann ein E-Bike fahren, E-Bikes kommen auch weit und Pedelec ist auch gut akzeptiert, aber ich habe am Anfang mir angeschaut, wie machen die deutschen Marken mit dem Pedelec? Ah die machen alles über Zukaufteile, die kaufen alles aus Vietnam, Bangladesch und sonst wo aus China, Gestell, Kleinteile und dann basteln die das hier zusammen. Und das ist nicht die Art und Weise wie wir das Problem lösen können. Da haben wir halt angefangen, mit Universitäten zu sprechen, die für uns, Universität Aachen, Institut Aachen und Fraunhofer Institut und auch technische Universitäten, wir sprechen, was gibt es für neue Materialien, neue Ansätze. Da haben wir uns halt dafür entschieden, dass wir ein komplett recyclebares Kunststoffrad entwickeln, ein Pedelec ohne Ketten, ein digitales System. Das heißt, wir haben sofort Vernetzung, automatische Vernetzung und das ist eine große Revolution. E-Bike ist /unverständlich/, ist Aluminium, ist Karbon, ist teuer, ist Handarbeit, ist keine Skalierbarkeit, keine Plattform und wir haben daher jetzt dafür gesorgt, dass wir das E-Bike skalieren können in großen Stückzahlen und 100 Prozent recyclebar und lösen sämtliche mechanischen Problematik mit Ketten und Riemen, wir haben das nicht mehr, weil das ist eine intelligente elektronisch getriebenes Antriebssystem und das ist auch eine Neuheit in der Welt zum ersten Mal. Eine ganz vernetzte Cargo E-Bike mit Anhänger und ein Dreirad, das ist unser /unverständlich/, die wir Anfang nächstes Jahr sieht man die in München auf der Straße, es heißt Mocci.
00: 24:22-0 Stefanie Hornung: Muss man das dann kaufen oder kann man das auch vielleicht leihen?
00: 24:27-7 Yao Wen: Wir werden in der ersten Linie an B to B Kunden geben. Das heißt die ganzen Auslieferungsdienste, Gorillas, Lieferando, Deutsche Post und Pharmazie und Apothekenlieferungen, Logistiker oder auch Standortlogistik, alle die Businesskunden haben einen riesigen Bedarf und man glaubt gar nicht, eine Firma BASF hat fast 15.000 Fahrräder bei sich im ganzen Gelände, aber alle fünf Jahre verschrotten die, weil die Qualität so schlecht ist. Das heißt, alle fünf Jahre 15.000 Fahrräder einfach verschrotten, was das für eine Verschwendung ist. Und wir wollen mit unseren Ansatz reinkommen, dass keine Verschrottungen stattfinden, dass die recyclebar sind und keine Wartung haben. Also wir gehen erst mal an die Businesskunden und danach wird noch ein bisschen an Internet direkt an interessierte Kunden, Einzelkunden auch verkaufen. Aber wir wollen auf jeden Fall einen attraktiven Preis anbieten, dass jeder sich das leisten kann. Unser Positionskonzept sieht so aus, dass wir keine Teile aus China kaufen, aus Vietnam, wir produzieren alles in Deutschland. Es ist entwickelt und Deutschland, Design in Deutschland, sieben Jahre haben wir dran gearbeitet und produziert in Deutschland, also quasi eine rein deutsche Marke. Auch wenn ich selber Chinesin bin, habe ich gesagt, es lohnt sich nicht, diese /unverständlich/ lange Kette zu haben, das ist nicht gut für alle, gar nicht gut für die Umwelt, auch nicht für den deutschen Arbeitsplatz und besser machen wir alles hier. Wir werden alles hier in Sachsen produzieren, Süddeutschland und hier an den Mann bringen.
00: 26:06-2 Stefanie Hornung: Vielleicht noch mal zurück zu der Frage, wie du auf neue Ideen kommst. Also stehst du morgens unter der Dusche und sagst plötzlich, ja ich weiß wie die Zukunft der Mobilität aussieht? Oder ist das vielleicht auch gar nicht die Idee, sondern der Prozess, wie man dann zu einem neuen Produkt kommt? Was hast du da für Erfahrungen gemacht?
00: 26:22-5 Yao Wen: Ist ein Prozess. Vor sieben Jahren, als wir angefangen haben, war die Auslieferung gar nicht so stark wie heute. Heute bestellt jeder wegen Corona. Damals geht man noch selber Shopping einkaufen. Da habe ich gesagt, okay wir machen ein Volksbike. Wir machen ein E-Bike, das war teuer E-Bike und auch keine gute Qualität. Wir machen ein E-Bike für jeden, aber so günstig wie möglich. Und dann haben wir angefangen. Volksbike für jeden, Volks E-Bike. Und mit der Zeit hat sich auch die gesellschaftliche Situation geändert. Da haben wir uns dann stets angepasst. Wir haben gesagt, okay, die Auslieferung wird dominanter und wichtiger, also lass uns doch von dem Volks E-Bike Konzept komplett umwandeln zu einem Lastenrad für Businesskunden und die wirklich in Massen mal einsetzen können. Das ist ein Prozess. Also es wird gelogen, jeder der behauptet, ich male mir das auf einen Zettel und denke mir was aus über Nacht und dann morgen steht es. Nein, es ist ein Prozess der Entstehung, aber auch ein Prozess der Veränderung. Man muss auch agil sein und gut sein, um auch stetig sich anzupassen. Man darf nicht sagen, ich habe mir das mal ausgedacht, ich mache das so. Es wird eigentlich nicht so gut gehen. Es muss immer von Zeit zu Zeit immer wieder überprüft werden, ist mein Konzept gut genug, ist es zeitgemäß, muss ich Änderungen vornehmen?
00: 27:46-9 Stefanie Hornung: Ja Yao, du hast jetzt, das ist wirklich beeindruckend, was du alles schon geleistet hast und dafür hast du jetzt, ich habe es eingangs erwähnt, ja auch diesen Münchner Wirtschaftspreis La Monachia bekommen. Was bedeutet dir denn dieser Preis?
00: 28:00-5 Yao Wen: Also es bedeutet mir schon sehr viel. Also ich war schon immer eine hard working Woman, aber sehr low key. Wir haben uns nie um äußerliches Prestige und Image gekümmert, haben uns auch nie um Preise beworben und dass man auf mich zugekommen ist, mich vorgeschlagen hat, auch einstimmig für mich gestimmt haben, das war eine große Ehre für mich. Weil ich bin mit 20 nach Deutschland gekommen. Ich bin sehr gut hier angesiedelt und denke auch wie die Deutschen, aber immerhin habe ich einen Immigrantenkulturhintergrund und deshalb bin ich sehr glücklich. Weil die anderen Mitbewerberinnen waren alles deutsche Damen und ich war die einzige asiatische Dame. Natürlich war ich schon sehr glücklich, dass ich das bekommen habe. Bin ich sehr stolz darauf.
00: 28:51-0 Stefanie Hornung: Da kannst du ja auch sehr stolz darauf sein. Was würdest du denn sagen, was kann man sich denn von dir abschauen als Unternehmerin?
00: 28:58-3 Yao Wen: Ach es gibt viele Frauen, die sind viel besser als ich. Also ich würde nur sagen, ich war immer sehr realistisch, ich war immer sehr pragmatisch. Pragmatisch ist auch sehr sehr wichtige Eigenschaft, wenn man ins Geschäftsleben eintritt. Und ich hatte immer ein bisschen geschaut was die Männer machen und ich glaube das ist wichtig. Die Männer, überall sitzen Männer und die haben überall Erfolg, es ist nicht umsonst. Also ein bisschen gucken wie die das machen ist auch sehr wichtig Man sollte auch sich mit den Männern nicht anlegen und sagen, ich mache mal was, was Frauen machen sollten. Da kommt man auch nicht weiter. Man muss sich arrangieren mit denen, aber auf geschickte Art und Weise sich so zu arrangieren, dass man auch wirklich einen eigenen Weg machen kann. Das kann ich jedem empfehlen.
00: 29:48-7 Stefanie Hornung: Du hast vorhin erzählt, wenn man jetzt in schwierige Situationen gerät als Unternehmen, dann sollte man als verantwortliche Unternehmerin immer ruhig bleiben und nicht die Nerven verlieren, aber wie macht man das denn eigentlich? Also was ist vielleicht so dein Erfolgsrezept, wie bleibst du da ruhig? Hast du da irgendwelche Tipps, wie man da die Nerven behält in solchen Situationen?
00: 30:10-0 Yao Wen: Mir hat geholfen, ich mache Yoga seit zehn Jahren und da habe ich meine eigene Uhrzeit. Ich gehe auch nicht zur Yoga-Stunde, also ich habe mir das beibringen lassen und dann mache ich das zu Hause, im Hotel, wenn ich unterwegs bin und muss ich sagen, dadurch dass ich diese Yoga-Techniken habe, habe ich gelernt, auch ein bisschen cooler die Sachen zu betrachten. Das heißt, wenn Probleme aufkommen, früher war ich auch sehr aufbrausend schnell und spreche schnell, rede schnell und tue schnell. Aber ich habe gesagt, ich steppe back, abwarten, eine Nacht drüber schlafen. Und es ist immer sehr gut, wenn man ein Problem hat, nicht sofort reagieren, Zeit lassen und wenn man einen kühleren Kopf hat, hat man viel klareren Überblick. Manchmal in dem Moment denkt man, oh das ist negativ, aber nach ein paar Stunden denkt man, oh das öffnet eine ganz andere Tür, das ist eigentlich auf lang lang positiv. Da würde ich jedem empfehlen, /unverständlich/, Kaffee trinken, ausgehen, mit dem Thema nicht beschäftigen und nach ein paar Stunden noch mal schauen, dann sieht man die Sache ganz anders.
00: 31:18-2 Stefanie Hornung: Ja, dieses mit dem Thema nicht beschäftigen, denke ich, ist auch ein wichtiger Punkt. Einerseits was tue ich, aber was lasse ich auch. Wozu hast du denn vielleicht das letzte Mal auch so richtig nein gesagt, so bewusst?
00: 31:32-4 Yao Wen: Ja, es gibt viele Momente. Im Geschäftsleben muss man tausende Entscheidungen treffen. Es gibt Themen, da muss man manchmal auch nein sagen. Es gibt Prinzipien, wo man nein sagen muss und dann muss man nein sagen und das ist in jedem Geschäft ein bisschen unterschiedlich, zu was für Themen man nein sagen muss. Bei unseren Firmen achten wir schon drauf, dass wir einen guten Umgang haben. Wir duzen uns alle. Und jeder darf zu mir kommen und seine Idee vortragen, egal auch wenn es hinterher rausstellt, dass es nicht ganz so positiv ist, aber man darf bei uns ganz frei besprechen. Und wir fordern auch, dass unsere Mitarbeiter wirklich kreativ und mit Emotionen bei der Sache sind für die Firma und viele unserer Mitarbeiter sind schon seit Anfang an dabei. Also das kann man bei vielen Großkonzernen nicht behaupten, dass sie wirklich mit Emotionen, mit gutem Gefühl und positiver Einstellung zur Arbeit kommen.
00: 32:40-3 Stefanie Hornung: Jetzt hast du ganz viele Berufsjahre schon hinter dir, du hast viele Erfahrungen gesammelt, aber wenn du jetzt noch mal so zurückblickst, was würdest du vielleicht deinem jüngeren Ich raten, was du heute aus deiner Sicht schon erfahren hast?
00: 32:57-6 Yao Wen: Noch mal selbstständig machen möchte, vielleicht besser nicht allein zu machen und einen geeigneten Partner oder Partnerin zu suchen, ich finde das gut, weil geteiltes Leid ist halbes Leid, das ist immer gut. Das hilft immer einer, der dir auch mal was anderes sagt. Das würde ich jedem empfehlen, immer zu gucken, dass man mit jemandem zusammen geht. Und wie gesagt, ein Beraterfreundeskreis aus unterschiedlichen Kreisen ist auch hilfreich, dass man auch in schwierigen Zeiten zu anderen Leuten gehen kann und mal ausweinen und mal was gutes hören können, das ist wichtig. Und drittens, auch an sich selber glauben und dass man Erfolg haben möchte ist sehr wichtig. Manchmal viele Leute, die wahrscheinlich viele Probleme haben, die sagen, ich gebe jetzt auf. Aber manchmal wird Hartnäckigkeit belohnt und ich bin hartnäckig und ich glaube, das hat sich gelohnt durchzuhalten.
00: 34:01-1 Stefanie Hornung: Hast du denn irgendwas bereut? Würdest du irgendwas heute anders mache, wenn du so zurückblickst?
00: 34:06-7 Yao Wen: Natürlich bei dem ein oder anderen hat man in der Anfangsphase zu wenig Erfahrung im Umgang mit anderen Beratern. Wenn man im Geschäftsleben steht, dann kommen viele Berater, kommt der Anwalt, kommt der Steuerberater, kommt ein Coach, kommen alle möglichen. Alle möchten dir was gutes tun in Anführungszeichen. Aber dann muss man lernen, wirklich zu bewerten, mit welchem Partner lasse ich mich ein. Ein falscher Steuerberater, eine falsche Entscheidung könnte langjährige Schäden auch ausrichten. Man muss sehr genau damit umgehen, welchen Partner nimmt man mit als Unterstützer auf den Weg. Nicht alle Partner sind geeignet, das lernt man mit der Zeit leider. Manche haben sich sehr gut verpackt und nur mit der Zeit lernt man. Und da braucht man auch ein sehr gutes menschliches Gefühl, als im Umgang mit Menschen, diese Menschen zu bewerten. Also nicht nur das Fachliche, sondern auch die menschliche Seite muss man mit bewerten. Das gehört zum Entscheidungsprozess.
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