Wie schaffen wir es, dass Frauen und Männer im professionellen Rahmen gleich wahrgenommen werden? Vielleicht sollten wir Männer einfach mal die komischen, grenzüberschreitenden Fragen zurück fragen, die Frauen oft gestellt bekommen. Fränzi Kühne fängt an.

In ihrer erfolgreichen Laufbahn hat Fränzi Kühne schon viele unangenehme Fragen gestellt bekommen – so wie die meisten Frauen im beruflichen Kontext. Für ihr erstes Buch hat sie den Spieß umgedreht und Männern all diese unangenehmen Fragen auf den Hals gejagt:
»Herr Maas, Sie tragen meist Anzug und Krawatte – das ist Standard in der Politik, oder?«
»Mussten Sie sich zwischen Kindern und Ihrem Start-up entscheiden, Herr Zeiler?«
In dieser Podcastfolge erzählt sie von ihren Erfahrungen aus den Gesprächen mit unter anderem Gregor Gysi, Fynn Kliemann, Frank Thelen, Ole von Beust und anderen.

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Thema

Gesellschaft | Wirtschaft, Arbeit & New Work

Angaben zur Referent:in

Fränzi Kühne ist die jüngste Aufsichtsrätin Deutschlands. Sie publiziert regelmäßig Fachbeiträge rund um die Themen Digitalisierung, Unternehmertum und Gender. Im Fokus ihrer Arbeit steht das Zusammenspiel zwischen Mitarbeiter*in, Projekt und Organisationsstruktur; vor allem im Hinblick auf die Menschen und Beziehungen, die gestärkt werden sollen.

00:00:09-2 Moderation: Herzlich willkommen zum herCareer Voice Podcast. Sie sind hier richtig, wenn Sie diverse und vor allem weibliche Perspektiven auf arbeitsmarktpolitische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Themen hören wollen. Lernen Sie dabei von Rolemodels, ExpertInnen und Insidern und nehmen Sie wertvolle Anregungen für Ihre eigene Karriereplanung mit. Mit herCareer Voice fangen wir vielfältige Sichtweisen ebenso wie ganz persönliche Einblicke und Erfahrungen spannender Frauen ein. Von der herCareer Expo live und aus der herCareer Community.

00:00:41-7 Moderation: Fränzi Kühne ist die jüngste Aufsichtsrätin Deutschlands. Sie publiziert regelmäßig Fachbeiträge rund um die Themen Digitalisierung, Unternehmertum und Gender. Im Fokus ihrer Arbeit steht das Zusammenspiel zwischen MitarbeiterInnen, Projekt und Organisationsstruktur. Vor allem in Hinblick auf die Menschen und Beziehungen, die gestärkt werden sollen. In ihrer erfolgreichen Laufbahn hat sie schon viele unangenehme Fragen gestellt bekommen, so wie die meisten Frauen im beruflichen Kontext. Für ihr erstes Buch hat sie den Spieß umgedreht und Männern all diese unangenehmen Fragen auf den Hals gejagt. Herr Maß Sie tragen meist Anzug und Krawatte, das ist Standard in der Politik oder? Mussten Sie sich zwischen Kindern und Ihrem Startup entscheiden Herr Zeiler? In dieser Podcastfolge erzählt sie von ihren Erfahrungen aus den Gesprächen mit unter anderem Gregor Gysi, Fynn Kliemann, Frank Thelen, Ole von Beust und vielen anderen.

00:01:50-1 Moderation: Der Titel verrät es schon ein kleines bisschen, worum es im Buch gehen könnte. Es sind tatsächlich oder dem Buch liegen Interviews mit Männern zugrunde. Und erkläre doch ganz kurz mal, wie es zu der Idee kam, jetzt eben Männer zu interviewen und denen Fragen zu stellen, die sie eigentlich nie gefragt werden.

00:02:09-8 Fränzi Kühne: Also das war so, ich wurde jahrelang, jahrelang klingt jetzt, als wäre ich schon jahrelang im Business, aber ich wurde so ungefähr zwei Jahre lang immer wieder dieselben Fragen gefragt von JournalistInnen, als ich jüngste Aufsichtsrätin Deutschlands geworden bin. Und dann wurde ich immer wieder gefragt, gehst du denn in den Turnschuhen zur Hauptversammlung? Wird man mit sie einem Haarschnitt überhaupt ernst genommen? Wo sind denn deine Kinder eigentlich gerade? Und ich dachte, man krass, das sind alles Fragen, die Männer eigentlich nie gefragt werden. Und ich habe das so, ich würde sagen, anderthalb Jahre, zwei Jahre überhaupt nicht wirklich reflektiert, dass das so typische Frauenfragen sind, sondern für mich war das total normal, bis mich eine Bekannte darauf aufmerksam gemacht hat, dass das gar nicht so normal ist, dass mir immer solche fragen gestellt werden und überhaupt keine über meine digitale Kompetenz, weswegen ich ja eigentlich in dem Aufsichtsrat sitze. Also das war in Interviews immer völlig egal. Und dann dachte ich mir, okay ich drehe jetzt einfach mal den Spieß um und frage erfolgreiche Männer genau diese Fragen. Und dachte mir ursprünglich auch, das wird ein richtig lustiges Projekt. Also wenn ich Männer mal frage, was die zur Hauptversammlung anziehen und wo ihre Kinder gerade sind. Und so lustig wurde es dann letztendlich gar nicht.

00:03:23-8 Moderation: Fynn Kliemann sagt zu diesen Fragen, die du ihm gestellt hast, also nach dem Interview sprecht ihr noch mal kurz miteinander und dann sagt er, das ist immer so ein, schaffst du das denn, kannst du das denn, hast du nicht doch vielleicht Angst oder passt dir das nicht oder ist es schwierig für dich, und weniger ein, krass was du alles machst, voll geil, eher ein, das kann doch eigentlich gar nicht gehen Ding. Also man hört, wenn man Fynn Kliemann kennt, hört man ihn richtig sprechen, weil zu ihm sagen alle, krass was du alles machst, voll geil.

00:03:51-6 Fränzi Kühne: Voller Begeisterung. Und so war er auch für dieses Interview eingestellt. Also ich habe allen Männern vorher gesagt, ich habe hier so einen Fragenkatalog, nicht vergessen, das sind alles Fragen, die mir mal gestellt worden sind und habe dann so losgelegt mit meinen 50 Fragen. Und Fynn Kliemann hat am Anfang so total nett geantwortet. Und ich dachte, oh ja okay, cool, das läuft, aber so richtig gebondet hat es auch nicht und er wurde im Laufe des Gespräches immer patziger. Seine Antworten wurden immer kürzer und ich dachte mir, oh Gott das läuft hier gerade total aus dem Ruder und gleich legt er auf. Und ich habe ihm dann noch mal gesagt, Mensch Fynn, das sind nicht Fragen, die ich mir ausgedacht habe, sondern das sind alles Fragen, die mir gestellt worden sind. Und dann sagte er, mein Gott, das Konzept hat er total vergessen und findet das richtig schlimm, was ich so gefragt werde und mit welcher Respektlosigkeit mir Leute so gegenüber treten. Und das war sehr bezeichnet für insgesamt dieses Projekt.

00:04:46-5 Moderation: Und tatsächlich deine Biografie ist ja sehr beeindruckend und sehr ungewöhnlich. Und hat es eigentlich bei dir länger gebraucht, bis du so gemerkt hast, das sind jetzt nicht Fragen, weil vielleicht fragt man ja doch, Mensch X hat was total ungewöhnliches und verrücktes gemacht und dann fragt man vielleicht mal so was wie Fragen wie, ist das nicht zu viel oder zu krass oder so. Hat es bei dir gedauert, bis du gemerkt hast, nein das bezieht sich nicht auf mich, sondern auf mein Frau-Sein?

00:05:12-7 Fränzi Kühne: Das hat total gedauert. Und ich finde die Fragen ja auch völlig legitim. Ich finde es auch völlig legitim, dass Anna-Lena Baerbock gefragt wird, wie machst du das eigentlich mit deinen Kindern und dann so einen 100-Stunden-Wochenjob als Kanzlerin, wie geht denn das zusammen? Also finde ich total legitim. Aber Robert Habeck wird sowas nicht gefragt und so ist es eben auch in der Wirtschaft. Also Männer werden überhaupt nicht zu solchen Sachen wie Vereinbarkeit befragt oder ihrer Vorbildfunktion, ihrer Verantwortung, wie gehen sie eigentlich mit Macht um. Das sind alles Fragen, die immer nur Frauen gestellt werden, die aber wirklich super sind, nur die ungleiche Verteilung ist das, was es dann diskriminierend macht.

00:05:52-9 Moderation: Und dann, also du hattest diese Idee und hast gesagt, okay ich habe Bock, Männer zu interviewen. Wie ging es dann weiter? Bist du zum Verlag gegangen, hat der gleich yeah geschrien, haben die gesagt, nein was soll das denn? Musstest du da viel Überzeugungsarbeit?

00:06:07-4 Fränzi Kühne: Nun, also ich wurde immer wieder von Verlagshäusern angefragt, als ich noch meine Agentur hatte, die dann gesagt haben, Mensch Fränzi, willst du nicht mal deine Biografie schreiben? Und ich so, hä? Ich bin 34, warum sollte ich eine Biografie schreiben? Und dann kam der Fischer-Verlag und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, irgendwie was mit denen zu machen und ich dachte mir, oh Fischer, was für ein toller Verlag. Und da habe ich mal zehn Minuten länger drüber nachgedacht und dann kam mir ja eben diese Idee und dann dachte ich mir, ich wollte eigentlich, nachdem ich bei TLGG rausgegangen bin, gekündigt habe, eine Weltreise mit meiner Familie machen, die konnte dann Corona-bedingt nicht stattfinden und dann dachte ich mir, okay dann ziehe ich jetzt dieses Projekt vor und schreibe das Buch. Also die Verlagsbeziehung war zu dem Zeitpunkt schon da.

00:06:54-2 Moderation: Und wie hast du die Männer dann ausgesucht? Wie ist diese Liste entstanden der Anfragen?

00:06:59-9 Fränzi Kühne: Ach, das sitzt Stefanie und Gretel und ich habe einfach all meine Kontakte angefragt, hast du nicht einen Kontakt zu dem und dem? Und wollte möglichst viele Leute aus unterschiedlichen Bereichen haben und in der Wirtschaft bin ich ziemlich gut verdrahtet, das heißt, da war es so ein Heimspiel. In der Politik, also da kann man einfach die Mailadresse gucken und ich habe dann einfach Heiko Maß @ sonst was einfach angeschrieben.

00:07:25-0 Moderation: Außenministerium.de

00:07:25-3 Fränzi Kühne: Genau. Habe die dann einfach angeschrieben und die Politiker antworten scheinbar auf alles. Also die haben dann auch ziemlich schnell zugesagt und da kamen Rückmeldungen. Aus der Wirtschaft sah es ein bisschen anders aus. Also da hatte ich entweder die falschen Email-Adressen, kann ja sein oder die haben gleich gesagt, um Gottes Willen, bloß nicht, geh mir weg mit diesen Fragen. Oder es gab auch die Situationen, dass wir erst so im Gespräch waren und da so ein Interesse da war und im Laufe des Prozesses wurde ich dann halt geghostet, das gab es auch. Aber das kam alles durch, hast du nicht einen Kontakt zu, bis hin google von irgendwelchen Leuten, die man so kennt.

00:08:03-3 Moderation: Und du hast ja bei den Anfragen dann schon klar gemacht, was du willst. Also ich will Fragen stellen, die halt sonst nur Frauen gestellt werden und hast ziemlich viele Absagen bekommen. Im Buch schreibst du nicht so darüber, wie diese Absagen aussahen. Vielleicht waren sie auch sehr langweilig oder eben alle haben nur geghostet, aber gab es da auch irgendwie Leute oder Männer, die gesagt haben, was für ein Schmarrn, da mache ich auf keinen Fall mit?

00:08:26-6 Fränzi Kühne: Ja, natürlich, gab es auch. Ich überlege jetzt gerade, ob ich da ins Detail gehen darf. Ich mache es mal nicht. Also ich hätte gerne die Männer von berühmten Politikerinnen gehabt und da ist aber ganz große Scheu, dass da gleich gesagt wird, um Gottes Willen, ich trete gar nicht öffentlich auch. Also das finde ich ein bisschen schade. Aus dem Sportlerbereich hätte ich auch gerne welche gehabt, auch keine Chance da für mich ranzukommen. Aber woran das liegt, kann man ja immer nur spekulieren. Also wenn ich jetzt Männer angefragt haben, die erst gesagt haben, ja klar, mache ich mit und dann sich einfach nicht mehr gemeldet haben, dann denke ich mir schon, naja vielleicht steckt da dann auch so ein bisschen Scheu dahinter, sich in der Öffentlichkeit so darzustellen. So eine gewisse Angst vor Fragen, gerade in diesem Bereich, zu haben. Und wahrscheinlich auch so ein Rollenbild, was zu Hause gelebt wird, was sehr traditionell ist. Also wird das wahrscheinlich ein Grund dafür sein.

00:09:24-5 Moderation: Aber eigentlich, also gerade wenn man jetzt spekuliert, dass einem zum Beispiel die Fragen einfach zu persönlich sind, dann ist es ja auch krass, wenn man dann wieder halt zurück denkt, wo das Projekt herkommt, dass Frauen diese Fragen ständig gefragt werden, obwohl die eigentlich viel zu persönlich sind.

00:09:36-7 Fränzi Kühne: Genau. Also ich stelle ja schon persönliche Fragen, aber ich stelle keine privaten Fragen. Also da geht es nicht darum, wo geht ihr Kind zur Schule oder wie heißt Ihre Tochter oder so was privates. Sondern das sind Fragen, die eine gewissen Haltung transportieren und für eine Persönlichkeit stehen und das ist ja das Spannende. Weil ich will ja, wenn ich einen Politiker wähle, wissen, welcher Mensch steckt denn dahinter? Welche Haltung hat der denn zu Themen wie Vereinbarkeit und Vorbildfunktion und so weiter? Das heißt, ich will immer über die Menschen Bescheid wissen. Und auch in der Wirtschaft ist es nicht anders, wenn ich einen Wirtschaftsboss, einen Manager haben, dann will ich wissen, wie tickt der eigentlich, wie führt der sein Unternehmen und was hat der eigentlich für Erfahrungen gemacht? Und das finde ich wahnsinnig spannend, um dann eben daraus wieder abzuleiten, was so der Punkt ist, um den es eigentlich geht.

00:10:29-8 Moderation: Also das Buch ist so, als Info auch für euch, das ist kein Interviewbuch. Also man liest jetzt nicht so Interviews durch wie in der Wochenendzeitung oder so.

00:10:36-0 Fränzi Kühne: Das ist gut, dass du das sagst, weil das ist die schlechteste Bewertung bei Amazon, da hat jemand geschrieben, das sind ja gar keine eins zu eins Interviews, sondern da ist halt Kontext mit dazu.

00:10:46-2 Moderation: Öh.

00:10:45-9 Fränzi Kühne: Öh, Kontext ja und Haltung von ihr und persönliche Erfahrungen.

00:10:50-2 Moderation: Genau, also so Themenbereiche machst du auf und dann eben nimmst du da Antworten von Männern mit rein, reflektierst die und dann wird das so, du machst dir so deine Gedanken darüber, was die dir so erzählen. Was war denn so das erstaunlichste oder überraschendste für dich, was dir jemand so erzählt hat oder vielleicht auch die erstaunlichste oder überraschendste Situation? Also bei diesem ganzen Projekt.

00:11:13-7 Fränzi Kühne: Also die Situation mit Fynn Kliemann war schon sehr bezeichnend. Ich war überrascht, wie persönlich diese Gespräche geworden sind. Ich saß da mit Dr. Lars Hellenmeier, das ist der Chefarzt der Gynäkologie vom Vivantes Klinikum und wir kannten uns ein paar Minuten und sind durch diese Fragen sehr in sein Leben eingetaucht und wie er so steht zu seinen Kindern. Er ist gependelt zwischen zwei Städten in seinem Beruf, um eben Karriere zu machen und hat dann mit seinem achtjährigen Sohn irgendwann mal so eine Schiffsreise gemacht, zwei Wochen nur die beiden. Und als die dann wiederkamen, hat der Sohn schrecklich angefangen zu weinen und sagte, Papa geh nicht und geh nicht wieder in die andere Stadt. Und das hat ihn so geprägt, weil ihm das vorher gar nicht bewusst war, was er da so seinem Sohn antut und wie gestört die Beziehung dadurch wird, dass er pendelt und sehr karriereorientiert ist. Und so was jemandem zu erzählen, das ist schon sehr nah an einem dran. Da gab es so Momente, wo ich mir dachte, wow das ist jetzt hier gerade sehr persönlich und andersrum ging es ihm eben genauso. Und das war aber auch schön.

00:12:25-5 Moderation: Und hast du das Gefühl, dass es deswegen so schnell so tief ging, weil der zum Beispiel gar nicht jetzt beruflich sich einen Filter antrainiert hat, weil er ständig diese Fragen kriegt nach seinem Privatleben?

00:12:34-9 Fränzi Kühne: Natürlich. Also gerade auch die Politiker, die sind ja sehr routiniert in Fragen beantworten. Gregor Gysi unglaublich charmant und kann auf alles antworten. Aber auch er kam irgendwann so ins Stocken und da dachte ich mir, krass der hat noch nie darüber nachgedacht. Oder als ich gefragt habe den Geschäftsführer von der Zeit, Rainer Esser, ob er denn auch ein Vorbild für junge Männer ist, hat er herzlich angefangen zu lachen, weil er auch noch nie reflektiert hat, ob er in irgendeiner Art und Weise ein Vorbild ist. Und das ist schon sehr sehr skurril.

00:13:11-0 Moderation: Und gab es auch Fragen, die die vielleicht irgendwie wirklich wütend gemacht haben oder sehr abwehrend zumindest?

00:13:16-3 Fränzi Kühne: Das dachte ich ja, also ich dachte ursprünglich so, da legt mal jemand auf oder da sagt jemand, also Frau Kühne, warum stellen Sie mir denn so eine Frage und dass es viel absurder wird. Aber so war es nicht. Also die Männer haben sehr reflektiert zum Teil auf die Fragen geantwortet, haben mir neue Aspekte aufgezeigt. Und also dadurch, dass sie nicht gewohnt sind, auf solche Fragen zu antworten, haben sie teilweise natürlich sehr impulsiv dann reagiert und sehr authentisch sehr ähnlich. Dann, das wirst du als Journalistin kennen, gibt es natürlich noch den Autorisierungsprozess und da ist dann wieder eine Reihe rausgeflogen. Aber sie mögen das eigentlich, über so was auch zu reden und sich teilweise dann eben auch so darstellen zu können, so menschlich.

00:14:02-7 Moderation: Und wenn du sagst, die haben dir auch neue Perspektiven eröffnet, was war das dann so.

00:14:07-1 Fränzi Kühne: Ich habe Holger Friedrich gefragt, was er kann, was junge Frauen nicht können. Also warum ist er in der Position und warum können das junge Frauen nicht? Und er sagte, er hätte unbegrenzt Zeit. Er hat unbegrenzt Zeit, er braucht nicht priorisieren zwischen den ganzen anderen Rollen, die er hat, sondern das macht jemand anders für ihn. Und jemand anders ist dann, wie bei eigentlich allen anderen Männern, die Frau zu Hause, die das eben so lebt und die sich um dieses zu verwaltende Projekt Familie kümmert.

00:14:38-7 Moderation: Musst du da nicht weinen, wenn du solche Antworten hörst?

00:14:43-0 Fränzi Kühne: Nein, da bin ich zu abgeklärt für.

00:14:47-3 Moderation: Okay. Nach den Gesprächen, wenn du die alle geführt hast, schaust du optimistischer oder pessimistischer auf unsere Welt in Sachen Geschlechterrollen, Geschlechterfragen?

00:14:59-8 Fränzi Kühne: Ich schaue grundsätzlich positiv in die Welt und grundsätzlich optimistisch. Also mit dem Buch habe ich ja versucht, wieder so eine Debatte anzustoßen rund um dieses ganze Genderverhalten, um Rollenbilder, die wir im Kopf haben, Stereotypen, die wir ständig reproduzieren. Und mich freut es ja, dass die Debatte dadurch angestoßen worden ist und nicht mit so einem Fingerzeig, sondern ein bisschen Humor und mal ein bisschen anders auf diese Sache gucken. Ich glaube dennoch, dass wir da einen sehr sehr weiten Weg noch gehen müssen und das merke ich auch immer wieder, wenn ich in Konzernen bin und dort Vorträge halte, wie groß diese Schere noch ist zwischen Männern und diesen alten weißen Businessmännern und mir als junge Frau, die sich mit Digitalisierung auskennt.

00:15:48-7 Moderation: Jetzt hat es ja bei dir einfach, also du hast ja quasi dir so einen Fragenkatalog gemacht aus den Fragen, die dir immer gestellt wurden, hast du nach dem Projekt jetzt ganz andere Fragen? Zum Beispiel ganz neue Fragen an Männer, an Frauen?

00:15:59-3 Fränzi Kühne: Also mir treten Journalisten und Journalistinnen anders gegenüber und sagen erst mal, oh Gott, ich habe total Angst, dir die falschen Fragen zu stellen und dann sage ich immer, hey es gibt keine falschen Fragen. Und da ist schon so ein Bewusstsein eingetreten. Und das ist ja auch gut so. Weil gerade so, wenn in den Medien und Journalistinnen haben das nun mal in der Hand, das zu lenken, wie eine Frau dargestellt wird, ist es eben so wichtig, nicht immer diese Stereotypen zu reproduzieren, dass sich in der Gesellschaft so ein anderes Rollenbild überhaupt entwickeln kann.

00:16:31-6 Moderation: Das heißt, du merkst schon, wenn du jetzt interviewt wirst, dir werden mehr Fachfragen wieder gestellt als jetzt die letzten Jahre?

00:16:38-5 Fränzi Kühne: Sie entschuldigen sich zumindest vorher. Also sie sagen, ich weiß, dass ich das nicht fragen darf, aber…

00:16:44-4 Moderation: Das ist ein Anfang.

00:16:44-8 Fränzi Kühne: Genau, das ist einfach, aber ein Stück weit ist da schon was anstoßen worden.

00:16:50-0 Moderation: Und aber dass es bei dir auch so einen Forschergeist noch mal geweckt hat, dass du tiefergehender gerne eigentlich so Rollenbilder, also Leute zu ihren Rollenbildern befragen würdest oder so? Weil es ist ja schon so ein Anfang irgendwie, man will einfach mal einen Konfrontation, und aber das Buch wirft ja so viele Themen auf und so viele Fragen und wo man ja jetzt auch weitermachen könnte, merkst du auch, dass du da weitermachen willst, da weiter fragen willst?

00:17:17-3 Fränzi Kühne: Ich will nicht mehr fragen, nein. Also fragen ist vorbei. Ich will machen und ich will Dinge umsetzen und verändern. Und ich glaube, den größten Hebel hat jeder eigentlich bei sich selbst. Also bei sich selbst anzufangen und zu fragen, warum reagiere ich jetzt in der Situation so? Wie ticke ich eigentlich und was sind meine Stereotypen, die ich im Kopf habe und sich das bewusst zu machen ist, glaube ich, das, was tatsächlich jeder und jede machen kann. Und dann geht es halt weiter in der Wirtschaft, was muss da geändert werden? Wie sehen Führungsrollen aus? Wie werden Stellen ausgeschrieben? Wie ist Co-Leadership eigentlich im Unternehmen gelebt? Weil auf die Politik zu warten und zu warten, dass da Quoten beschlossen werden, ja ist ein Teil, aber das ist viel zu behäbig. Also man muss sich selbst ständig verändern und vorangehen und nicht auf irgendwas warten.

00:18:11-4 Moderation: Oh wow, einmal kurz nicht hingeguckt sind noch mehr Leute da. Vielen Dank fürs Zuhören, vielen Dank Fränzi, dass du da warst.

00:18:20-9 Fränzi Kühne: Danke.

00:18:27-5 Moderation: Wenn Sie jetzt Lust haben, in die Unterhaltung einzusteigen, dann besuchen Sie uns auf der nächsten herCareer Expo in München und netzwerken Sie zusammen mit tausenden ExpertInnen aus den verschiedensten Branchen und Fachbereichen. Oder fangen Sie gleich von zu Hause aus an, zum Beispiel über www.hercareer-lunchdates.com. Ob virtuell oder im Reallife, wir vernetzen Sie gern. Wenn Sie gerade eine neue Herausforderung suchen, dann probieren Sie unbedingt www.hercareer-jobmatch.com aus. Bei Fragen zum Podcast schreiben Sie uns einfach eine Mail an podcast@her-career.com . Abonnieren Sie den herCareer Voice Podcast auf iTunes, Spotify oder wo immer Sie Ihre Podcasts hören und empfehlen Sie uns an Ihre liebsten KollegInnen. Alle Episoden gebündelt finden Sie zum Beispiel unter www.her-career.com/podcast . Wir sind glücklich und stolz, dass Sie ein Teil der herCareer Community sind. Danke, dass Sie anderen zuhören, um uns alle weiter zu bringen. So klingt female Empowerment.