Im ersten Roman der finnisch-estnischen Autorin Sofi Oksanen ging es bereits um die sexualisierte Gewalt, die während der sowjetischen Besatzung den Frauen in Estland angetan wurde. Nun hat sie den Essay „Putins Krieg gegen die Frauen“ geschrieben: über die Sexualverbrechen der russischen Armee in der Ukraine. Iris Radisch sprach in Helsinki mit Oksanen und berichtet davon bei ZEIT ONLINE.
Oksanens Essay handelt laut Radisch „von der ‚universalen sexuellen Gewalt‘, die seit Generationen straflos von russischen Soldaten verübt wird. ‚Erst nach den Schrecken von Butscha‘, sagt Sofi Oksanen, ‚wurde die strategische Bedeutung der Sexualgewalt offensichtlich.‘ Bis dahin sei sexuelle Gewalt dasjenige Kriegsverbrechen gewesen, dem am wenigsten Aufmerksamkeit zuteilgeworden und das historisch am meisten unterschätzt worden sei. Man habe sie als einen bedauerlichen Kollateralschaden der Kriege abgetan, als etwas, das seit mythischer Zeit nun einmal unabänderlich zum männlichen Trieb gehöre. (…)
Für die Opfer von Sexualkriegsverbrechen gibt es keine Denkmäler (…) und keinen Gedenktag. In der Nachkriegszeit spielte die Aufarbeitung der Geschichte der schätzungsweise zwei Millionen Frauen, deren Körper zum Schlachtfeld der sowjetischen Armee geworden waren und die ihr sexuelles Gewalttrauma unbehandelt an die Töchtergeneration weitergereicht haben, so gut wie keine Rolle. Es gab, sagt Sofi Oksanen, damals einfach keine Sprache für das, was den Frauen widerfahren ist. Auf diese Weise seien deren Erfahrungen nie zu einem Teil des westlichen Gedächtnisses geworden. Sexuelle Gewalt ist eine Kriegswaffe. Sie zerstört Frauen, sie zerstört Familien. Sie erniedrigt und beschämt. Dennoch wurde sie nie zu einer historischen Erinnerung ganz Europas – bis heute nicht.“
Oksanen fordert ein Tribunal, um die Sexualverbrechen – und andere Kriegsverbrechen – in der Ukraine aufzuklären.
Schlimmste sexualisierte Gewalt verübten auch die Terroristen der Hamas an Frauen in Israel. „Frauenhass der Hamas: Vergewaltigung und Mord als Marketingstrategie“, so die SZ am 30.10.23. Die Hamas entmenschliche gezielt Frauen – nicht zuletzt, um „positive Resonanz bei einem bestimmten Publikum zu erzeugen“. Die Wirkung zeige, „wie ungehalten der Hass auf (selbstbestimmte) Frauen in der Welt noch immer ist“.
Siehe auch unseren Beitrag https://lnkd.in/eASrMUYr
Ukraine. Israel. Sudan. Bosnien in den 1990ern. Korea im 2. Weltkrieg. Und viele andere Schauplätze sexualisierter Kriegsverbrechen früher und heute.
Sara Fremberg von medica mondiale vermeldete vor ein paar Monaten auf Linkedin: „Die Bundesregierung will das deutsche Völkerstrafrecht erweitern. Die Tatbestände Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sollen angepasst werden, so dass Delikte wie sexuelle Übergriffe, sexuelle Sklaverei und erzwungene Schwangerschaftsabbrüche gezielt verfolgt werden können.“
Ein Beitrag von herCAREER,
veröffentlicht bei LinkedIn 06.02.2024