In der Interviewreihe „Reden wir über Geld“ sprach die Süddeutsche Zeitung (SZ plus) mit der Filmemacherin und Autorin Doris Dörrie.

In jungen Jahren ist sie zweimal pleitegegangen. Bei ihrem ersten großen Erfolg als Regisseurin, dem Film „Männer“ (1985) – mit 6 Millionen Zuschauer:innen allein in Deutschland –, war in ihrem Vertrag keine Beteiligung am Einspielergebnis vorgesehen, sonst wäre sie Millionärin geworden. Doch sie sieht es positiv: „Auf der anderen Seite war das gut für mich. Ich hätte wohl den Boden komplett unter den Füßen verloren. Es war schon wichtig, in meiner Crowd zu bleiben. Ich hätte sonst überhaupt nicht mehr gewusst, wo ich hingehöre.“

Geld war oft ein Thema in Dörries Filmen. Welche Rolle es für sie spielt, beschreibt sie so: „Na ja, Geld ist entscheidend für uns. Zu wenig Geld zu haben, ist schrecklich. Genug Geld zu haben, ist wunderbar. Und ein bisschen mehr als genug zu haben, ist noch wunderbarer. Zu viel zu haben, ist doof.“ Warum? „Wir sehen doch diese Multimillionäre, die wie Pilze aus dem Boden wachsen, das produziert eine Ungerechtigkeit, eine Unzufriedenheit und auch eine berechtigte Wut. Es bestimmt unser Leben extrem, wie viel Geld wir haben. Es bestimmt unseren Status, und alle Geschichten handeln von Status: Wer bin ich, wie definiere ich mich, hab ich die Kontrolle oder verliere ich die Kontrolle?“

Geld als „materialisierte Gefühle“ habe sie immer interessiert, als Regisseurin und als Person – „und besonders in Zusammenhang mit Frauen. Erst nach 1958 durften Frauen in Deutschland allein ein Konto eröffnen. Wenn man sich diesen weiten Weg anschaut bis heute, wo wir doch wirtschaftlich unabhängig sein dürfen – herzlichen Dank! –, wir sind nicht mehr abhängig von Beziehung, davon, verheiratet zu sein, versorgt zu sein, ‚unter die Haube‘ zu kommen. Das bedeutet sehr viel auch für unsere Gefühle. Wie definieren wir dann Liebe, Beziehung, Zusammen-sein-Wollen, Zusammen-sein-Müssen? Das ist alles sehr abhängig auch von der finanziellen Situation.“

Vor zehn Jahren thematisierte Dörrie in der Serie „Klimawechsel“ die Menopause. „Erst jetzt wird das langsam zu einem gesellschaftlich breit diskutierten Thema. Damals hatte das ZDF große Angst, es auszustrahlen. Weil wir das Thema mit Witz und Respektlosigkeit behandelt haben. Das war sicher ein bisschen zu früh.“

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Ein Beitrag von herCAREER, 
veröffentlicht bei LinkedIn 28.05.2024