Start-ups müssen nicht selten 60 und mehr Pitches durchführen, bis sie einen Finanzpartner überzeugen können. Gründer müssen oft Wochen bis Monate warten, bis der Bankkredit erfolgt – wenn sie nicht von vornherein eine Absage bekommen. Bis die Crowd überzeugt ist, muss viel Aufwand getrieben werden. Ruth Schöllhammer hat als Vorstand des Deutschen Gründerverbands mit allen Marktpartnern gesprochen und weiß, was Banken, Business Angels und VCs erwarten. Beim MeetUp „Vorstellung von Finanzierungsmöglichkeiten für Gründer/innen, Vor- und Nachteile von Darlehen und Finanzierungen über Beteiligungen“ auf der herCAREER hat sie ihr Wissen an die Teilnehmer/-innen weitergegeben.
Darüber hinaus leitete sie auf der Messe das LiveTraining „Wie Sie Social Media und digitales Networken für Ihr Business und Ihre Karriere erfolgreich nutzen“ und diskutierte im Panel „Bei der Finanzierung hört die Chancengleichheit auf!“.
Finanzierungsmöglichkeiten für Gründerinnen
herCAREER: Was ist denn das Geheimnis einer erfolgreichen Finanzierung?
Schöllhammer: Geldgeber achten darauf, dass sie ihr Geld mit sehr, sehr großer Wahrscheinlichkeit wieder zurückbekommen – sei es die Bank, der Investor oder auch Freunde. Banken und Investoren sind Finanzexperten und begutachten zuerst die Finanzplanung und Zahlen. Sind diese Umsätze und Kosten detailliert und nachvollziehbar aufgeführt? Wurde betriebswirtschaftlich richtig gerechnet – es gilt beispielsweise, dass in der Liquiditätsplanung die Mehrwertsteuer berücksichtigt ist, in der Rentabilitätsvorschau aber nicht. Wir empfehlen daher, die Finanzplanung mit einem betriebswirtschaftlich kompetenten Experten durchzuführen.
Natürlich spielen bei der Kreditentscheidung auch Geschäftsidee und -konzept sowie die Gründerpersönlichkeit eine wesentliche Rolle. Geldgeber wollen wissen, ob der Gründer kompetent und erfahren ist, ob er den Markt richtig einschätzen kann, die Kundenbedürfnisse kennt, ein logisches, erfolgsversprechendes Konzept zur Markteinführung hat und das ganze Konzept auf Dauer tragfähig ist. Vor dem Gespräch mit einem Geldgeber sollten Gründer ihre Idee und ihr Konzept deshalb mit einem erfahrenen Berater überprüfen und sich auch nicht scheuen, es anzupassen.
herCAREER: Finanzierung ist ein langwieriger Prozess. Wie hält man durch?
Schöllhammer: Man hält durch, indem man sich auf einen langwierigen Prozess vorbereitet und entsprechend plant. Weiterhin hilft der Erfahrungsaustausch mit anderen Gründerinnen und Gründern, die vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben und praktische Tipps geben können. Hilfreich ist auch ein Netzwerk, das im richtigen Moment motiviert und Wertschätzung zeigt.
herCAREER: Haben Sie Tipps besonders für weibliche Gründer?
Schöllhammer: Nach wie vor haben Gründerinnen mit Vorurteilen zu kämpfen. Das ist häufig nicht böse gemeint – aber es gilt, sich darauf vorzubereiten. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, dass Gründerinnen Kompetenz bei der Finanzplanung, bei Kennzahlen und Risikoeinschätzung zeigen. Sie sollten ihre Planung selbstbewusst vertreten – dann lösen sich viele Vorurteile von alleine auf.
Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
- Konzeptkreative Planung von Geschäftsmodellen
- Finanzierung und Absicherung
- Prozessbegleitung
- Digitale Transformation
Gibt es Themen, zu denen Sie persönlich eine/n Sparringspartner/in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchten? Dann benennen Sie uns Schlagworte für ihre Themen.
- Austausch mit anderen Gründerinnen zu persönlichen und beruflichen Themen
- Austausch zu neuen Geschäftsfeldern oder Kooperationen
Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?
Über die Person
Ruth Schöllhammer ist seit 2012 Vorstand des Deutschen Gründerverbands und maßgeblich an der Entwicklung des digitalen Ökosystems smartaxxess beteiligt. Das System vernetzt über seine Plattformen Gründer*innen, Berater*innen, Versicherungs- und Finanzpartner, um den erfolgreichen Aufbau und das nachhaltige Wachstum neuer Unternehmen zu unterstützen. Bereits 2007 hat sich Ruth Schöllhammer als Beraterin und Referentin mit Schwerpunkt Social Media selbstständig gemacht. Davor war sie beim Süddeutschen Verlag tätig, zuletzt als Leitung Business Development eines Fachverlags.