Nicht alles im Leben lässt sich planen. Doch Chancen zu nutzen, sobald sie sich auftun, sollte in jedem Fall dazugehören. Aus Erfahrung kann ich sagen: Um dem nachzugehen, woran man glaubt, bedarf es einer gehörigen Menge Mut. Mut, den ich vor allem durch den Rückhalt meines Teams bekommen habe. Seit Gründung der Kumovis GmbH bin ich mir sicher, dass ich als Teil dieses Teams die größte Chance habe, meine Vision einer ressourcenschonenden Fertigung patientenindividueller Implantate und anderer Produkte vollends in die Tat umzusetzen. Zu sagen, es lief immer alles nach Plan, wäre aber gelogen…
„Auch Struktur ist sicher sehr hilfreich“
herCAREER: Unternehmertum ist ein stetiges Auf und Ab. Wie kann ich mich als strukturierter und Pläne liebender Mensch darauf richtig einstellen?
Haerst: Mir persönlich helfen in diesem Auf und Ab der Austausch mit meinen Mit-Gründern sowie letztendlich auch Gespräche mit Freunden und Bekannten. Auch Struktur ist sicher sehr hilfreich, um die richtigen Prioritäten zu setzen und den Überblick nicht zu verlieren. Falls ich allerdings merke, dass ich mich in möglichen Eventualitäten verzettele, hole ich mir lieber eine zusätzliche Meinung ein. Gerade im ersten Gründungsjahr haben wir Gründer deshalb auch mindestens einmal in der Woche alle offenen Punkte durchgesprochen.
herCAREER: Es läuft nie alles nach Plan – wie kann ich als Unternehmerin mit den ungeplanten Dingen im Job umgehen, so dass sie sich dennoch in die langfristige Strategie einbetten?
Haerst: Gerade bei einer langfristigen Planung fallen einzelne Geschehnisse gar nicht mehr so ins Gewicht. Abweichungen vom eigentlichen Plan zu hinterfragen, damit sie nicht noch einmal passieren, ist sicher essenziell, aber in so einem Moment dann lösungsorientiert an das langfristige Ziel zu denken, ist meiner Meinung nach das Wichtigste. Das heißt für mich auch: sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen, sondern diese auch als Chance für Verbesserungen zu sehen und nach vorne zu schauen.
herCAREER: Hatten Sie je Zweifel an Ihrer Vision? Wenn ja, was haben Sie in diesem Moment getan?
Haerst: Ich zweifle nicht daran, dass es zukünftig immer relevanter wird patientenangepasste Implantatfertigung in Krankenhausnähe zu ermöglichen. Aber ob unser Weg der richtige ist, diskutieren wir kontinuierlich. Dadurch haben wir seit der Gründung unsere Strategie auch stetig angepasst und konkretisiert. Kritisches Hinterfragen ist meiner Meinung nach immer eine sehr wichtige Basis für eine Reflexion und damit hoffentlich auch Grundlage für stetige Verbesserung.
herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
- Hardware-Start-up
- MedTech
Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?
Über die Person
Miriam Haerst hat an der TU München Maschinenbau studiert und darin promoviert. Nebenher arbeitete sie bei einem Hörgerätehersteller im 3D-Druck. Während ihrer Promotion und wissenschaftlichen Tätigkeit am Lehrstuhl für Medizintechnik konzentrierte sie sich auf die Verarbeitung von Kunststoffen für medizinische Anwendungen sowie die Auswirkungen einer medizinischen Umgebung auf Kunststoffe. Im Jahr 2017 gründete sie die Kumovis GmbH, die 3D-Drucker zur Verarbeitung von Hochleistungskunststoffen für regulierte Märkte wie die Medizintechnik entwickelt. Das Unternehmen konzentriert sich insbesondere auf den Verarbeitungsprozess mit Materialien wie PEEK, das in der Medizintechnik bereits etabliert ist. Mit der innovativen Technologie von Kumovis und additiven Fertigungsprozessen lässt sich die hohe Qualität medizintechnischer Geräte und patientenindividueller Implantate wirtschaftlich reproduzieren.
Dieses MeetUp war Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2019, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.