Gründung – zwischen Selbstverwirklichung und Selbstzweifel
Als zwei Gründerinnen in einer Männerwelt von Start-Ups und Investoren, kämpft man manchmal nicht nur mit den gewöhnlichen Herausforderungen einer Gründung. Man findet sich gelegentlich in Situationen, in denen sich das Unterbewusstsein meldet und man hinterfragt, ob eine Entscheidung auf Fakten oder dem Fakt eine Frau zu sein, basiert. In diese Position bringt man sich jedoch selbst, denn jeder Gründer hat die gleichen Möglichkeiten, die Selbstständigkeit und den Weg zum Erfolg in die Wege zu leiten. Wie man erfolgreich gründet und dabei mit den unvermeidbaren Selbstzweifeln umgeht, das erzählt Ihnen Stephanie Neumann von der Prelovee GmbH auf der herCAREER im MeetUp „Gründung – zwischen Selbstverwirklichung und Selbstzweifel.“ Lesen Sie vorab das Interview zum Thema Gründung – zwischen Selbstverwirklichung und Selbstzweifel mit Stephanie Neumann und ihrer Mitgründerin Swantje Pawlitschek.
Woher wussten Sie, dass es richtig ist, selbst zu gründen?
Stephanie: Für mich gab es nie einen anderen Plan. Mir ist Unternehmertum quasi von meiner Familie in die Wiege gelegt worden und so stand es für mich fest, dass ich einmal selbst gründen werde. Dadurch war es kein besonderer Punkt in meiner Karriere, sondern die richtige Idee, die bis dato noch gefehlt hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich versucht mir bei Google in Dublin und bei Ernst & Young in der Transaktionsberatung so viel Know-how wie möglich anzueignen, aber die Gründung an sich war schon immer das Ziel.
Swantje: Bei mir hat der Wunsch ebenfalls schon lange bestanden und sich durch die Erfahrungen, die ich im Arbeitsleben gesammelt habe, noch verstärkt. Der Wille, sein eigenes Baby aufzubauen, ist immer stärker geworden. Bei Prelovee als Mitgründerin einzusteigen, war somit der konsequente Schritt. Als ich den Schritt aus dem Unternehmen gegangen bin, war ich Teamleiterin im Marketing bei LLOYD Shoes und durfte schon auf einige Jahre Marketing- und auch Führungserfahrung zurückblicken.
Wie haben Sie sich als Gründungspartnerinnen gefunden?
Stephanie: Swantje und ich kennen uns seit mittlerweile 10 Jahren. Wir haben unser Bachelorstudium in International Management gemeinsam begonnen und unsere Freundschaft sowie unsere gemeinsamen Interessen haben uns seither über alle Kontinente und Stationen hinweg begleitet.
Swantje: Da gibt es auch die witzige Anekdote, die ich immer gerne auspacke. Für Steffi stand es schon immer fest, dass sie gründen wird, so wie für mich immer feststand, dass ich ein Marketing-Freak bin und es für mich gar keine Option gab, etwas anderes zu machen. So habe ich Steffi immer aus Spaß gesagt, dass sie ja weiß, wo sie mich findet, wenn sie gegründet hat und einen Marketingexperten zu ihrem Glück benötigt. Tadaaaa, hier sind wir nun.
Stephanie: Um seinen Gegenpart zu finden, ist es einfach grundsätzlich wichtig, mit seinem Umfeld zu sprechen und so weit wie möglich zu streuen, dass man auf der Suche nach einem Gründerpartner ist. Auf sein Netzwerk zurückzugreifen ist einfach essentiell. Es ist eher unwahrscheinlich, seinen Mitgründer über eine Stellenanzeige zu finden. Die persönliche Ebene, das Vertrauen und die fachliche „Gegensätzlichkeit“ sind einfach zu bedeutend.
Wie gehen Sie mit Selbstzweifeln und Kritikern von außen um?
Swantje: An erster Stelle ist es wichtig, mit der Einstellung ein Unternehmen zu führen, dass Feedback ein Geschenk ist. Wir vertreten immer die Meinung, dass wir nie die Entwicklung in unserer bisherigen Karriere und auch nicht mit Prelovee gemacht hätten, wenn wir Feedback und auch Kritik nicht ernst nehmen würden. Klar darf man nicht das Ruder bei jeder kleinen Kritik rumreißen und versuchen es allen wie recht zu machen. Kritik wird von uns aber immer evaluiert und bei Punkten, die unter Umständen häufiger auftreten, gibt es Handlungsbedarf, den wir bestmöglich ableiten, ohne unsere Identität oder die von Prelovee zu verlieren.
Stephanie: Kritik und auch Selbstzweifel gehören einfach zur Selbstständigkeit dazu. Man darf nie vergessen, dass man sich größtenteils in einem Mikrokosmos bewegt, der sich um das Unternehmen dreht. Diesen muss man so oft wie möglich verlassen und in den Dialog mit Außenstehenden treten. Da man aber stets an seiner Selbstreflektion arbeitet, um das tägliche Tun für den Erfolg der Firma zu analysieren und zu optimieren, bleibt es auch nicht aus, dass man daran ab und zu zweifelt. Zweifel sind in gesundem Maße richtig gut für das Unternehmen, denn so hinterfragt man auch Geschäftsmodell und Strategie ständig und kann sich und sein Unternehmen weiterentwickeln.
Was sind Ihre Tricks, als Frauen in der Startup-Welt zu reüssieren?
Swantje: Die Start-up-Welt unterscheidet sich da im Endeffekt nicht von der restlichen Wirtschaft. Frauen sind einfach in der Minderheit.
Stephanie: Uns überrascht es nur immer wieder, dass es nicht mehr Frauen gibt, die die Start-up-Welt aufmischen und deshalb ist es für uns ein Anliegen, weitere Frauen zu motivieren, den Schritt zum eigenen Unternehmen zu machen.
Swantje: Auf jeden Fall haben wir für uns gelernt, dass es wichtig ist, sich selbst treu zu sein. Wir sind frauliche Gründerinnen und versuchen nicht, irgendwelchen Rollen zu entsprechen. Man präsentiert als Gründer schließlich nicht nur sein Unternehmen, sondern auch sich selbst und das funktioniert am besten mit Authentizität.
Stephanie: Es ist wichtig anzusprechen, dass wir als Frauen eher eine Seltenheit sind, was uns jedoch in unserem Tun bestärkt. Auf Quoten zu pochen oder aktiv eine gesellschaftskritische Diskussion anzuzetteln, würde in den Gesprächen, die wir führen, nicht dienen und wir finden das auch nicht sinnvoll, denn den Gründerwillen kann man nicht erzwingen. Man kann nur versuchen mehr Frauen dafür zu begeistern und für alle das bestmögliche Ökosystem zu schaffen.
Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
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