Die Kanzlerkandidatenfrage bei der Union ist entschieden: Es wird Friedrich Merz. Bei der SPD ist noch nicht ganz sicher: Wird es erneut Olaf Scholz?

Zur Beliebtheit der beiden – und anderer potenzieller Kandidaten – gab es im September diverse Umfragen. Um nur zwei zu nennen:

  • Laut ZDF-Politbarometer befürworten 23 % aller befragten potenziellen Wähler:innen und 47 % der SPD-Anhänger:innen eine Kandidatur von Scholz. 74 % aller befragten potenziellen Wähler:innen und 49 % der SPD-Anhänger:innen sind dagegen.

  • Laut einer Umfrage von @Forsa halten nur 19 % der Befragten Merz für einen geeigneten Kanzlerkandidaten, 22 % hätten Markus Söder favorisiert. Nur 9 % finden Olaf Scholz am besten geeignet, 30 % hingegen Boris Pistorius. 18 % wünschen sich Robert Habeck als Kandidaten.

Von großer Zustimmung also bei allen Kandidaten keine Spur.
Aber geht es bei denen, die in der Politik um Führung konkurrieren, wirklich um die besten Talente zur konstruktiven Gestaltung der Geschicke des Landes? Oder vor allem um persönliche Macht – um das Ego der einzelnen Player? Wieviel Ego verträgt die Macht?

“Ich erlebe ein regressives, machiavellistisches Verständnis von Macht, eine individualistische Ellenbogenmentalität”, sagt die Politikwissenschaftlerin Sophie Pornschlegel im Interview mit herCAREER. “Dabei gehen viele Menschen mit dem Ziel in die Politik, Einfluss und Gestaltungsmacht zu erlangen, um Dinge zum Positiven zu verändern.  (…) Wir merken, dass sich die Welt verändert und dass die Stabilitätsanker, die wir einmal hatten, nicht mehr da sind. (…) Wir befinden uns in einer Transformationsphase, aber wir arbeiten weiterhin mit politischen Konzepten und Systemen aus dem 20. Jahrhundert, die immer weiter an ihre Grenzen kommen, je weiter sich die Krisen entfalten und multiplizieren.”

Von den Akteur:innen in #Politik und Wirtschaft erwartet Sophie: “Dass sie sich kritisch(er) mit ihrer Macht auseinandersetzen. Ich habe den Eindruck, dass zu viele Menschen in Machtpositionen nie darüber nachgedacht haben, wie sie Macht definieren und was sie damit erreichen wollen. Sie sind gefangen in ihren eigenen Interessen und dem Gedanken: Wie kann ich meine Macht erhalten oder vergrößern? (…)

Sobald es soziale Beziehungen gibt, wird es Machtverhältnisse geben. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir Macht ausüben, egal in welcher privaten oder beruflichen Position wir uns befinden. Und das gilt noch mal besonders für Politiker:innen, Influencer:innen und Medienschaffende, aber auch für Führungskräfte, Lehrkräfte und ältere Geschwister. Das bedeutet, dass wir uns alle fragen müssen: Was will ich mit meiner #Macht erreichen? Welche Welt möchte ich mit meinem Einfluss gestalten?“

Beim Podcast-MeetUp auf der herCAREER Expo am 17.10.2024 um 12:45 Uhr spricht Kristina Appel mit Sophie Pornschlegel über das Thema:
„Am Ende der gewohnten Ordnung: Warum wir Macht neu denken müssen. Eine kritische Analyse deutscher und internationaler Macht-Politik“.
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herVIEW - Natascha Hoffner

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
veröffentlicht bei LinkedIn 25.09.1024