„Donald Trump mobilisiert vor allem Männer, Kamala Harris eher Frauen. Entscheidet der Geschlechterkampf die Wahl?“ fragt ZEIT ONLINE (Z+).
Der Gender-Vote-Gap: Männer und Frauen wählen in den USA seit Jahrzehnten unterschiedlich. Bei den Wahlen nächste Woche wird die Kluft vermutlich so groß sein wie noch nie.
Trump konzentriere sich darauf, möglichst viele Männer zu mobilisieren. Die Bewohner der „Mannosphäre“, dem testosteronreichen Teil des Internets, habe er praktisch schon in der Tasche. Das Klischee vom amerikanischen Mann: aggressiv und kernig, reich und mächtig (zumindest als Familienpatriarch), er angelt und isst Steak.
Das Frauenbild: nicht minder rückwärtsgewandt – verkörpert von den Frauen im Umfeld des Kandidaten: „In Trumps Orbit wird alles, was als weiblich gilt, auf geradezu groteske Weise betont. Trump-Frauen sind Realität gewordene Instagram-Filter, Karikaturen traditioneller Weiblichkeitsvorstellungen. (…) Was Trump und seine Republikaner anbieten, ist Unterscheidbarkeit: die klare Zuordnung und Erkennbarkeit der beiden Geschlechter. Es ist die sichtbarste Abgrenzung von den Gender-Diskursen des progressiven Lagers in den vergangenen Jahren. Es ist Ästhetik gewordener Kulturkampf.“ Trumps christlich-konservativer Vize J. D. Vance stehe ergänzend für die Wiederherstellung traditioneller Familienwerte: Frauen wird hauptsächlich die Rolle der Gebärenden und Erziehenden zugeteilt. Feindbild einer „gesunden“, kinderreichen Nation ist die progressive, weibliche Führungselite – Frauen wie Kamala Harris („childless cat ladies“).
Ein Rollenbild, das laut ZEIT in der breiten Mehrheit der amerikanischen Gesellschaft nicht anschlussfähig ist. Weil zumindest Vance das wisse, gebe er dem Ganzen einen sozialkonservativen Anstrich: Wir tun etwas für Familien. Da wird sogar der kritische Punkt Abtreibungsrecht integriert nach dem Motto: In einer kinderfreundlichen Gesellschaft brauchen Frauen nicht mehr abzutreiben. Der Verlust von Rechten und die Reduktion auf ihre biologischen Eigenschaften wird den Frauen als Schutzmaßnahme verkauft. Ausgerechnet Trump als Beschützer der Frauen (wie er wörtlich behauptet).
Kamala Harris setzt sich für das Recht auf Abtreibung ein. Laut ZEIT will sie jedoch Präsidentin werden, ohne auf Identitätspolitik zurückzugreifen, sie vermeidet es, ihre Rolle als Frau und Schwarze zu betonen. Interessant die Rolle ihres Vize: Tim Waltz sei für Demokraten „zu einem Vorbild geworden, denn er zeigt, wie Männlichkeit sein kann im modernen Amerika: ein Mann, der sich damit wohlfühlt, für eine Frau zu arbeiten – während er in seiner Freizeit an Autos schraubt und jagen und angeln geht. Die Botschaft lautet: Männer können beides zugleich sein: ‚echte‘ amerikanische Kerle im Sinne des Klischees, das die Trump-Welt verbreitet. Aber auch Väter, Partner, Progressive.“
Am Ende sei es eine Mobilisierungsfrage: Gehen mehr Männer oder mehr Frauen zur Wahl?
Ein Beitrag von herCAREER,
veröffentlicht bei LinkedIn 31.10.2024