Das ZDF sprach darüber mit Paulina Sliwa, Professorin für Philosophie an der Universität Wien. Zusammen mit dem amerikanischen Philosophen Tom McClelland versucht sie, die ungerechte Verteilung der #Carearbeit zwischen Frauen und Männern mit der Theorie der #Affordanz zu erklären.
Demnach sind hier unterschiedliche Wahrnehmungen entscheidend. Wir sehen in vielen Fällen nicht nur Gegenstände, sondern auch die damit verbundenen Handlungsmöglichkeiten: einen Apfel, den wir essen können; schmutziges Geschirr, dass wir abwaschen können – oder eben auch nicht.
Dass es im Bereich der Hausarbeit geschlechtsspezifische Wahrnehmungsunterschiede gibt, ist laut Sliwa empirisch belegt (was nicht heißt, dass es keine Ausnahmen gibt). Selbst bei einem egalitären Verständnis von Partnerschaft und wenn beide Partner:innen erwerbstätig sind, gibt es diese Unterschiede.
Aber Sliwa sagt auch: „Genauso, wie man lernen kann, den Abwasch zu machen, kann man auch lernen, zu sehen, dass die Teller abzuwaschen sind. Also diese Wahrnehmung von Affordanzen ist eine Fähigkeit, die man sich genauso aneignen kann und auch muss wie alle anderen Fähigkeiten auch.“
Notwendig sei es jedoch, dass dafür die entsprechenden gesellschaftlichen Voraussetzungen geschaffen werden: Damit zum Beispiel auch Männer lernen können, sich um Kinder zu kümmern, müssen sie die Möglichkeit haben, #Vaterschaftsurlaub und #Elternzeit zu nehmen. Und schon bei der Sozialisation von Kindern ist es wichtig, nicht ein traditionelles Rollenverhalten zu fördern, sondern ihm aktiv entgegenzuwirken.
Übrigens: Der Hauptgrund für den #GenderPayGap, heißt es in einem ZDF-Video zum #EqualCareDay, liegt genau in dieser ungleichen Verteilung von Sorgearbeit in unserer Gesellschaft.
Es gebe zwar Fortschritte hin zu einer gerechteren Aufteilung der Arbeit, sagt Sliwa zum Schluss. „Dennoch bleibt bis heute viel Ungleichheit und der Weg ist noch weit.“
Welche Erfahrungen habt ihr mit solchen Wahrnehmungsunterschieden gemacht? Seht ihr noch weitere Ansatzmöglichkeiten für eine Verbesserung?
Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
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