„Im Job netzwerken Männer fleißig, als Väter tun sie sich damit schwer – auf dem Spielplatz sieht man sie oft allein. Warum wollen Väter nicht mit anderen Vätern abhängen?“, fragt Lukas Weyell bei ZEIT ONLINE.
„Mütter in meinem Bekanntenkreis (…) organisieren sich und bauen sich ein soziales Netzwerk um die Kontakte der Kinder. Und die Väter? Die bleiben für sich.“
Die Entwicklungspsychologin Lieselotte Ahnert, Autorin des Buches „Auf die Väter kommt es an“, sagt: „Der Mann verharrt von klein auf in anderen Kommunikationsstrategien als Frauen, etwa wenn er mit Faktenwissen seine Überlegenheit darstellen will.“ Schon im Kindergarten kommunizierten Mädchen eher egalitär und tauschten sich über Emotionen aus, während Jungen sich hierarchisch organisierten und Rangordnungen ausmachten: Wer ist der Chef? Wer die Nummer zwei? Gefühle haben da als Zeichen von Schwäche keinen Platz – und werden, wenn überhaupt, nur im Gespräch mit Mädchen bzw. Frauen thematisiert.
Bei der Bildung von Eltern-Netzwerken mit der Funktion, sich gegenseitig zu informieren und zu unterstützen, spiele auch die ungleiche Verteilung von #CareArbeit eine Rolle, so die Erziehungswissenschaftlerin Barbara Thiessen. Der Großteil der Väter nehme, wenn überhaupt, höchstens zwei Monate Elternzeit, oft gleichzeitig mit der Mutter. Thiessen: „Diese Väter müssen keine eigenständige Care-Praxis ausbilden. Sie übernehmen keine wirkliche Verantwortung für das Kind und bleiben quasi Praktikanten der Mütter.“ Für sie reiche es aus, dass die Mütter ihre Netzwerke haben, die sie bei Bedarf mitnutzen können. (Denn: „Netzwerken ist anstrengend, frustrierend und eben auch viel Arbeit“, meint Weyell.)
Eberhard Schäfer vom Väterzentrum Berlin sieht Väter und Mütter in der Verantwortung: „Die Geschlechterstereotype sind nach wie vor sehr wirksam. Wenn nicht beide gewillt sind, dagegen zu arbeiten und immer wieder miteinander im Gespräch darüber zu sein, führt das häufig dazu, dass jeder das macht, was intuitiv am einfachsten ist, und das ist oft die traditionelle Rollenverteilung.“
Das Väterzentrum wird vor allem von getrennt erziehenden Vätern aufgesucht – die offenbar ein größeres Bedürfnis nach Unterstützung und Austausch haben. Auch Weyell wünscht sich ein Netzwerk – „und zwar aus Müttern und Vätern. Zwar habe ich Kontakt zu Müttern, aber bestimmte Dinge kann ich mit ihnen nicht besprechen. Es gibt eben Themen, die verstehen nur Väter: die Frustration, wenn das Kind lieber nur bei Mama sein will, die Kämpfe darum, wer wann Betreuungszeit übernimmt, und der Wunsch nach einer eigenständigen Erziehungsarbeit, die sich von der der Mutter unterscheidet.“
Lieselotte Ahnert sagt: „Wir beobachten, dass der moderne Mann, der nicht nur Versorger, sondern auch aktiver Vater sein will, denselben Druck verspürt, Arbeit und Familie zu vereinen wie die Frauen.“ Aber? „Väter reden nicht so viel darüber.“
Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
veröffentlicht bei LinkedIn 06.12.2023