„Geht es um Geschlechtergerechtigkeit, Sexismus oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, suchen viele Männer schnell das Weite“: Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer in DER SPIEGEL.

„Die Ausreden und Begründungen, weshalb man(n) sich bei Fragen rund um Sexismus und dessen Beseitigung lieber raushält, sind überraschend deckungsgleich. Mehr noch, wir können ein wiederkehrendes Muster erkennen.“

▶ Alibi Nr. 0: „Frauen verdienen keine Gleichberechtigung“
Eigentlich kein Alibi, sondern Ausdruck einer bewusst frauenfeindlichen Einstellung. „Untersuchungen legen nahe, dass jeder dritte Mann in Deutschland  ein geschlossen antifeministisches oder sexistisches Weltbild hat.“ Aber: „Es bleiben rund zwei Drittel der Männer, bei denen es zumindest Hoffnung auf Verständnis und Unterstützung im Einsatz gegen Sexismus gibt.“ Auch bei den „unbewussten Sexisten“ sehen die Autoren jedoch Unverständnis und Ignoranz, die sie unter die drei folgenden Kategorien subsumieren.

▶ Alibi Nr. 1: „Frauen sind doch schon gleichberechtigt“
„Viele Männer negieren die Existenz des Problems. Dabei wird gern auf das Grundgesetz oder die Fortschritte der letzten Jahrzehnte verwiesen. Pay-, Care-, Pension- und Power-Gap? Egal.“ Hier sehen die Autoren „die geballte Kraft des männlichen Privilegs, die felsenfest überzeugt ist: ‚Weil ich nicht diskriminiert werde, wird folglich auch niemand anders diskriminiert.‘ Männer unterschätzen maßlos die Wirkung einer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, die sie als Männer in fast allen Belangen (…) als Norm und Standard festlegt.“

▶ Alibi Nr. 2: „Das ist ein reines Frauenthema“
Sich wegen eigener Wissens- und Erfahrungsdefizite herauszuhalten bedeute, die Problemlösung an die Menschen zu delegieren, die unter eben diesem Problem leiden: an Frauen (und queere Menschen). Und wer sich bei Sexismus-Kritik gleich persönlich angegriffen fühle, verkenne: Wenn ich als Mann nicht selbst übergriffig werde, heißt das nicht, „dass ich nicht trotzdem – bewusst oder unterbewusst – Teil einer patriarchalen Struktur bin, von der ich profitiere“. So werde die Chance vertan, „als männlicher Verbündeter – Male Ally – mehr über das Thema zu lernen (…) und einen Beitrag zur Veränderung zu leisten.“

▶ Alibi Nr. 3: „Wir haben doch wirklich größere Probleme zu lösen“
Immer scheine es Dringlicheres zu geben, Gender Equality werde oft wie ein Luxusthema behandelt und Frauen unterstellt, zu übertreiben. Doch statt „Whataboutism“ zu betreiben, sollte bedacht werden: Wer Geschlechtergerechtigkeit fördere, trage damit zur Lösung anderer Probleme bei, nicht zuletzt in der Wirtschaft.

„Der Weg eines Mannes zum aktiven Verbündeten (…) beginnt mit einer ehrlichen Selbstanalyse. (…) Fortschritt werden wir als Gesellschaft nicht erzielen, wenn Männer das Thema weiter negieren, delegieren oder relativieren,

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Ein Beitrag von herCAREER, 
veröffentlicht bei LinkedIn 12.03.2024