„Gute Beziehungen zu anderen Menschen sind essentiell für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Jedoch unterschätzen wir manchmal, wie glücklich es uns machen kann, soziale Handlungen auszuführen“, schreibt Lea Mörsdorf (Uni Zürich) mit Bezug auf die #Studie „Undervaluing Gratitude: Expressers Misunderstand the Consequences of Showing Appreciation“ von Amit Kumar und Nicholas Epley.
Die Studienautoren stellten fest, dass Menschen den positiven Effekt unterschätzen, den es hat, Dankbarkeit auszudrücken. Für sie ist es offensichtlich, dass sie dankbar sind, sie gehen davon aus, dass die „Empfänger“ dies wahrnehmen, und halten es nicht für nötig, ihre Dankbarkeit explizit auszudrücken. Womöglich befürchten sie sogar, die „Empfänger“ könnten sich peinlich berührt fühlen – doch diese würden eigentlich eher positiv überrascht sein.
„Dankbar sein heißt, das Positive bemerken“, so Christian Thiele bei Personalwirtschaft. Die Quelle der Positivität verorte man oft außerhalb von sich selbst: „Ich bin dankbar FÜR etwas, und ich bin JEMANDEM dafür dankbar.“
Gerade im Arbeitsleben sei das wichtig: „Vor allem junge Menschen erwarten viel Wertschätzung und Dankbarkeit von ihren Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten! Sonst suchen sie sich einen anderen Job.“ Die Verantwortung sieht Thiele vor allem bei den Führungskräften: „Echte Dankbarkeitskultur muss von oben kommen. Gerade weil es Dankbarkeit häufig eher schwer hat in der Arbeit, muss sie von der Spitze der Organisation vorgelebt werden.“ Und Chef:innen sollten nicht zuletzt denen danken, denen sonst selten gedankt wird.
Das findet auch die Herzchirurgin Dr. med. Dilek Gürsoy, wie sie im Interview mit herCAREER sagt: „Wir sollten hier respektvoller miteinander umgehen. Für mich ist wertschätzende Kommunikation generell sehr wichtig: Arzt oder Ärztin mit dem Pflegepersonal, mit dem Reinigungsdienst, mit dem Fahrdienst, mit allen.“ Und sie appelliert an die Führungskräfte: „Fördert verdammt noch mal auch Frauen. Lasst sie nicht den schweren Weg gehen, den wir gehen mussten.“
Wertschätzung brauche nicht langatmig ausgedrückt zu werden, findet Vera Strauch, sondern auch in einem „Four-Sentences-Feedback“, um „auf den Punkt klar zu sagen, was ich meine. Das heißt NICHT, dass ich deshalb unfreundlich oder wortkarg bin. Im Gegenteil. Ich finde es sehr wertschätzend, klar und kurz zu formulieren.“
Spannend finde ich auch den Ansatz des Buchs „Radikale Freundlichkeit“ von Nora Blum. Sie zeigt wie Freundlichkeit dazu dienen kann, Brücken zu bauen, Konflikte zu lösen und Gemeinschaften zu stärken. Sie ist kein Ausdruck von Schwäche und bedeutet nicht, keine Grenzen zu setzen und sich alles gefallen zu lassen. Weil Freundlichkeit gut für Beziehungen ist, ist sie auch gut für die eigene Lebenszufriedenheit. Aus all dem können wir doch viel mitnehmen, um Wertschätzung, Dankbarkeit und Freundlichkeit in unseren Alltag zu integrieren – zum allseitigen Gewinn!
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Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I Preisträgerin des FTAfelicitas-Preis des Femtec. Alumnae e.V.I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I Herausgeberin der Bücher „Frauen des Jahres“ im Callwey Verlag
veröffentlicht bei LinkedIn 13.02.2025
Quelle:
- https://www.psychologie.uzh.ch/de/bereiche/dev/lifespan/erleben/berichte/dankbarkeit.html
- https://www.her-career.com/dilek-guersoy-kein-maennliches-ego-bringt-mich-von-meinem-ziel-ab
- https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0956797618772506
- https://www.personalwirtschaft.de/news/hr-organisation/danke-dankbarkeit-konstruktiv-positiv-kolumne-95653
- zum Beitrag von Vera Strauch: https://shorturl.at/i5wVz
- zum Beitrag von Nora Blum: https://www.linkedin.com/posts/nora-blum-kindness_bekind-activity-7293535685108531201-QD65