„Noch immer sind Frauen in der Politik unterrepräsentiert. Oft werden Frauenquoten als mögliches Mittel diskutiert, um Parität zu erreichen“, schreibt das Wissenschaftszentrum Berlin fuer Sozialforschung (WZB).
Doch während es in Diskussionen meist um die Fairness von Quoten gehe, würden deren tatsächliche Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Frauen in Führungspositionen oft vernachlässigt.
Laut einer Studie der WZB-Forscherin Jessica Kim und ihrer US-Kollegin Kathleen M. Fallon von der Stony Brook University hat die Einführung von Geschlechterquoten einen erheblichen Einfluss auf die öffentliche Meinung über Frauen in der Politik – und stärkt das ihnen entgegengebrachte Vertrauen. Basis der Studie waren Daten aus 87 Ländern zu den Einstellungen gegenüber Frauen in der Politik sowie ein globaler Datensatz zu Geschlechterquoten.
Zentral, so das Fazit, sei die Sichtbarkeit: „Wenn mehr Frauen als Politikerinnen sichtbar sind, ändert sich die öffentliche Wahrnehmung von Frauenrollen.“
Nicht alle Arten von Quoten haben allerdings den gleichen Effekt. WZB: „Die Forscherinnen unterscheiden zwischen vier verschiedenen Typen von Quoten, je nachdem, ob sie eine hohe oder niedrige Sichtbarkeit gewährleisten. Auch entscheidend ist, ob die Quote eine bestimmte Anzahl von weiblichen Kandidaten vorschreibt oder ob eine bestimmte Anzahl von Plätzen nur für Frauen reserviert wird (unabhängig von den Kandidaten).“
Nur „Kandidatenquoten“ (im Gegensatz zu reservierten Plätzen) wirkten sich signifikant und positiv auf die öffentliche Meinung aus – wenn sie einen Anteil von mindestens 10 % weibliche Kandidaten vorschreiben und wenn sie rigoros durchgesetzt werden.
Das Ergebnis: „Im Vergleich zu Staaten ohne Geschlechterquoten ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Befragten Frauen in der Politik im Allgemeinen gutheißen, bei Kandidatenquoten um bis zu 38,6 Prozent höher.“
Jessica Kim erläutert im Gespräch mit dem WZB: „Kandidatenquoten von 10 oder mehr Prozent, die wirklich durchgesetzt werden, wirken sich am positivsten auf die Einstellungen aus. (…) Die Funktion der Quote ist es, Frauen zu ermöglichen, mit Männern in einen fairen Wettbewerb um Positionen zu treten. Hält man nun einer Frau einfach einen Platz frei, stellt sich aber die Frage, ob sie ihn zu Unrecht erhalten hat. Deshalb empfehlen wir Kandidatenquoten statt reservierter Plätze im Parlament. Wenn eine Frau kandidiert und eine schlechte Kandidatin ist, wird sie schließlich auch nicht gewählt.“
Quoten, meint die Forscherin, „geben den Frauen den Raum, ihr Können zu zeigen. So gewinnen sie das Selbstvertrauen zu sagen: Ich kann das und ich bin eine gute Politikerin oder Führungspersönlichkeit. Unsere Ergebnisse sind deshalb überall dort anwendbar, wo Frauen im öffentlichen Bereich eine Führungsrolle einnehmen.“
Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
veröffentlicht bei LinkedIn 12.06.2024