„Die Hausfrau – was Care-Arbeit mit Kapitalismus zu tun hat“ so der Titel einer Sendung des SWR2.

„Die meisten Mütter wuppen Haushalt, Kinder und Beruf. Für ihre Männer bequem, für die Gesellschaft günstig. #CareArbeit passiert aus Liebe. Die Idee, dass Frauen sie von Natur aus gern machen, ist eine profitable Idee, denn so muss der Markt dafür nicht bezahlen.“

Frauen leisten rund doppelt so viel unbezahlte Care-Arbeit wie Männer. Der Wert dieser Arbeit müsste laut der Ökonomin Dr. Christine Rudolf (sie nennt die Zahl von 825 Mrd. €) in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einbezogen werden.

Die Hausfrau ist ein historisch junges Phänomen. Die Industrialisierung bedingte eine neue Arbeitsteilung: Frauen kümmerten sich um Haushalt und Kinder, damit Männer außer Haus Geld verdienen konnten. Die unbezahlte Arbeit der Ehefrau, ihre Fürsorge als Mutter wurde zum Liebesdienst und zur weiblichen Bestimmung stilisiert. Dass alle Menschen (zeitweilig) fürsorgeabhängig sind, wurde ausgeblendet – diese Abhängigkeit sollte ökonomisch keine Rolle spielen.

In der Weimarer Republik erlangten Frauen das Wahlrecht und mehr Berufsmöglichkeiten. Doch in der Nazizeit sollten sie vor allem Kinder gebären – und im Krieg die Männer an der Front ersetzen. Als die nach Kriegsende heimgekehrt waren, schickte man die Frauen an den Herd zurück. Das gilt für den Westen, in dem die Hausfrau zur Ikone wurde – und die werktätige Frau des Ostens zum Schreckgespenst.

Die Frauenbewegung in den 70er Jahren brachte auch eine Diskussion über unbezahlte Sorgearbeit und die Initiative „Lohn für Hausarbeit“. Zunehmend wurde es für Frauen aber ökonomisch notwendig, erwerbstätig zu sein. Die Arbeit zu Hause blieb dennoch weitgehend an ihnen hängen – eine enorme Zusatzbelastung, in der Öffentlichkeit aber lange kein Thema.

Seit ein paar Jahren gibt es den Begriff des #MentalLoad : All die großen und kleinen Dinge, um die man sich im Familienalltag kümmern, an die man denken muss, damit der Laden läuft. Das Gefühl, immer für alles zuständig zu sein, ist bis heute Bestandteil der weiblichen Sozialisation, so die Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach.

Wer es sich leisten kann, lagert Teile des Problems aus, an Betreuerinnen und Putzfrauen, oft mit migrantischem Hintergrund: meist mühevolle Arbeit für wenig Geld.

Immer mehr Frauen stoßen an ihre Belastungsgrenze, chronische Erschöpfung, Burnout und Depressionen nehmen zu – und damit auch die gesamtgesellschaftlichen Kosten. Schutzbach: Statt der Lohnarbeit muss die Care-Arbeit ins Zentrum von Gesellschaft und Wirtschaft rücken.

Wie könnte Care-Arbeit gerechter verteilt und von allen geleistet werden? Notwendig wären eine Arbeitszeitverkürzung für alle und andere Strukturen: bessere Kinderbetreuung, flexiblere Teilzeitmodelle, Abschaffung des Ehegattensplittings und Schutz vor Altersarmut.

„Um die mächtige kapitalistische Logik zu ändern, bedarf es einer gesellschaftlichen Kehrtwende. Getragen von Frauen UND Männern.“

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
veröffentlicht bei LinkedIn

Quellen:

  • https://www.swr.de/swr2/wissen/die-hausfrau-was-care-arbeit-mit-kapitalismus-zu-tun-hat-swr2-wissen-2022-09-02-102.pdf
  • https://care-revolution.org/aktuelles/die-drei-grossen-zahlen/
  • https://www.swr.de/swr2/wissen/die-hausfrau-was-care-arbeit-mit-kapitalismus-zu-tun-hat-swr2-wissen-2022-09-02-100.html