- Die Beiersdorf-Aufsichtsrätin Prof. Manuela Rousseau stellt am 11. Oktober auf der herCAREER ihr Buch „Wir brauchen Frauen, die sich trauen“ vor – im Gespräch mit Susanne Klingner, Redaktionsleiterin von Plan W, dem Wirtschaftsmagazin der Süddeutschen Zeitung
- Besucher/innen können sich mit ihr auf der herCAREER@Night persönlich über Karrierestrategien austauschen
„Wir brauchen mehr Solidarität untereinander“
Der Weg erfolgreicher Frauen an die Spitze verläuft selten geradlinig. So war auch Prof. Manuela Rousseau auf ihrem Karriereweg mit Brüchen und heftigen Niederlagen konfrontiert. Dennoch sitzt sie seit 20 Jahren im Aufsichtsrat von Beiersdorf, seit April dieses Jahres als stellvertretende Vorsitzende. „Wir brauchen Frauen, die sich trauen“ lautet der Titel ihres autobiografischen Buchs, das sie auf der herCAREER 2019 vorstellt.
„Trotz hoher Kompetenzen sind Frauen oft überzeugt, dass sie ihren Erfolg nicht verdient haben. Wenn sie in ihrer Karriere an Grenzen stoßen, suchen sie die Ursache bei sich selbst“, weiß Manuela Rousseau. Um Frauen Mut zu machen und ihnen zu helfen, Selbstzweifel zu überwinden, hat die Aufsichtsrätin von Beiersdorf ein Buch über ihre Erfolge und Niederlagen geschrieben.
Sich von herkömmlichen Mustern befreien
„In meinem Buch zeige ich, wie Frauen sich aus Mustern befreien können, die nicht zu ihnen passen, um so die beste Version von sich selbst zu werden“, erklärt Rousseau. Den Grundstein für den Musterbruch legte sie selbst schon früh. Als sie hörte, dass ihre Mutter lieber einen Jungen gehabt hätte – dahinter stand die Vorstellung geringerer Karrierechancen von Frauen, spornte sie dies noch mehr an, auszubrechen und ihren eigenen Weg zu gehen. Nach Niederlagen wie etwa dem Konkurs des von ihr in jungen Jahren gegründeten Unternehmens gab sie nicht auf, sondern ihrer Karriere eine neue Richtung. Als Quereinsteigerin mit Hauptschulabschluss hat sie es nicht nur zur Professorin, sondern auch als eine der ersten Frauen in den Aufsichtsrat eines DAX-Konzerns geschafft.
„Frauen sollten begeistert auf Angebote reagieren und nicht zögern“, so lautet eines der Learnings der erfolgreichen Managerin, die sich immer auch ehrenamtlich engagierte, beispielsweise für den Förderkreis „Rettet die Nikolaikirche“. „Wer Verantwortung in Ehrenämtern übernimmt, qualifiziert sich für Führung. Wer in Vereinen an entscheidenden Stellen mitmischt, kann dort an den Aufgaben wachsen und die eigenen Kompetenzen unter Beweis stellen.“ Zudem verschaffte ihr das Ehrenamt Sichtbarkeit: Sie wurde mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet und Medien bezeichneten sie schon damals als „Macherin“. „So kam es, dass man mir zutraute, größere Aufgaben zu übernehmen.“
Auch den Professorentitel erlangte sie vor allem dadurch, dass sie sich von ihren Selbstzweifeln nicht bremsen ließ. „Bei meiner ersten Vorlesung hatte ich noch wenig Selbstbewusstsein – und Angst zu scheitern. Doch nur wer wagt, gewinnt.“ Als sie das erste Mal zur Wahl im Aufsichtsrat bei Beiersdorf antrat, hat sie zwar verloren und ihre Enttäuschung war groß. „Erst im zweiten Schritt war mir klar, dass ich den Weg für Frauen als ernstzunehmende Kandidatinnen bereitet hatte.“
Das Ziel: Mehr Frauen in den Vorstand bringen
Seit der letzten Aufsichtsratswahl sitzen fünf Frauen im zwölfköpfigen Aufsichtsrat von Beiersdorf. Dadurch sind die Diskussionen laut Rousseau offener geworden. „Frauen trauen sich manchmal Dinge zu fragen, die Männer nicht fragen würden.“ Das sei nicht mutig, sondern notwendig: Nur wer Wissenslücken offen anspreche und auf diese Weise schließe, kenne alle Details, die für weitreichende Entscheidungen erforderlich seien.
Letztlich habe allerdings nur die gesetzliche Quote mehr Frauen in den Aufsichtsrat gebracht – derzeit sind es über 30 Prozent. „Freiwillige Quoten für die Vorstandspositionen bewirken hingegen wenig“, meint Rousseau. Die Quote hält sie deshalb für eine vorübergehende Krücke. Daneben könnten Frauennetzwerke helfen, dass Frauen voneinander lernen und sich solidarisieren, um gemeinsam aufzuholen. Letztlich brauche es die Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten – von Frauen und Männern. „Das erfordert Mut. Wir werden uns immer wieder gegenseitig ermutigen müssen, um das zu erreichen.“
Auf der herCAREER stellt Manuela Rousseau am Vormittag des 11. Oktober ihr Buch „Wir brauchen Frauen, die sich trauen“ vor. Am Abend können Besucher/innen sie als Table Captain persönlich treffen und sich mit ihr auf der herCAREER@Night über ihre Erfahrungen austauschen.
Über die Person
Prof. Manuela Rousseau ist seit 20 Jahren Mitglied im Aufsichtsrat der Beiersdorf AG, seit April 2019 in der Position der stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden. Zudem sitzt sie schon zehn Jahre im Aufsichtsrat der maxingvest ag. Die Aufsichtsratspionierin engagiert sich ehrenamtlich bei Frauen in die Aufsichtsräte e. V. (FidAR) und im Verband Führungskräfte Chemie (VAA). Während ihrer Tätigkeit als Konzernsprecherin der Beiersdorf AG begann sie 1992 an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater im Studiengang Kultur- und Medienmanagement zu lehren. Ihr Fachgebiet, für das sie eine Professur hat und das sie mit Publikationen begleitet, ist Fundraising Management. Die Quereinsteigerin mit Hauptschulabschluss und gescheiterte Betreiberin eines Unternehmens in der Unterhaltungsbranche erhielt schon zahlreiche Auszeichnung, wie etwa 1999 die Bundesverdienstmedaille für ihr ehrenamtliches Engagement. Die Vogue Business wählte sie 2002 zu den 100 Top-Business-Frauen in Deutschland. In der Kategorie „Frauen in Führung“ erreichte sie das Finale des EMOTION Award 2018. Ihr Buch „Wir brauchen Frauen, die sich trauen: Mein ungewöhnlicher Weg bis in den Aufsichtsrat eines DAX-Konzerns“ ist im April 2019 im Ariston Verlag erschienen.
Im Interview mit der herCAREER spricht Prof. Manuela Rousseau über ihren Werdegang und erklärt warum Frauen in Aufsichtsräten so gut für den restlichen Konzern sind.