Ist das Gleichberechtigung oder kann das weg?
So die Headline der taz zu einem Text von Lilly Schröder über die Feiertagsdiskussion in Berlin: Dort ist der Internationale Frauentag am 8. März (ebenso wie in Brandenburg) seit 2019 ein gesetzlicher Feiertag, doch nun wollen ihn die dortigen Unternehmerverbände abschaffen. Angeblich würden dadurch 230 Millionen € zusätzliche Wirtschaftsleistung generiert.
Laut Schröder ist das eine zweifelhafte Zahl – doch das eigentliche Problem der Aussage liege darin, „dass durch diese Argumentation Werte wie Gerechtigkeit und Gleichheit zu bloßen ökonomischen Kennzahlen degradiert und zur Ware gemacht werden.“
Die (ausschließlich männlichen) Vertreter der Unternehmerverbände ignorierten die Realität und das Ausmaß der Probleme, mit denen Frauen täglich konfrontiert sind. „Es gibt genau zwei Tage im Jahr, an denen Medien, Politiker*innen und Gesellschaft über Femizide, häusliche Gewalt, Lohnlücken und gläserne Decken sprechen: den 8. März und den 25. November, den Tag gegen Gewalt gegen Frauen. Davor, dazwischen und danach: Stille. Den 8. März wie vorgeschlagen auf einen Sonntag zu verschieben, würde bedeuten, auch diesen Feiertag mit der Decke des Schweigens zu ersticken.“
Übrigens ist Berlin das Bundesland mit den wenigsten Feiertagen.
Ebenfalls in der taz weist Marie Frank angesichts des Frauentags-Kostenarguments auf die Kosten hin, die (vor allem) Männer in Machtpositionen verursachen: durch überhöhte Boni, Steuerhinterziehungen oder wirtschaftskriminelle Machenschaften. Insofern sei es das Patriarchat, das wir uns nicht mehr leisten können. „Lasst uns Männer mit Macht abschaffen – nicht den Frauentag“, so Franks Plädoyer.
„Was Männer kosten: Der hohe Preis des Patriarchats“ lautet auch der Titel eines Buchs von Boris von Heesen und des Events mit dem Autor in der herCAREER Academy.
Unfälle, Sucht, Gewalt, Wirtschaftskriminalität, Extremismus – „Männer dominieren die Statistiken des Abgrunds“. Boris von Heesen trägt in seinem Buch zusammen, wie hoch der Preis ist, den wir alle für toxische männliche Verhaltensweisen bezahlen: in Deutschland über 63 Milliarden Euro jedes Jahr – mindestens. In seinem Vortrag spricht er über die Ursachen und die Auswirkungen des dramatischen Ungleichgewichts und was wir dagegen tun können. Seine These: Es gibt Wege aus dem Dilemma, die mit mehr Feminismus beginnen – auch für Männer.
Für uns bei #herCAREER ist zwar jeden Tag Frauentag, aber der Internationale Frauentag mit seiner Tradition im Kampf für #Gender Equality ist selbstverständlich ein wichtiges Datum! Es erinnert uns alle daran, wie viel Frauen schon geschafft haben, wie viel aber auch noch vor uns liegt, um wirklich gleiche Chancen für jede:n zu schaffen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft und sozialem Status.
Eine kompakte Übersicht der errungenen Frauenrechte findet ihr auf unserer Seite: UNAPOLOGETIC FEMALITY – T-Shirt
Und es gibt Rückschläge – was vielleicht nicht verwunderlich ist. „Je stärker die Frauen, desto größer der Widerstand – ich nenne dieses Phänomen das ‚feministische Paradoxon‘“, sagt Dr. Susanne Kaiser, Autorin des Buchs „Backlash – Die neue Gewalt gegen Frauen“, im Interview mit herCAREER.
„Der Backlash und die autoritären Bewegungen zeigen, wie weit die feministischen Errungenschaften gekommen sind. Es gibt viel mehr Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen. (…) Ich sehe es optimistisch, wie wir in Sachen Gleichberechtigung vorangehen. Die Mehrheit will in einer Demokratie leben. Diese Fortschritte lassen sich nicht wieder zurückschrauben, genauso wenig das Bewusstsein für toxische Männlichkeit.“

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I Preisträgerin des FTAfelicitas-Preis des Femtec. Alumnae e.V.I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I Herausgeberin der Bücher „Frauen des Jahres“ im Callwey Verlag
veröffentlicht bei LinkedIn 05.03.2025
Quelle:
- https://taz.de/Debatte-um-Feiertage/!6061474/
- https://taz.de/Debatte-um-Feiertag-am-8-Maerz/!6057283/
- Zum Beitrag in der herCAREER Academy mit Boris von Heesen: Was Männer kosten: Der hohe Preis des Patriarchats und wie wir ihn reduzieren können
- zum Interview mit Susanne Kaiser bei herCAREER: „Der Backlash und die autoritären Bewegungen zeigen, wie weit die feministischen Errungenschaften gekommen sind.“